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Porträt / Barbara Preisinger ist erste Frau im Vorstand der Glonki-Gilde

"Ich nehme die Villinger Fastnacht sehr ernst. Deshalb bin ich auch sehr berührt davon, die erste Frau im Vorstand der Glonki-Gilde zu sein". Barbara Preisinger wurde bei der Mitgliederversammlung am 11.11. zur Säckelmeisterin gewählt.

VS-Villingen. Dabei lebt die 48-Jährige nicht einmal in Villingen. Geboren ist sie in Weilersbach, in Villingen ist sie zur Schule gegangen und kam schon als Kind mit der Fasnet in Berührung.

Damals allerdings unfreiwillig: Für ein Foto mit ihrem Opa sei sie in ein "Blümleshäs" gesteckt worden. "Ich fand’s ganz schrecklich", gesteht sie lachend. Als sie zum ersten Mal mit Freunden im Raben-Stüble und auf den Bällen unterwegs war und die Trommlerwieber der Glonki-Gilde erlebte, entzündete sich in ihr ein Funke: "Das will ich auch". In der Trommeltruppe fand sie zwar keinen Platz, doch sie trat 1988 der Gilde bei.

Erst im Jahr 2000, nachdem ihr zweites Kind auf der Welt war, beschloss sie, sich ihren ursprünglichen Wunsch doch noch zu erfüllen. Ein Jahr zuvor hatten sich die Krawazi-Ramblers gegründet, und Barbara Preisinger wurde herzlich willkommen geheißen. Seither ist für sie jeder Donnerstagabend "heilig".

Und obwohl sie 2004 – der Liebe wegen – nach Leipferdingen gezogen ist, fehlt sie am "schönsten Tag der Woche" bei keiner der Guggenmusik-Proben in der Goldenbühlschule. Nach Pauke und Trompete hat sie die Posaune für sich entdeckt und dafür kämpft sie sich im Winter schon mal eineinhalb Stunden lang mit dem Auto nach Villingen durch.

Neben dem musikalischen Leiter Thomas Rapp entwickelte sich Barbara Preiser bei den Ramblers als "graue Eminenz", wie sie selbst sagt, und so war naheliegend, dass sie vor sieben Jahren die Zugleitung übernahm. Damit saß sie zum ersten Mal auch am Ratstisch der Glonkis.

Und jetzt tat sie den Schritt sogar bis in den Vorstand. "Eigentlich kein großes Ding", findet die gelernte Industriekauffrau, die während der Umstellung auf den Euro in der Landeszentralbank tätig war, obwohl sie vor der Aufgabe, einen 60 000-Euro-Haushalt zu führen, trotzdem mächtig Respekt habe. Um den Schlaf bringe sie eher der Traditionsbruch und die Reaktion der Menschen darauf, gesteht sie. Eher im Rampenlicht zu stehen als bisher, das ist ihr bislang noch nicht so ganz geheuer.

Doch sie ist gewillt, "ihre Frau zu stehen". Dazu gehört für sie auch, ein sichtbar weibliches Vorstandsmitglied zu werden. Ohne eine die Frisur ruinierende Ratskappe und mit einem schicken "Kleidle". Gemeinsam mit den drei – ebenfalls zum ersten Mal weiblichen – Aspiranten für den Großen Rat, Carmen Tadday, Christa Kunzelmann und Miriam Uhrig, und natürlich mit ihren Vorstandskollegen, werde sie sich da noch beraten.

Barbara Preisinger ist eine leidenschaftliche Fastnachterin. Deshalb zieht sie am "Schmotzigen" auch mit Sack und Pack ins Parkhotel ein und kehrt erst am Dienstag nach Leipferdingen zurück, wo ihr Mann dann seine eigene Fasnet gefeiert hat. "Da geht jeder seiner Wege und das funktioniert", sagt sie.

Das gemeinsame Hobby sind dagegen die Ausfahrten mit den beiden Harley Davidsons. Und dann sind da auch schon zwei Enkel.

Doch heute Abend stehen bei Barbara Preisinger wieder einmal die Krawazi-Ramblers an erster Stelle. In der Festhalle Pfaffenweiler findet zum 15. Mal das Guggenfest mit acht Gastmusiken an. Einlass ist um 19 Uhr, "eine halbe Stunde später ist es schon sehr voll", sagt die Zugleiterin und empfiehlt interessierten Besuchern, rechtzeitig zu kommen.