Sabine Mund (Mitte) spricht nach dem Treffen des Arbeitskreises Asyl mit den ehrenamtlichen Helfern über die aktuelle Situation in der Alleenstraße. Foto: Falke

Alleenstraße wird schon bald ausgelastet sein. Hartz IV-Anträge sorgen für Unmut. "Job-Center hat uns allein gelassen."

Villingen-Schwenningen - Kaum ist die zweite Welle syrischer Kontingentflüchtlinge gestern in Schwenningen angekommen, rechnet Sozialbetreuerin Sabine Mund mit weiteren Menschen, die im August kommen sollen.

Damit stößt die Alleenstraße bald an ihre Grenzen. Nun leben bereits rund 85 Menschen in den Räumen der ehemaligen WIGO-Fabrik. Mit 120 Personen ist das frühere Fabrik-Gebäude ausgelastet.

Schon jetzt fehlt es für die vielen ehrenamtlichen Hilfsprojekte allerorts an Räumen. Ein eigentlicher Schuppen soll nun zu zwei Gemeinschaftsräumen ausgebaut werden.

Beim Treffen des Arbeitskreises Asyl in der evangelischen-methodistischen Kirche in Schwenningen berichteten Mund und die ehrenamtlich Aktiven über ihre bisherigen Erfolge oder darüber, was optimiert werden muss.

Nach den Ferien gehen Kinder in reguläre Schulen

Die Kinder und ein Teil der Männer erhalten bereits über eine Sommerschule Deutsch-Unterricht, insgesamt acht Personen, darunter hauptsächlich Lehrer, bringen den Kindern zwischen fünf und acht Jahren und zwischen acht bis 13 Jahren Grundkenntnisse in Deutsch bei, damit diese dann nach den Sommerferien in den Schulen und Kindergärten vorbereitet ankommen können. Damit auch montags und freitags Unterricht stattfinden kann, werden noch Engagierte, die nicht zwangsläufig Lehrer sein müssen, gesucht.

Mit Natascha Wöhrle vom Jugendmigrationsdienst der Diakonie gibt es während der Schulferien ein weiteres Angebot, dass sich allerdings nicht nur an Flüchtlinge wendet, sondern an die vielen EU-Bürger, die zwischenzeitlich auch nach Villingen-Schwenningen drängen.

Nach den Sommerferien geht es für die Schulkinder in den regulären Schulen, entweder in speziellen Integrationsklassen oder in integrativen Klassen weiter. Der Kindergarten Paul-Gerhard wird ein Großteil der Kleinkinder übernehmen.

Albrecht Benzing, der sich in der Gruppe Behörden und Verwaltung engagiert, zeigt sich beim Treffen erbost. "Das Job-Center hat uns mit den Anträgen allein gelassen. Über 30 Antragsseiten sind pro Flüchtling zu bewältigen. Es ist eine Zumutung mit den Anträgen", schimpft er. Da aber die Anträge, zum Beispiel für Hartz IV oder Kindergeld am wichtigsten für die Menschen sind, will sich Moderator Reinhard Hummel von der Diakonie darum bemühen, dass bei einem nächsten Treffen ein Mitarbeiter des Job-Centers unterstützend dabei sein wird.

Besonders beliebt bei den Syrern in der Schwenninger Alleenstraße ist das Angebot der Freizeitgruppe. Es wird Fußball oder Karten gespielt und die Ehrenamtlichen berichten davon, dass schon ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden konnte. Sogar ein Ausflug mit einem Kleinbus ist bereits für den 1. August geplant.

Hans-Ulrich Hoffmann, Pfarrer der evangelischen-methodistischen Kirche, bietet in dem Zusammenhang an, dass Beschaffungen bereits aus dem Spendentopf finanziert werden könnten. Doch für größere Angelegenheiten, wie beispielsweise Fahrräder reiche das Geld lange nicht aus.

Besonders aktiv ist auch das Jugendhaus gegenüber des Flüchtlingswohnheims. Ulrike. Lichte und andere betreuen dort zu fast jeder Gelegenheit die Kinder und Jugendlichen. Lichte ist begeistert davon, wie sehr sich die Kinder freuen, wenn fleißig gebastelt und gemalt wird. Auch der große Spielgarten beim Jugendhaus wird stark von den Kindern genutzt. Ein Junge konnte sogar schon einem Fußball-Verein, dem FSV, vermittelt werden.

Die Sozialbetreuerin berichtet außerdem, dass bereits eine Familie aktiv nach einer eigenen Wohnung schauen würde und damit zu rechnen sei, dass auch nach und nach Familien wieder aus der Alleenstraße ausziehen werden.

Begünstigt werde die Situation auch dadurch, dass andere Gemeinden, die ihre Flüchtlingsquote noch nicht erreicht haben, nun liebendgern die Familien in ihrem Ort willkommen heißen wollen.

"Doch bei der Suche nach privaten Wohnungen werden Helfer gesucht, die zum Beispiel bei Vermieter-Gesprächen helfen", so Mund.

Info: Spenden

Der Arbeitskreis Asyl und die Flüchtlinge freuen sich über folgende gut erhaltene Dinge: Fahrräder, Fahrradhelme, Fahrradschlösser, eine möglichst rollbare Tafel für den Deutsch-Unterricht. Sozialbetreuerin Sabine Mund bittet außerdem keine weiteren Kleiderspenden abzugeben. Oft handele es sich dabei um Sachen, die bereits kaputt sind. Es werden noch ehrenamtliche Helfer für den Deutsch-Unterricht oder für die Begleitung bei Behördengängen gesucht.