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Baubürgermeister spricht über fünf Großprojekte in Schwenningen

VS-Schwenningen. Detlev Bührer ist seit einem Jahr und vier Monaten Baubürgermeister in VS. Für ihn war es ein gutes Jahr. Und so soll es weiter gehen. Im Interview beleuchtet er fünf Großprojekte, die in Schwenningen in den nächsten zwei Jahren realisiert werden.

Herr Bührer, Sie sind seit dieser Woche wieder aus dem Urlaub zurück. Wo haben Sie entspannt?

Bis Donnerstag letzer Woche waren wir in Istrien direkt am Meer und haben es uns gut gehen lassen bei 30 bis 35 Grad. Ich bin viel Mountainbike gefahren, wir waren schnorcheln und viel im Hinterland unterwegs. Wir haben kleine Künstlerdörfer gesehen mit malerischen Gässchen. Da habe ich entspannt. Um dies ausgiebig tun zu können, fahre ich im Urlaub immer weg.

Für Schwenningen stehen in den nächsten Monaten wichtige Projekte an. Wir wollen fünf davon näher beleuchten. Wie sieht es bei der Gartenschule aus, wann geht der Umbau des Feuerwehrhauses los?

Zur Erweiterung der Gartenschule zur Ganztagesschule im Feuerwehrgebäude wird derzeit die Baugenehmigung erstellt. Denkmal- und Brandschutz sind abgestimmt, mit den Umbauarbeiten wird im Herbst begonnen. Entsprechend dem Projektbeschluss wird das Gebäude der Schule zum Sommer 2018 zur Verfügung stehen.

Der nächste große Schulkomplex ist das Gymnasium am Deutenberg. Vor der Sommerpause hat es im Gemeinderat heftige Diskussionen gegeben und auch bei Eltern kommt die Verzögerung nicht gut an. Sehen Sie die Chance für eine doch noch zeitnahe Sanierung?

Dass im Gemeinderat alles immer wieder durchgekaut wird, obwohl sich die Baukommission bereits ausführlich mit dem Thema befasst hat, ist schon anstrengend. Aber es nützt nichts, so funktioniert Kommunalpolitik. Wichtig ist, dass man irgendwann ein Ergebnis hat. Und für mich ist es ja das erste Mal, denn damals habe ich die Baukommission noch nicht genossen.

Vom Zeitplan her stehen keine weiteren Verzögerungen an. Das eine Jahr wegen formaler Fehler der Anbieter ist eingerechnet. Eine Halbjahresverschiebung der Arbeiten hätte das ganze Konzept des Bauablaufs durcheinander gebracht. So haben wir jetzt ausreichend Zeit zum Ausschreiben.

Widerspricht das nicht dem Gemeinderatsbeschluss vor der Sommerpause, in der an der Kostendeckelung festgehalten wurde, um die Ausschreibung der Container unmöglich zu machen?

Nein, denn noch ist für dieses Jahr ausreichend Geld bis zur Kostendeckelung im Haushalt für die Sanierung des Deutenberggymnasiums vorhanden. Offensichtlich unterlag der Gemeinderat da einem Informationsdefizit. Dies war auch der Fall, als in der Sitzung bemängelt wurde, dass der Gemeinderat nichts über den Sanierungsausschuss gewusst habe. Dabei geht es um nichts anderes als um die Umzugsmodalitäten und die Organisation des Schulbetriebs während der Bauphase. Das leerstehende Gebäude in der Frühlingshalde, das vom Gemeinderat als Alternative zu den Containern genannt wurde, ist nicht brauchbar für die Schule. Es müsste mit einem Millionenaufwand saniert werden. Zudem plant das Land, das Gebäude zu verkaufen.

Ein Hoffnungsschimmer keimt mit dem neuen Investor fürs ’sRössle auf. Welche Bedeutung messen Sie den Plänen für Schwenningen bei, vor dem Hintergrund der vielen Leerstände in der Innenstadt?

Durch die neuen Pläne für das ’sRössle sehe ich eine unheimlich große Chance für die Stadt und insbesondere mehr Potenzial für die Fußgängerzone. Die Kaufkräfte sind in den vergangenen Jahren abgewandert, jetzt können sie zurückgeholt werden. Denn momentan stimmen Angebot und Nachfrage in Schwenningen nicht überein, wie man an den Leerständen sieht. Wenn Geschäftsmagneten da sind, dann ist die Versuchung für andere Händler groß, sich auch hier anzusiedeln.

Mit der Firma HBB haben wir einen sehr guten Partner gefunden. Im Gegensatz zu früheren Investoren hat HBB das Gebäude bereits erworben und geht jetzt schon voll ran. Welche Geschäfte letztendlich in das neue Gebäude kommen, ist noch völlig offen. Eine Zusammenarbeit zwischen HBB und dem Modehaus Götz wird aber auf jeden Fall stattfinden, denn sie befruchtet gegenseitig. Es wurden bereits Gespräche geführt und eine Begeisterung ist auf beiden Seiten zu spüren. Über die Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) soll der Kontakt zur übrigen Geschäftswelt in Schwenningen hergestellt werden.

Und wie soll es mit der Stadtbibliothek weiter gehen?

