Torfik Bello aus Nigeria (links) und Elliman aus Gambia erzählten Margarethe Lempp und Astrid Sterzel (rechts) von Refugio sowie rund 300 Zuhörern im Kaisersaal die Geschichte ihrer Heimat und den Grund ihrer Flucht. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulturnachmittag: Männer erzählen von ihren Schicksalen / Erzählrunde vor 300 Menschen am Kaiserring

Ihre Geschichte sprudelte aus ihnen heraus. "Alte Heimat neue Heimat" – unter diesem Motto gab der Kunst- und Kulturnachmittag vom Bündnis für Familie und Senioren, Refugio und der Seniorenresidenz am Kaiserring Flüchtlingen ein Gesicht.

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. Mehr als 300 Menschen drängten sich im Kaisersaal, der aus den Nähten zu platzen drohte. "Sie haben viel zu erzählen und selten die Gelegenheit dazu", leitete Astrid Sterzel von Refugio eine Erzählrunde ein, die unterhaltsam unterbrochen wurde von fetzigen Poetry-Slams der Mitglieder des Brennpunkt-Theaters von Karin Pittner, nachdenklichen Gedichtvorträgen von Margarethe Lempp, den gefühlvoll dargebrachten Liedern des Frauen-Projektchores "Just for Femme" und der Trommelmusik der gambischen Truppe "Afringen".

Die Flüchtlinge kommen aus Nigeria, Gambia, Eritrea, Sri Lanka, dem Irak und Syrien sowie dem Iran und sie haben eines gemeinsam: Hoffnung auf ein besseres Leben und den Wunsch, in ihrer Heimat möge Frieden einkehren. Die meisten von ihnen warten noch immer auf den Bescheid ihres Asylantrags, manche sind lediglich geduldet. Sie möchten Deutsch lernen und arbeiten, um ihre Familien ernähren zu können. Sie erzählten auf Deutsch und Englisch und machten die vielen Zuhörer betroffen.

Der 25-jährige Eritreer wollte in seiner Heimat eigentlich Landwirtschaft studieren, wurde aber von der Regierung bedrängt, Soldat zu werden. Als er sich weigerte, wurde er verhaftet und mit dem Tode bedroht. Zum Schein sei er auf die Forderungen eingegangen und habe sein Land nach seiner Freilassung verlassen – ohne seine Frau. Sie wurde ebenfalls verhaftet, weil man über sie seinen Aufenthaltsort herausfinden wollte und schließlich mit einer Geldstrafe belegt. Auf der Flucht über Libyen und Italien sei er geschlagen und mit Elektroschocks gequält worden, erzählt der junge Afrikaner stockend. Narben zeugen davon, er ist auf einem Ohr taub und hat Albträume. Er wünsche sich, dass die Menschen hier mehr über sein Land und die Zustände dort erfahren.

30-Jähriger fliehtvor dem Bürgerkrieg

Der 30-jährige Schreiner aus Sri Lanka floh vor dem Bürgerkrieg. Von srilankischen Sicherheitskräften und einer paramilitärischen Organisation wurde er entführt und 20 Tage gefoltert, weil er einem brahmanischen Priester und dessen Söhne geholfen hatte, die mit Schusswaffen und Schwertern angegriffen worden waren. Der Priester starb.

Ein Lächeln sah man auf den Gesichtern der Flüchtlinge dann, wenn sie von der Ankunft an ihrem vorläufigen Ziel sprachen: "People of Villingen-Schwenningen are very good", strahlte der Trommler Elliman aus Gambia. "I thank you all".