Sie ist nagelneu – doch das ist keine Garantie dafür, dass die neue Leitstelle im Landkreis nicht doch vom Streichkonzert tangiert sein könnte. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Politik: Die DRK-Kreisverbände positionieren sich

Schwarzwald-Baar-Kreis. Wer im Landkreis die Notrufnummer 112 wählt, landet in der Integrierten Leitstelle in VS – noch. In Zukunft vielleicht in Tübingen, Balingen oder Tuttlingen? Landesweit werden Leitstellen auf den Prüfstand gestellt. Viele sehen die mögliche Entwicklung mit Sorge, die DRK-Kreisverbände bringen sich bereits in Position.

Mit dem Projekt der Evaluierung der Leitstellen im Land befasst sich seit wenigen Wochen eine Lenkungsgruppe im Auftrag von Innenminister Thomas Strobl (CDU). Immer mal wieder hatte es in den vergangenen Jahren Stimmen gegeben, die eine Zentralisierung der Leitstellen und die Schließung von Standorten forderten. Das Thema findet sich auch im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung – damit könnte es nun richtig ernst werden, fürchten DRK-Vertreter.

Im Zollernalb-Kreis beispielsweise sah sich der Kreisverband der CDU nun sogar veranlasst, in einer umfassenden Pressemitteilung, die gestern an die breite Öffentlichkeit gegangen ist, für den Erhalt der dortigen Rettungsleitstelle in Balingen zu werben. Auch der dortige DRK-Kreisvorsitzende Heiko Lebherz, Kreisbrandmeister Stefan Hermann und Rebeka Helmke, Leiterin des Kreisbauamts und als solche auch für den Brand- und Katastrophenschutz zuständig, bringen sich in Position.

Obwohl auch die Leitstelle dort, wie jene im Schwarzwald-Baar-Kreis, noch recht neu ist, weiß man: Angesichts der aktuellen Diskussionen herrscht nie Gewissheit und tut man gut daran, frühzeitig Flagge zu zeigen – die Polizeireform 2012 und die derzeit laufende Evaluation dazu lassen grüßen. Analog zur Polizeireform könnte die laufende Diskussion auch hier am Ende in deutlich größere Gebiete und weniger Leitstellen münden. Noch bevor die Lenkungsgruppe die Arbeit Ende 2016 aufgenommen hatte, meldeten sich der DRK-Landesverband sowie die Ärztekammer zu Wort: Nach deren Meinung gibt es zu viele Leitstellen im Land. Deren Zahl solle von derzeit 34 auf acht bis zehn reduziert werden.

Während sich Winfried Baumann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Schwarzwald-Baar, gestern im Gespräch mit unserer Redaktion gelassen zeigte ("wir machen momentan noch nichts" und "Wir wollen unsere Interessen erst einmal intern über unsere Vertreter vertreten sehen"), sprangen Landrat Sven Hinterseh sowie der DRK-Kreisvorsitzende Jürgen Roth für die hiesige Leitstelle in die Bresche. "Wir arbeiten intensiv im Hintergrund", ließ Roth wissen und machte auch keinen Hehl daraus, was er von einer Reduzierung der Leitstellen, noch dazu im angedachten Maß, hält, nämlich: "gar nichts". "Wir haben ja schon die Erfahrung mit der Polizeireform gemacht", zog er Parallelen zu den dort riesigen Gebieten für die einzelnen Präsidien. Die aktuelle Leitstellenbesetzung ergebe sich auch durch die Menge der Einsätze. Hier, im Schwarzwald-Baar-Kreis, zeige die jahrzehntelange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, "dass es eine Gute ist". Und auch der Schulterschluss mit den Leitstellen in Rottweil und Tuttlingen seit drei Jahren laufe reibungslos – es gibt eine Überlauflösung, hat ein Kreis zuviel zu tun, wird automatisch an die anderen Landkreise weitergeleitet.

DRK-intern war zu erfahren, dass man mit einiger Erleichterung registriere, dass die hiesige Leitstelle immerhin so gebaut worden sei, dass ein Anbau problemlos möglich wäre – eine gute Voraussetzung, um im Falle des Falles auch Aufgaben anderer Leitstellen übernehmen zu können.

Landrat Hinterseh betont, man sei offen für Kooperationen mit Dritten. Außerdem hofft er, dass mit der neuen Leitstelle ein Stück weit Fakten geschaffen wurden. Insofern schaue er der Diskussion einigermaßen gelassen entgegen.