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Überlegungen zum Wechsel aufs Mangin-Gelände oder ins Gefängnis scheitern

Von Cornelia Spitz

Die Jugendherberge Villingen liegt im Dornröschenschlaf. Während in Sachen Sanierung oder Standortverlegung noch immer nichts passiert, droht man die Urlaubszeit buchstäblich zu verschlafen.

Villingen-Schwenningen. Denn andernorts brummt es bereits: "In Rottweil, da läuft’s", sagt der Geschäftsführer des Jugendherbergs-Landesverbands Karl Rosner.

Davon ist man in der Villinger St. Georgener Straße weit entfernt. Selbst wenn die Belegungszahlen nach einem neuerlichen Rückgang 2015 nun wieder zu steigen scheinen. Gerade einmal 20 Prozent Auslastung verbuchte das Haus in Villingen, "das ist nicht prickelnd", meint Karl Rosner und setzt hinzu: "39,6 Prozent ist der Landesdurchschnitt".

Warum die Villinger Bilanz derart kränkelt? "Das ist schwer zu sagen", gibt Rosner zu, aber: "Sicher ist, das Haus als solches hat nicht mehr den Standard, den ich mir heute vorstelle". Das Haus müsse saniert werden, und auch eine Verlegung des Standorts ist immer wieder Thema.

Der jetzige Platz der Jugendherberge in der St. Georgener Straße ist abseits vom Schuss. Idealerweise liegt ein solches Haus jedoch recht zentral, damit Sehenswürdigkeiten, die Einkaufsstraßen und Veranstaltungs-Locations sowie Knotenpunkte des ÖPNV für die Gäste vor der Haustür liegen.

Es besteht also Handlungsbedarf, doch den sitzt man vor Ort offenbar aus. Die Stadt Villingen-Schwenningen habe Unterstützung signalisiert und auch erkennen lassen, dass eine Jugendherberge hier gewünscht sei. Aber: "Der Oberbürgermeister wollte sich bei uns melden, das ist bisher nicht erfolgt", schildert Rosner und kommt zu dem Schluss: "Villingen-Schwenningen ist eine Hängepartie."

Dabei klingt es auch seitens der Stadtverwaltung nach Harmonie: "Der Stadt Villingen-Schwenningen und dem Oberbürgermeister ist eine Einrichtung wie die Jugendherberge in der Stadt wichtig, gerade auch in Zentrumsnähe", so die Pressesprecherin Oxana Brunner. Am Erhalt dieser Einrichtung am bisherigen Standort oder durch einen Neubau habe die Stadt großes Interesse, und man sei bemüht, eine geeignete Lösung zu finden.

Im Ganzjahresvergleich sind es 1513 Übernachtungen weniger

Gespräche, die in der Vergangenheit geführt wurden, sind aber offenbar im Sande verlaufen. So wurde dem DJHV-Landesverband beispielsweise das Mangin-Gelände als möglicher Standort offeriert. "Das hat uns jetzt nicht so richtig erbaut", gibt Rosner zu.

Eine weitere Variante: Das Gefängnis in Villingen. "Das wäre natürlich toll", doch auch diese Variante ist offenbar vom Fisch: Sie dürfte, so Rosner, am Platzbedarf scheitern. "Das dürfte zu klein sein, wenn es mal um 2000 bis 3000 Quadratmeter geht", sagt Rosner – der selbst aber schwer begeistert ist von der Idee, eine Jugendherberge in einem Knast unterzubringen und im Januar selbst in einem Yale-Hostel, also einer Herberge in einem ehemaligen Gefängnis, in Kanada Urlaub machte.

"Solche Destinationen sind interessant", und überhaupt sei "das Besondere" gefragt: Jugendherbergen in klösterlichen Gemauern, ehemaligen Burgen oder eben Gefängnissen, das zieht.

Was nicht mehr zieht, ist das 08/15-Haus in Villingen. 2014 waren es noch 10 797 Übernachtungen, 2015 wurde man vierstellig, gezählt wurden gerade mal noch 9284 Übernachtungen.

Und auch das aktuelle Jahr weist noch keine rosige Bilanz auf, wenngleich eine bessere als im gleichen Vorjahreszeitraum: Von Januar bis Mai 2016 wurden 3868 Übernachtungen bezählt (2015 Januar bis Mai: 3717 Übernachtungen). Die Steigerung von 4,1 Prozent ist zwar positiv, jedoch mit Blick auf die Zahlen im Landesdurchschnitt immer noch auf niedrigem Niveau. Wie die Bilanz 2016 letzten Endes ausfallen wird, muss sich weisen. "Das schwankt auch", weiß Rosner – ausschlaggebende Faktoren seien beispielsweise das Wetter, aber auch ganz profane Dinge, etwa die Lage der Osterferien im Jahreskalender.

Etwas Leuchtturmmäßiges – "dann flutscht es!"

Um das Ruder in VS gänzlich herumzureißen, muss etwas passieren, das steht für Rosner unzweifelhaft fest: "Wir müssten in Villingen-Schwenningen etwas Leuchtturmmäßiges hinstellen, dann flutscht es", ist er überzeugt.

Dabei ist für ihn einerlei, ob die Jugendherberge in Villingen bleibt oder etwa nach Schwenningen umsiedelt. Und einstweilen? "Wir machen das Notwendigste in der Bauunterhaltung" – und man wartet.