Geglückt ist die Aufführung des g-Moll-Klavierkonzertes von Saint-Saens. Herzlich gratuliert Dirigent Michael Schønwandt dem Pianisten Fazil Say. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Neu formiertes SWR-Symphonieorchester präsentiert packende Musik im Franziskaner

VS-Villingen. Das neu formierte SWR-Symphonieorchester stellte sich im Villinger Franziskaner-Konzerthaus vor. Werke der Romantik aus Frankreich, Dänemark und Deutschland fanden begeisterte Aufnahme.

"Greift nur hinein ins volle Menschenleben" schwebte über emotionaler Musik, verbunden mit den Namen Fazil Say (Klavier) und Michael Schønwandt (Dirigent). Der geistig offene Pianist breitete mit der Zugabe "Black earth" einen ost-westlichen Diwan aus, durchwoben mit türkischer Folklore, orientalischer Empfindung, westlicher Eigenart und Jazz. Einfallsreich waren die "Klavier-Pizzicati", und Trommeleffekte taten ihr übriges. Insgesamt packende Musik. Totale Identifikation mit dem g-Moll-Konzert (op. 22) von Camille Saint-Saens bewies Say mit unüberhörbar männlich-kräftigem Anschlag, der auch Pianostellen prägte.

Innere Auseinandersetzung und Gestaltungskraft formten ein individuelles Ganzes. Er konnte pathetisch deklamieren, glänzte mit Klangrausch und orgiastischen Arpeggien. Als Titan am Flügel ließ er den Melodienfluss strömen und eine geschmeidige Kadenz hören. Er vermittelte Dominanz des Klaviers, sorgte aber für beste Verständigung mit Dirigent und Orchester.

Der zweite Satz wurde zum sprichwörtlichen Scherzo, und das Finale wurde durch Rasanz und Tarantella-Schwung geprägt. Beifall und Bravo-Rufe brandeten den Ausführenden vom Publikum entgegen. Selten zu hören ist Musik des Dänen Carl August Nielsen. Sein Landsmann Michael Schønwandt wählte die fünfte Sinfonie aus, eine "nordische Unvollendete", gebildet aus je zwei über 20 Minuten dauernden Sätzen. Der Eindruck, den das SWR-Symphonieorchester vermittelte, war gigantisch – das Wechselbad der Gefühle überwältigend.

Klangkaskaden, dissonante Passagen, erregende Momente, feenhafte Klänge der Geigen (con sordino), saubere Beiträge der Solobläser und die bestimmende Rührtrommel ließen eine Umschreibung mit Romantik nicht unbedingt zu, sondern waren eher als kühnes Bekenntnis eines selbstbewussten Komponisten zu werten, erschlossen durch einen engagierten Orchesterleiter.

Mendelssohns "Sommernachtstraum" eröffnete das Programm mit märchenhafter Ouvertüre, leidenschaftlichem Scherzo, verträumtem Notturno und berühmtem Hochzeitsmarsch. Man durfte traumversunken genießen!