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Junge Syrer bedanken sich in Schwenninger Fußgängerzone für freundliche Aufnahme in Deutschland.

VS-Schwenningen - Talal Bayazeed hat einen Strauß Rosen in der Hand und geht lächelnd auf eine Passantin zu. Er überreicht ihr die Rose und sagt: "Danke!" So wie Talal taten es am Samstag bundesweit Tausende syrischer Flüchtlinge.

Über Facebook hatten sie sich zur Dankeschön-Aktion verabredet. "Wir sind in Ihrem Land und Sie sind in unseren Herzen", steht auf dem Kärtchen, das jeder Rose anhängt. 700 davon haben Talal und seine Freunde gekauft und aus eigener Tasche bezahlt. Klar gibt es auch einige wenige Menschen, die den ausgestreckten Arm missmutig missachten, die meisten freuen sich aber ehrlich über die nette Geste.

"Das war uns ein Anliegen", sagt Mohammed Ghuday. Auf dem Muslenplatz haben sie sich postiert und ein großes Transparent ausgehängt. "Danke Deutschland" steht darauf, mit Stofffarbe von den Flüchtlingen selbst auf ein großes Laken geschrieben.

Hilal Alhariri packt seine Gitarre aus und beginnt, Lieder aus seiner Heimat zu spielen. Die gut 20 Syrer leben zum größten Teil seit rund einem Jahr in der Flüchtlingsunterkunft in der Alleenstraße in Schwenningen. Manche, wie Talal, Mohammed und der als Dolmetscher tätige Mustafa Mohammad, haben bereits eine eigene Wohnung. Und sie haben am eigenen Leib erfahren, dass "die Sprache der Schlüssel zu einem guten Leben ist", sagt Mohammed. Deshalb lernen sie alle gerade die fremde Sprache. Wer daheim in Syrien in der Schule Englisch hatte, beherrscht immerhin schon die lateinischen Schriftzeichen, aber das sind längst nicht alle.

Etwas schwer tut sich der junge Syrer, doch er nimmt seinen Mut zusammen und erzählt mit Händen und Füßen seine Geschichte. Seine Schwester wurde getötet, seine Mutter musste er krank in der Heimat zurücklassen. In Deutschland hofft er auf die Möglichkeit, ihr bald helfen zu können. Hier haben die syrischen Flüchtlinge bisher ausnahmslos gute Erfahrungen gemacht.

"Wir wurden freundlich empfangen"

"Wir wurden freundlich empfangen, gut behandelt und anständig untergebracht", sagt Kalal Bayazeed. Da erblickt er Ingeborg Jochimsen, die Frau, die ihm ehrenamtlich Deutsch beigebracht hat. Er drückt ihr dankbar eine Rose in die Hand. Eine andere Dame, die die Aktion der Syrer rührt, möchte gerne eine Spende abgeben und sucht ein dafür vorgesehenes Kästchen – aber es gibt keines.

Sabine Mund, Sozialarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes und in der Alleenstraße für die Betreuung zuständig, weiß, warum. "Sie wollen kein Geld für die Rosen, die sind ihr Geschenk an die Deutschen".

"Sie haben unsere Trauer gesehen, aber heute wollen wir Ihnen unsere Freude zeigen", steht auf den Kärtchen. "Danke Deutschland!"