Viel Arbeit in Sachen Flüchtlingsintegration liegt vor ihnen (von links): Georg Hiltner, Geschäftsführer der Handwerkskammer; Herbert Baar, Geschäftsführer der BBT, Tuttlingen; Mustafa Mohammad, Kümmerer; IHK Geschäftsführer Thomas Albiez und Projektleiter Hugo Frey. Foto: Strohemeir Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: IHK, Handwerkskammer und BBT arbeiten in einem gemeinsamen Projekt / Mittelständische Firmen wichtig

Von Wilfried Strohmeier

Rund 600 Flüchtlinge besuchen Vabo-Klassen in den Berufsschulen im IHK Bezirk. Ziel ist die Integration in den Arbeitsmarkt. Das Handwerk sei willig, ihnen eine Chance zu geben, so Georg Hiltner, Geschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz.

Schwarzwald-Baar-Heuberg. Die IHK, die Handwerkskammer Konstanz und die Beruflichen Bildungsstätten Tuttlingen (BBT) tun vieles, um Flüchtlinge über die Arbeit zu integrieren. IHK-Geschäftsführer Thomas Albiez erklärte gestern bei einem Pressegespräch zu dem Thema die Vorgehensweise im IHK-Bezirk Schwarzwald-Baar-Heuberg, denn: "Die Flüchtlingssituation stellt uns vor eine große Herausforderung."

Das Kooperationsprojekt beinhaltet umfangreiche Integrationsmaßnahmen. Schwerpunkte dabei sind die Vermittlung in Ausbildung und Praktika, die berufliche Qualifizierung von Flüchtlingen sowie die Beratung und Information der Unternehmen.

Nach seiner Beschreibung bestehe ein großer Bedarf an Praktika und Einstiegsqualifizierung sowie Ausbildungsplätzen. Thomas Albiez betonte in seiner Erklärung, dass dem Mittelstand bei der Integration eine hohe Bedeutung zukomme, da eine Integration über Ausbildung und Arbeit gut gelinge. Er forderte die Politiker auf, ihre Politik so zu gestalten, dass der Mittelstand entsprechend unterstützt werde. Im Zusammenhang mit den über 100 staatlichen Förderprogrammen, die es derzeitig gibt, sagte er jedoch auch ganz klar, dass diese reduziert werden und in die bestehenden Strukturen integrierbar sein müssten. Er gehe aber davon aus, dass die Umfänge über kurz oder lang bereinigt werden.

2015 wurde die Einrichtung so genannter Vabo-Klassen beschlossen, welche die Grundbausteine darstellen. Im Kreis Rottweil werden in zehn Klassen 133 Schüler zwischen 15 und 23 Jahren unterrichtet, Tuttlingen hat acht Klassen mit 115 Schülern zwischen 16 und 20 Jahren, und im Schwarzwald-Baar-Kreis sind es 17 Klassen mit 300 Schülern. In diesen geht es um die Vorqualifikation für eine duale Ausbildung und vor allem um das Vermitteln von Deutschkenntnisse. Diese sind unabdingbar.

Georg Hiltner erklärt, warum. Neben der täglichen Kommunikation in den Betrieben mit Arbeitsanweisungen und Abläufen müssen die Praktikanten und Auszubildenden die Sicherheitsbestimmungen verstehen. Er beschrieb Szenarien auf Baustellen, auf denen es viele Gefahrenpotenziale gibt. Wenn einer der Kandidaten die Aufklärung darüber nicht verstanden habe, und es passiere etwas, werde es für das Unternehmen teuer. Auch gelte es die Hürden auf Seiten des Unternehmens zu nehmen. Wobei er für den Handwerkskammerbezirk Konstanz – zu dem fünf Landkreise gehören – die Zahl von 26 Flüchtlingen nennt, die sich aktuell in einer Ausbildung befinden. Auszubildende wie auch Betriebe werden intensiv betreut in allen Fragen. Denn es gehe darum, dass der junge Mensch seine Ausbildung erfolgreich absolviere und rechtliche Hürden für die Firmen so gering wie möglich gehalten werden, beziehungsweise eine größtmögliche Transparenz geschaffen werde.

Im Kammerbezirk gibt es Hiltner zufolge rund 200 Unternehmen, die daran interessiert seien, Flüchtlingen eine Chance zu geben – wenn diese über notwendige Vorkenntnisse verfügen. Hier kommt die BBT ins Spiel. Dort sind viele der Qualifizierungsmöglichkeiten angesiedelt. Herbert Baar, Geschäftsführer der BBT, erklärt, dass diese von einer ersten Einstufung der Fähigkeiten und Eignungen über eine Orientierung über die mehreren hundert Ausbildungsberufen im Dualen System bis hin zu ersten Qualifikationen umfassen.

Das Duale System, wie es in Deutschland besteht, ist beispielsweise in Syrien völlig unbekannt. Hier muss zunächst bei den jungen Flüchtlingen einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden, was dies heißt und welchen Mehrwert es langfristig hat. Um das zu vermitteln, wurde bereits ein so genannter Kümmerer eingestellt. Eine zweite Stelle soll zeitnah besetzt werden. Eingestellt wurde Mustafa Mohammad, ein 27-jähriger Syrer, der seit drei Jahren in Deutschland ist und in seiner Heimat Englische Literatur studierte. Er ist vor allem Dolmetscher für die Aufklärung in den Voba-Klassen. Seine Flucht führte über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Nach Kursen und einem Deutschstipendium absolvierte er ein Praktikum und bekam gestern seinen Arbeitsvertrag. Er berät zusammen mit Hugo Frey Schüler und Firmen.

Weitere Informationen: Interessierte Firmen können sich an die Handwerkskammer Konstanz wenden, Ansprechpartnerin Marina Mauch. Bei der IHK ist Hugo Frey Ansprechpartner und beim BBT an Herbert Baar.