Erika Faust und Thomas Dautel agieren sozusagen global im "Integration Center". Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Asylbewerber: Jeder achte Hartz-IV-Bezieher im Kreis ein Flüchtling / Die meisten sind Syrer

Die Asylbewerber sind auf dem Arbeitsmarkt im Kreis angekommen. Ungefähr jeder zehnte Hartz IV-Bezieher ist Flüchtling. 600 bis 700 Personen werden im Laufe des nächsten Jahres dazukommen.

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Wir arbeiten das vergangene Jahr auf", erklärt Erika Faust, Chefin der Agentur für Arbeit. Es dauert eine gewisse Zeit, bis über einen Antrag auf Asyl entschieden ist, erst bei einem positiven Bescheid landen die Asylbewerber im Jobcenter, für das Thomas Dautel zuständig ist. Gestern ist das neue Integrationsgesetz in Kraft mit dem Motto "Fördern und Fordern" in Kraft getreten. Das bedeutet unter anderem, dass Flüchtlinge, die eine Bleibeperspektive haben, frühzeitig Förderung vom Staat erhalten. Also auch Asylbewerber, die noch Leistungen von den Kommunen erhalten und über deren Antrag noch nicht entschieden ist. Wenn sie aus Syrien, dem Iran, Irak oder Eritrea kommen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass über ihren Antrag positiv entschieden wird, 80 bis 100 Prozent. Entsprechend erhalten Jugendliche, die aus diesen Staaten kommen, jetzt bereits für drei Jahre eine Ausbildung, schon bevor über ihre Bleibeperspektive entschieden ist. Anschließend haben sie Anspruch auf zwei Jahre Beschäftigung. Auch Geduldete bekommen ein Bleiberecht für die gesamte Dauer der Berufsausbildung und die anschließende Beschäftigung. Das gibt ihnen und den Ausbildungsbetrieben Rechtssicherheit. Die Flüchtlinge müssen allerdings auch selbst mitwirken an ihrer Integration, wenn sie zum Beispiel Bildungsmaßnahmen ablehnen, können Leistungen gekürzt werden.

"Im Landkreis sind es weniger Flüchtlinge, aber für uns fängt jetzt die Arbeit an", erklären Faust und Dautel. "Wir haben eine Auswahl nach Bleibewahrscheinlichkeit und Deutschkenntnissen zu treffen." Zwar bestehe bei den Betrieben eine hohe Bereitschaft, Asylbewerber einzustellen, aber trotzdem scheitert es oft an nicht vorhandenen Sprachkenntnissen. Erika Faust und Thomas Dautel sind ernüchtert: "Die Fortschritte treffen bei vielen nicht so rasch ein, dass wir die Arbeitssuche einleiten können."

Zum Beispiel die 250 Schüler, die im Kreis in Vorbereitungsklassen unterrichtet werden. Das sind Jugendliche über 16, die schulpflichtig sind. Ziel ist der Hauptschulabschluss nach zwei Jahren. "Am Ende haben wir festgestellt, dass es längst nicht so schnell geht", sagt Faust. Viele haben nur wenig Schulbildung und kennen nur arabische Schrift. Nur 15 Prozent könnten aktuell schon in Ausbildung vermittelt werden. "Wir schauen, wie es nächstes Jahr ist, wer dann schon soweit ist", sagt Dautel. Und wenn es dann immer noch so wenig sind, die vermittelt werden können? "Dann haben wir ein Problem", meint Dautel. Aber er rechnet damit, dass der Gesetzgeber bis dahin Lösungen gefundenhat.

716 Asylbewerber erhalten momentan Leistungen vom Jobcenter. Mittelfristig, so Dautel, werden es noch mal so viele sein. Ein kleines Team berät die Geflüchteten bei der Arbeitssuche. Seit dem Januar 2015 haben insgesamt bereits 12 000 Beratungen im Kreis stattgefunden. Knackpunkt sind die Deutschkenntnisse, beziehungsweise die Frage, wie schnell sie erworben werden. "Deutsch ist das A und O" sagt Thomas Dautel. "Und eine große Zahl ist auch nach 2000 Sprachstunden noch nicht so weit. Das ist die Ernüchterung." Für die Flüchtlinge stehen Mittel vom Bund zur Verfügung, so dass andere Personen nicht benachteiligt werden. Die Agentur für Arbeit konzentriert sich vor allem auf jüngere Asylbewerber, bei denen sie die größten Chancen sieht, diese zu vermitteln. Parallel zur beruflichen Qualifizierung wird die Sprache gefördert. Syrer, so Faust, hätten meist eine gute Schulbildung. Allerdings stellten die mangelnden Deutschkenntnisse ein Hindernis dar für den Wunsch, zu studieren. "Deswegen empfehlen wir die Duale Ausbildung als Alternative."