Der Film "Herr Fuku-Chan von nebenan" wird am Mittwoch, 4. Oktober, 20.15 Uhr, in der Scheuer gezeigt. Foto: Rapid Eye Movies Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Verein besteht seit 40 Jahren / Dreitägiges Festprogramm / Rückblick mit Bildern und Anekdoten

Das Kommunale Kino Guckloch feiert in dieser Woche, vom 4. bis 6. Oktober, sein 40-jähriges Bestehen.

VS-Villingen. Zum Festprogramm gehören unter anderem Sondervorstellungen mit Filmen und ein Vortrag zur Entwicklungsgeschichte der Kinos in Villingen und Schwenningen seit dem Jahr 1910.

In den 40 Jahren seines Bestehens hat das Guckloch-Kino hochgerechnet an die 2000 Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme gezeigt, die sonst nicht in der Stadt zu sehen gewesen wären, teilt Klaus Pfaehler für den Verein mit. Ein eigenes Fenster bietet auch ein Filmangebot für Kinder und Jugendliche.

Es waren sieben Leute, die 1977 die nichtgewerbliche Filmarbeit in Villingen-Schwenningen auf die Beine gestellt haben: drei Junglehrer, ein Auszubildender, ein Bankkaufmann, ein Kunstmaler und ein Zeitungsredakteur. Sie alle waren es leid, für gute Filme abseits des Mainstreams immer nach Freiburg oder Stuttgart fahren zu müssen. Am 5. Oktober 1977 ging es in der "Scheuer" beim Villinger Jugendhaus, damals eine mehr oder weniger baufällige Baracke, mit dem Film "Aguirre – der Zorn Gottes" von Werner Herzog los.

Stand anfangs der 16 Millimeter-Projektor ratternd im Zuschauerraum, ging mit dem Neubau der Scheuer 1992/93 ein Qualitätssprung einher: Seitdem verfügt das Guckloch über eine hochwertige Kinotechnik, heute in zertifizierter Digitalprojektion.

Was sich über all die Jahre jedoch nicht verändert hat: Das Kino wird rein ehrenamtlich betrieben, und es bietet mit seinen Filmseminaren, Themenschwerpunkten, Werkschauen, Publikumsgesprächen mit Filmschaffenden, und einem eigenen, vierteljährlich erscheinenden Programmheft vielfältige Anreize, sich mit dem jeweiligen Stoff und seinen Regisseuren auseinanderzusetzen.

Ein Merkmal ist auch die jahrelange Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und immer wieder auch gemeinsame Themenabende mit Vereinen und Organisationen aus der Stadt.

Das Festprogramm wird am Mittwoch, 4. Oktober, eröffnet mit dem japanischen Spielfilm "Herr Fuku-Chan von nebenan". Der freundliche Junggeselle Fuku-chan, streicht am Tag Hauswände, bemalt bei Nacht Flugdrachen und lebt im kuriosen Fukufuku-Apartmentkomplex. Von allen geschätzt, wird er in jeder Lebenslage zu Rate gezogen und ist quasi Seelsorger seiner Mitmenschen. Da taucht eines Tages Chiho auf, Fuku-chans heimliche Highschool-Liebe und Mittäterin bei einem Schülerstreich, der ihn stark traumatisiert hat. Chiho ist angehende Fotografin und hat sich in den Kopf gesetzt, die lange vergangene Aktion wieder gutzumachen und entdeckt im schüchternen Fuku-chan ihre Muse. Miyuki Oshima, eine der größten Komikerinnen Japans, spielt die männliche Hauptrolle in dieser herzerwärmenden Komödie aus der Feder von Regisseur und Drehbuchautor Fujita Yosuke.

Am Donnerstag, 5. Oktober, ist dann der deutsche Spielfilm "Viehjud Levi" von Didi Danquart zu sehen. Deutschland, 1935: Wie jedes Jahr kommt der jüdische Viehhändler Levi in ein abgelegenes Tal im Schwarzwald, um mit den Bauern Geschäfte zu machen. Dieses Jahr hat er sich außerdem vorgenommen, um die Hand der Bauerntochter Lisbeth anzuhalten. Aber schon bei seiner Ankunft erkennt Levi, dass sich im Dorf einiges verändert hat. Die Menschen begegnen ihm reservierter, in der Kneipe steht ein Hakenkreuzfähnchen auf dem Stammtisch und aus Berlin wurde der staatstreue Ingenieur Kohler ins Tal geschickt, um den Eisenbahntunnel wieder in Stand zu setzen. Einzig Lisbeth freut sich aufrichtig über Levis Besuch. Die Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des heraufziehenden Nationalsozialismus basiert auf einem Theaterstück des früh verstorbenen Thomas Strittmatter aus St. Georgen und wurde hier in der Region realisiert.

Am Freitag, 6. Oktober, wird in einem Vortrag ein Blick auf 100 Jahre Kinogeschichte in Villingen und Schwenningen geworfen. Klaus Peter Karger, Journalist, Filmproduzent und eines der Gründungsmitglieder des Kommunalen Kinos Guckloch hat im Stadtarchiv recherchiert und viele interessante Details aus den alten Akten ans Tageslicht geholt: Wo sich 1910 der erste "Kinematograph American" befand, über den ständigen Kampf der frühen Jahre zwischen Ortspolizei und Kinobetreibern, über "Stromdiebstahl" und Stempelfälschung, den Konkurrenzkampf der Lichtspielhäuser in den "goldenen" 1950er-Jahren und warum der Jazz und das Kino ein Problem hatten.

Die Besucher erwartet ein informativ-unterhaltsamer Abend mit Bildern und Anekdoten. Nach dem Vortrag wird der deutsche Spielfilm "Im Lauf der Zeit" von Wim Wenders aus dem Jahr 1976 gezeigt. Der Film handelt von einer Freundschaft zwischen zwei Männern: Bruno (Rüdiger Vogler) repariert Filmprojektoren und bereist mit seinem Lastwagen eine Route entlang der deutsch-deutschen Grenze. Der Psychologe Robert (Hanns Zischler) ist auf der Flucht vor seiner eigenen Geschichte. Als Robert seinen alten VW geradewegs in die Elbe steuert, wird er von Bruno herausgefischt. Ab da beginnt ihre gemeinsame Reise durch ein deutsches Niemandsland von der Lüneburger Heide bis in den Bayerischen Wald.

Alle Veranstaltungen beginnen um 20.15 Uhr im Guckloch-Kino in Villingen, Kalkofenstraße 3.

Weitere Informationen: Reservierungen: www.guckloch-kino.de