Foto: Facebook

Foto eines Verdächtigen sorgt für Wirbel. Mann macht sich Sorgen um Frau und sucht nach Hinweisen.

Villingen-Schwenningen - Bilder von Verdächtigen schießen und diese anschließend auf Facebook hochladen? Ein aktueller Fall in Schwenningen sorgt derzeit für Wirbel im Netz. Die Polizei hält das Vorgehen für gefährlich.

Ein Mann mit dunkler Jacke, Cap und Jeans steht am Straßenrand in der Nähe des Schwenninger Bahnhofs – Hände in der Hosentasche, Blick auf die Straße gerichtet. Das Bild wirkt auf den ersten Blick harmlos, doch die Beschreibung hierzu lässt aufhorchen.

Ein Bürger aus Schwenningen schreibt, dass seiner Frau dieser Mann in den vergangenen Wochen aufgefallen sei, "er beobachtet meine Frau und unsere zweijährige Tochter". Sie hätten außerdem "in unmittelbarer Nähe einen schwarzer Sprinter mit vermutlich osteuropäischem Kennzeichen" wahrgenommen. Der Mann sei anschließend auf die beiden zugegangen und hätte "etwas Unverständliches" gemurmelt. Am Schluss des Beitrags wird die Frage gestellt, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hätte.

Über 600 Mal wurde das Bild bislang geteilt, um auf den Mann aufmerksam zu machen und Hinweise zu sammeln. Offenbar mit Erfolg: "Eine Frau hat sich bereits gemeldet, dass sie den Mann auch schon beobachtet hat", berichtet der Beitragsverfasser gegenüber unserer Zeitung. Er erzählt, dass er Angst um seine Frau und Kinder hat, "man hört ja schon einige Dinge und das hat nichts mit Flüchtlingen zu tun."

Doch nicht alle sehen den Aufruf gelungen, halten es zum Teil sogar für Hetze – schließlich seien das alles nur unterschwellige Vermutungen, ohne, dass es einen Vorfall gegeben hätte. Ein Facebook-Benutzer fragt, ob jetzt alle "ausflippen", man solle aufhören, so etwas zu teilen, wenn etwas passiert, würde die Kripo ermitteln.

In jedem Fall zuerst Polizei informieren

Doch der Schwenninger Familienvater wollte nicht direkt zur Polizei. "Ich war mir nicht sicher, ob an der Sache etwas dran ist und wollte daher Hinweise sammeln, ob der Mann noch jemandem aufgefallen ist", erzählt er. Ihm ginge es um das Präventive, "auch weil man oftmals angehalten wird, vorsichtig zu sein." Angesprochen hätte seine Frau den Mann nicht, "das traut sie sich nicht."

Zum städtischen Ordnungsamt sei er bereits gegangen, die konnten der Familie aber nicht weiterhelfen und äußerten sich seinen Angaben zufolge, dass "man da nichts machen kann". Zur Polizei brauche deshalb erst gar nicht zu gehen.

Die widerspricht jedoch vehement. "In dem Fall ist das von der Behörde falsch kommuniziert worden", stellt Polizeisprecher Thomas Kalmbach klar. Schließlich sei es die Aufgabe der Polizei, solchen Dingen nachzugehen. "Wir sind immer dankbar für Hinweise, er wäre bei uns auf ganz offene Ohren gestoßen."

Den Weg, den der Familienvater eingeschlagen hätte, wäre hingegen falsch gewesen. "Er treibt hier ein gefährliches Spiel", betont Kalmbach. Der Facebook-Nutzer hätte bis zum Fotografieren des Mannes zwar "alles richtig gemacht", das Bild würde jedoch nicht in soziale Netzwerke gehören. Das heißt konkret: Fotografieren ja, veröffentlichen und auf Facebook hochladen nein.

Es ginge hier vor allem um das Recht am eigenen Bild, so hätte man das Bild laut dem Kunsturheberrecht nicht ohne Einverständnis des Abgebildeten veröffentlichen dürfen, weil er gut darauf zu erkennen ist. "Auch an die Polizei werden immer hohe Anforderungen gestellt, bis das Bild eines Tatverdächtigen veröffentlicht werden darf, man braucht dazu einen richterlichen Beschluss."

Richtig sei in einem solchen Fall daher immer, den Kontakt mit der Polizei zu suchen – nicht, um Anzeige zu erstatten, sondern als formelle Information. "In diesem Fall dürfte den Beamten das Bild oder ein Kennzeichen weiterhelfen", so der Polizeisprecher, "dann hätten wir den Mann vermutlich schon überprüfen können." Das Bild sowie weitere Informationen zu der noch unbekannten Person will der Familienvater nun auch der Polizei übergeben – in der Hoffnung, dass die mehr zu den Wahrnehmungen herausfinden kann.