Ziel ist, dass die Stadt einen echten Mehrwert erhält. Ich denke auch nicht mehr an eine Bibliothek, sondern an eine Mediathek, in der mediale Komponenten miteinander vernetzt sind und wo es beispielsweise viele Internetplätze gibt.

Wir werden das Objekt in Hanau mit der Bibliotheksleitung und dem Gemeinderat besichtigen. Auf Grundlage dieser Planung wird sie dann erstellt. Das Bestandsgebäude hat einen erheblichen Investitionsbedarf. Da ist die Frage, ob sich eine Sanierung rechnet. Ich gehe davon aus, dass es bis zum Jahresende eine Entscheidung gibt. Aus städtebaulicher Sicht ist die Bibliothek am falschen Platz, da der Übergang zum ’sRössle nicht zu sehen ist. Wegen der fehlenden Sicht sind auch die früheren Investoren gescheitert. Ohne das Bestandsgebäude könnte eine überdachte Ladenstraße den Käufer in den Neubau hineinführen.

Die weitere Fußgängerzonensanierung auf dem Muslenplatz muss daher erstmal hinten anstehen und mit den Investorplänen abgestimmt sein. Es wäre verlorenes Geld, bereits jetzt etwas zu sanieren, was an den Neubau angrenzt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass beispielsweise das derzeit geschlossene Treppenhaus wegkommt. Dann ergibt sich ein größerer Freiraum und der Neubau könnte mit dem Modehaus Götz verbunden werden.

In unmittelbarem Zusammenhang ist damit die Neugestaltung des Marktplatzes zu sehen. Wann beginnen da die Arbeiten?

Demnächst werden entlang des Rathauses in der Marktstraße und ein Stück die Bürkstraße hoch mit den Kanalarbeiten begonnen. Baubeginn ist Ende Oktober/Anfang November. Dann sehen die Bürger, jetzt geht es los. Das war mir wichtig.

2017/18 ist die eigentliche Umsetzung der Maßnahme Marktplatz. Die Arbeiten erfolgen komplett an einem Stück. Damit versprechen wir uns wesentlich bessere Submissionsergebnisse. Ende September wird die erste Bürgerinformation über die Kanalmaßnahmen erfolgen. Eine weitere Info-Veranstaltung zum Marktplatz wird es geben, wenn die Ausarbeitung vorliegt. Auf jeden Fall wird jedes Geschäft im Baubereich zu jedem Zeitpunkt erreichbar sein. Es wird sehr detailliert mit den Geschäftsinhabern gesprochen. Es ist uns wichtig, dass die Läden nicht kaputt gehen. Trotzdem können wir nicht ausschließen, dass es zu Einbußen kommt.

Ein weiteres Großprojekt ist er Ersatz für das Beethovenhaus, die Neckarhalle. Schnell einig war sich der Gemeinderat in der Namensgebung. Gehen Sie davon aus, dass der Rest – sprich vor allem die Parkplatzfrage – jetzt auch zügig geklärt wird?

Beim Thema Hochschulparkplatz wurden im ersten Halbjahr verschiedene technische Fragen geprüft, und auch, was an Investitionen notwendig wäre. Unter anderem ist geklärt worden, ob die Verknüpfung eines notwendigen Kennsystems mit dem Zugangssystem der Hochschule technisch möglich ist. Hierfür waren Gespräche mit den Herstellern und der KTVS zu führen, die für die Bewirtschaftung der Parkplätze direkt neben der Neckarhalle zuständig sein wird. Ich habe die Ergebnisse in einen ersten Vertragsentwurf zusammengefasst, der mit den Hochschulen und dem Amt für Vermögen und Bau des Landes abgeklärt wird. Mir war es wichtig, dass die Sachen mal in Form gegossen wurden. Bislang waren die Rektoren nicht involviert. Jetzt ist es wichtig, mit ihnen direkt zu reden wegen der Details. Es geht um eine win-win-Situation. Wir wollen auch den Hochschulen was bieten.

Mit dem Bau der Neckarhalle liegen wir gut in der Zeit. Es ist durchaus möglich, dass über die Vergabe des Rohbaus in der nächsten Gemeinderatssitzung entschieden wird. Das hängt von der Qualität der Angebote ab, die derzeit eingehen. Wenn die Prüfung rechtzeitig abgeschlossen werden kann, werden wir mit der Vergabe direkt in den Gemeinderat gehen.

Herr Bührer, Sie sind nun seit einem Jahr und vier Monaten im Amt. Bei Ihrem Besuch in der Schwenninger Redaktion des Schwarzwälder Boten haben Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit gesagt: "Das Gesicht Schwenningens wandelt sich". Inwieweit hat sich da schon was getan?

Es hat sich nur auf den Plänen gewandelt. Der Bürger sieht es noch nicht. Ausnahme ist die Fußgängerzone. Ich bin auch irrsinnig froh, nach einem Jahr Amtszeit eine Lösung für das ’sRössle zu haben. Es gehört auch Glück dazu – und das war mir hold. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, ich arbeite gerne mit meiner Verwaltung und dem OB zusammen und werde alles daran setzen, die Projekte zum Abschluss zu bringen. Dann sind wir nicht nur einen, sondern mehrere Schritte vorangekommen in Schwenningen. Danach wird wieder Villingen Schwerpunkt sein mit dem Straßenbau und dem Kasernenareal.