Ab dem kommenden Frühjahr ist die Hotelkette Mercure nicht mehr Mieter des Hauses am Franziskaner. Foto: Eich

VS bangt um größte Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt. Für Verwaltung "Nackenschlag ins Kontor".

Villingen-Schwenningen - Es steht im Herzen Villingens und ist das größte Haus am Platz: das Mercure Hotel. Doch nun bangt Villingen-Schwenningen um seine Zukunft. Die Hotelkette Mercure wird das Hotel im Frühjahr aufgeben, die Verträge der Mitarbeiter laufen im Februar aus – und ein neuer Betreiber ist nicht in Sicht.

 "Wir blicken mit großer Sorge auf das Hotel", gestand die Wirtschaftsförderin und Chefin der Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen GmbH Beate Behrens am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. Wenn das Mercure Hotel geschlossen würde, wäre das "ein Nackenschlag ins Kontor" für Villingen-Schwenningen.

Das Mercure Hotel ist mit 90 Betten das größte Haus – das nächstgrößere unter den 24 Hotels hat nur 60 Betten –, es liegt direkt am kulturellen Franziskanerzentrum, mitten in Villingen und ist nicht zuletzt für die Gäste der Neuen Tonhalle die erste Übernachtungsadresse. Die Hiobsbotschaft von der drohenden Schließung kommt zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Beim großen Narrentreffen im Januar und während des Jubiläumsjahrs 2017 wird jedes Bett gebraucht.

Hotelgeschäftsführer Uwe Aschke, der mit seiner Sierra Hotel Management GmbH Mieter des Hauses, Franchise-Nehmer der Accor-Gruppe und somit Betreiber des Mercure-Hotels ist, bestätigte die Informationen, die unserer Zeitung aus sehr guten Quellen vorlagen. "Wir werden ab kommenden Frühjahr nicht mehr Mieter dieses Hauses sein." Für ihn und seine Gesellschaft mit Sitz in Karlsruhe geht dann eine 16-jährige Ära zu Ende: "Ich bin wirklich traurig, dass es so kommen musste."

Dennoch habe er für die Stadt die Hoffnung, dass sich ein neuer Betreiber finden lässt: "Ich glaube, dass es einen entsprechenden Betriebsübergang gibt." Die Hoffnung auf eine neue Zukunft für die Unterkunft hat auch Wirtschaftsförderin Behrens. Es gebe auf dem Hotelmarkt einen Anbieter der im Moment "richtig interessiert" sei an dem 90-Betten-Haus in Villingen.

Ist der Renovierungsstau Grund für den Rückzug?

Doch ob sich überhaupt ein namhafter Anbieter des Innenstadthotels annehmen wird, hängt vermutlich auch von der weiteren Entwicklung des Gebäudes ab: Der Kunde verlangt danach. Im populären Onlineportal für Hotelbewertungen holidaycheck beispielsweise liegt die Weiterempfehlungsrate bei gerade einmal noch 68 Prozent. Der Ruf nach einer Modernisierung des Hauses ist unüberhörbar: "(....) allerdings besteht ein enormer Renovierungsstau, dies vornehmlich in den Zimmern. Abgenutztes und altes Inventar", "Zimmer alt, muffig und abgewohnt, niemals 4 Sterne" und für Anke ist es schlicht "Ein in die Jahre gekommenes Mercure".

Der Renovierungsstau und die diesbezügliche Zurückhaltung des Eigentümers, des Furtwanger Unternehmers Horst Siedle, war offenbar auch der ausschlaggebende Punkt für den Rückzug der Mercure Hotelkette. So erklärt Uwe Aschke, dass es "keine wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" waren, die dazu geführt haben, dass die Gesellschaft den Vertrag nicht verlängert hat. "Es waren viel mehr die Rahmenbedingen, unter denen wir das Haus hätten führen müssen", berichtet er zu den Gründen. So hätte Mercure als Franchisenehmer ebenfalls gewisse Vorstellungen, welchen Standard die Häuser der Hotelkette erfüllen müssen. "Wir konnten uns mit dem Eigentümer aber nicht über die Investitionen in die Zukunft einigen."

Andere wirtschaftliche Auffassungen

Die Gruppe Accor Hotels bedauert das. "Leider wird der Franchisevertrag für das Hotel wegen unterschiedlicher wirtschaftlicher Auffassungen zum 28.02.2017 beendet", sagt Pressesprecher Eike Alexander Kraft, Corporate Communications & Social Responsibility stellvertrend für den Franchisegeber. "Wir bedauern dies sehr. Es bedeutet, dass die Marke Mercure damit nicht mehr am Standort vertreten sein wird."

Die Hausverwaltung über die Siedle-Immobilien, darunter das Mercure-Hotel, liegt in den Händen der Böhm Immobilien GmbH in Baden-Baden. Deren Geschäftsführer Wolfgang Pfeiffer ließ gestern auf Anfrage unserer Zeitung ausrichten, zum Mercure nicht Stellung nehmen zu wollen. Die Eigentümerfamilie selbst war gestern für eine Rückfrage nicht zu erreichen.

Sie sind die einzigen, die den Entschluss zur Renovierung nun fassen können, weiß Beate Behrens. "Wir können nicht über das Eigentum verfügen", sagt sie und hofft, dass vielleicht auch die Stadt einen Impuls für eine Renovierung des Hauses geben kann. Am Montag will Behrens mit Oberbürgermeister Rupert Kubon sprechen und beraten, ob die Wirtschaftsförderung sich hinsichtlich der Betreibersuche für das Hotel einsetzen soll. Den Gedanken, dass das nicht gelingen mag, will sie gar nicht erst zulassen: "Ich mag gar nicht daran denken, was es bedeutet, wenn das Hotel nicht zügig weiterbetrieben wird."