Wo Alkohol getrunken wird, kommt es naturgemäß häufiger zu Ausschreitungen, so die Polizei. Aus dem Rahmen falle die Färberstraße aber im Vergleich zu ähnlichen Kneipenmeilen nicht. Foto: dpa

Körperverletzungen bleiben auf ähnlichem Niveau. 21-Jähriger wieder aus Krankenhaus entlassen.

Villingen-Schwenningen - Blaulicht in der Färberstraße, hier ein eskalierende Streit, dort ein Auflaufen der Rockervereinigung Black Jackets und neulich eine Messerstecherei. Trotzdem kann die Polizei grünes Licht geben für ungetrübten Feierspaß in Villingens Kneipenmeile.

"Das ist doch klar, dort wo sich viele Menschen aufhalten, wo gefeiert und auch einmal Alkohol getrunken wird, kommt es natürlich häufiger zu irgendwelchen Delikten als anderswo", Thomas Sebold als Polizeisprecher des zuständigen Polizeipräsidiums in Tuttlingen sieht es also gelassen. Als Kriminalitätsschwerpunkt stufe man die Färberstraße bei der Polizei nicht ein. Auch wenn hier naturgemäß öfter das Blaulicht leuchtet als beispielsweise in einer ruhigen Wohnstraße, gehe es in der Färberstraße doch recht gesittet zu. Das wird aus dem Gespräch mit Sebold deutlich.

Immer wieder geriet Villingens Kneipenmeile in der Vergangenheit in die Schlagzeilen.

Zu Jahresbeginn 2014 etwa war dort eine 40-köpfige Rockergruppe der Hells Angels gesehen worden – kurz darauf veranstalteten die für ihre gewalttätigen Aktionen überregional bekannten Black Jackets ein Schaulaufen in der Kneipenmeile. Und das wiederum brachte ihr vorsorglich verstärkte Polizeipräsenz ein. Aus Rockerkreisen jedoch hört man, dass die Hells Angels keine Machtdemonstration im Sinn gehabt haben sollen, sondern lediglich auf dem Rückweg von einer Beerdigung in einem Lokal hätten einkehren wollen. Die Färberstraße war bald wieder eine "rockerfreie Zone".

Präsenz zeigt die Polizei hier immer noch, und punktuell kommt es, wie bei der Messerattacke am vergangenen Wochenende, auch immer mal zu Körperverletzungsdelikten – wo Alkohol getrunken wird, schaukeln sich Emotionen eben schneller hoch. Als besonders gefährliches Pflaster stuft die Polizei die Färberstraße deshalb aber noch lange nicht ein.

Ein Ausnahmezustand herrsche sicherlich während der Villinger Fasnet, räumt Sebold ein. Weil die Kneipenmeile wegen Schlägereien und Tumulten zu dieser Zeit schon einmal tatsächlich als "Kriminalitätsschwerpunkt" galt, hat man seit 2006 sogar schon auf Videoüberwachung in der närrischen Färberstraße gesetzt. Diese Möglichkeit aber ist der "Brennpunktregelung" geschuldet. Soll heißen: Es gibt rechtliche Schranken, Kameras sind hierzulande kein generelles Präventionsmittel. Dafür muss klar sein, dass auf Grund der Art und Größe einer Veranstaltung und Ansammlung mit Gefahren für die öffentliche Sicherheit zu rechnen ist. Etwa bei der Fasnet, wenn die Besucherzahl in der Färberstraße sprunghaft ansteigt und die Übersichtlichkeit daher auch rapide sinkt. Generell aber ist das nicht der Fall – und auch nicht nötig, so die Polizei.

Belegt wird das durch einen Blick auf die Zahlen der Körperverletzungsdelikte: Zwischen Januar 2014 und Juli 2015 – und damit also auch in dem für die Außenbewirtschaftung relevanten Zeitraum – wurden in der Färberstraße insgesamt 18 Körperverletzungen polizeilich registriert, ein Jahr zuvor waren es vier weniger. "Die Häufigkeitszahl der bekannt gewordenen Körperverletzungsdelikte bewegt sich also ungefähr auf gleichem Niveau. Kreisweit betrachtet stieg die Anzahl von Körperverletzungsdelikten von 2013 auf 2014 übrigens um 95 Fälle.

Der am Wochenende in der Färberstraße bei der Messerattacke verletzte 21-Jährige wurde übrigens nach Informationen unserer Zeitung gestern wieder aus dem Krankenhaus entlassen und soll nochmals vernommen werden. Zwei Männer stehen als Hauptverdächtige nun besonders im Fokus der Ermittler.