Die Bürkvilla war einer der beliebtesten Anlaufstellen an der Schwenninger Kulturnacht. Das ist vorerst passé. Wie es nach dem Verkauf sein wird, bleibt abzuwarten. Archivfoto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Immobilie: Elisabeth Krahé trennt sich nach dem Tod ihres Vaters von der Bürkvilla / Mehrere Interessenten in kurzer Zeit

Die einstige Fabrikantenvilla ist nicht nur Teil der städtischen Industriegeschichte, sondern mittlerweile eines der schützenswertesten Objekte in Schwenningen.

VS-Schwenningen. Wo einst Johannes und Richard Bürk wohnten, wurden bis zuletzt Haare geschnitten, Kaffee getrunken und auch die Schwenninger Kulturnacht gefeiert. Doch seit etwa drei Wochen steht die Bürkvilla leer. Es ist still geworden in dem Objekt, nachdem am 20. September der bisherige Eigentümer Peer Krahé verstorben ist. Seine Tochter Elisabeth hat sich nun dazu entschlossen, das Anwesen mit mehr als 2000 Quadratmetern zu verkaufen.

Den Auftrag dazu hat Jürgen Oder von der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar. Und der Ur-Schwenninger betont, dass es sich für ihn persönlich nicht nur um einen geschäftlichen Auftrag handelt. "Für mich ist es eine Herzenssache, wie es mit der Bürkvilla weitergeht." Natürlich stehe einerseits die Abwicklung des Verkaufs einer Immobilie, andererseits handele es sich für ihn aber nicht um irgendeine Immobilie. "Was Peer Krahé aus der Villa gemacht hat, wie er sie als Friseursalon, Café und Wohnhaus genutzt hat, das war für ein solch historisch wichtiges Gebäude schon toll", sagt Oder. Der Makler, der aber eben auch Schwenninger ist, wie er herausstellt, wünsche sich, dass der Käufer des Objektes eine ähnliche Verwendung für die rund 600 Quadratmeter Wohnfläche habe. Dass es so kommen wird, kann er sich allerdings auch gut vorstellen: "Die junge Frau Krahé ist sehr darauf bedacht, dass der neue Eigentümer die Villa im Sinne ihres Vaters nutzen wird."

Einen konkreten Käufer gibt es rund drei Wochen nach Verkaufsstart noch nicht, wie Oder mitteilt. "Aber wir haben tatsächlich schon vier bis fünf hochkarätige Interessenten.

Johannes Bürk, der Gründer der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk, ließ sein Wohnhaus 1858 errichten. Schon damals war das Gebäude an der heutigen Bürkstraße 35 nicht nur Wohnhaus, sondern auch gewerblich genutzt. Die Uhrenproduktion lief auch in diesen vier Wänden. Die Villa entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als Johannes Bürks Sohn Richard das Wohnhaus seines Vaters umbauen ließ. Nach Plänen des Schwenninger Architekten und Ortsbaumeisters Blasius Geiger entstand das Gebäude, wie man es heute kennt.

Knapp 90 Jahre später – 1996 – hieß der Eigentümer dann Peer Krahé. Der Friseur suchte damals eigentlich nur neue Räume für seinen Salon, den er bis dato in der Karlstraße hatte. Doch die Jugendstil-Villa hatte es ihm angetan.

Krahé ließ die Immobilie ab 1997 sanieren, achtete bei der Innenausstattung allerdings darauf, dass der ursprüngliche Charakter beibehalten wurde. Noch heute sind Böden, Decken, Fenster und auch Einbaumöbel aus der Gründerzeit Teil des Gebäudes. 1999 ist die Villa mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichnet worden und seither eines der schützenswertesten Objekte der Stadt.