Hagelabwehr: Vorsitzender Heinz Messner kritisiert die mangelnde Bereitschaft zur Finanzierung
2016 war wieder ein Jahr ohne Hagelschäden - das siebte in Folge, seit 2010 die ersten Hagelflieger flogen.
Schwarzwald-Baar-Kreis. Bei der Mitgliederversammlung des Vereins zur Hagelabwehr in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen herrschte Einigkeit über den Grund dafür. "Wir können Hagel nicht komplett verhindern, aber die Größe der Hagelkörner positiv beeinflussen", sagte Vorsitzender Heinz Messner. Er sei "traurig und wütend", wenn die Wirksamkeit der Ausbringung von Silberiodid direkt in die Wolken von Versicherungen und Politikern noch immer angezweifelt werden.
Wissenschaftlicher Beweis über Wirkung ist in Arbeit
Den verlangten wissenschaftlichen Beweis zu liefern, sei man gerade dabei, so Messner und verwies auf laufende Entwicklungsprojekte der Hochschule Furtwangen (HFU). Gerüchten zu seiner Person nahm er den Wind aus den Segeln. Als Rentner sei er in Tuttlingen zwar von allen politischen Ämtern zurückgetreten, aber nach wie vor Vorsitzender des Vereins zur Hagelabwehr.
Er ließ sich an diesem Abend sogar wiederwählen. Auch dass Geldmangel den Einsatz der Hagelflieger gestoppt habe, sei nicht richtig. "Die Finanzierung ist gesichert". Messner betonte aber, dass die Kosten für die Flugzeuge, die Einsatz und Bereitschaftszeiten der Piloten jährlich rund 130 000 Euro verschlingen, die zu einem großen Teil durch Spenden und öffentliche Zuschüsse hereinkommen müssen. Weltweit werden Hagelflieger von Versicherungen finanziert, so Messner, Landratsämter stellen die Weichen, "aber bei uns muss es das Ehrenamt richten", wetterte er.
Laut Kassierer Karl-Heinz Heinzelmann spendete die Badische Gemeindeversicherung 2016 einen Betrag von 10 000 Euro, die Württembergische ließ 2500 Euro springen. Besonders unbefriedigend sei, so Messner, dass selbst die Opfer des letzten Hagelunwetters nicht bereit seien, dem Verein für einen Jahresbeitrag von 20 Euro beizutreten und das in einer Region, in der am sechsthäufigsten Hagel auftreten könne.
Pilot Holger Miconi berichtete von elf Einsätzen im Berichtsjahr und 22 Bereitschaftstagen. An jedem Flügel des Flugzeuges sitzen Generatoren, die bei entsprechender Wetterlage in Aceton gelöste Silberiodid-Ionen in die Wolken spritzen. "Der Erfolg dieser Impfung hängt vom Geschick der Piloten ab", sagte Thomas Oppenländer, Chemie-Professor an der HFU und zusammen mit seinem Kollegen Richard Erpelding Betreuer des Forschungsprojektes zur Verbesserung besagter Generatoren.
Oppenländer gab Einblick in die Studienarbeit von Sayit Yzara, der mit seiner Literaturrecherche Informationen zur Hagelabwehr von 1948 bis 2016 zusammengetragen hat. Danach haben Forscher weltweit die Wirksamkeit und geringe Umweltbelastung von Silberiodid bereits nachgewiesen.
