Zeit für Veränderung – Inszenierungen auf Zeit schafft Gabriele Bubori in den Schaufenstern der Region, wie hier bei Sport Müller in Schwenningen. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Schaufensterbummel: Im Atelier Bubori sitzen die Stimmungsmacher der Fußgängerzonen

Sie lassen Innenstädte leuchten, setzen Waren in Szene, sorgen für Hingucker in Schaufenstern und Fußgängerzonen – doch selbst sieht man sie in der Regel nicht: die Reisedekorateure.

VS-Weilersbach. Vladimir und Gabriele Bubori sind Feuer und Flamme für schöne Ansichten. Kein Wunder: Er, der Fachmann für Werbung und Inneneinrichtung, sie, die "Dekorateurin" – mit solchem Fachwissen ausgestattet, verfügt man auch über Stilsicherheit und einen Kopf voller Ideen. Lässt man diese frei, fliegt im Herbst schon einmal ein ganzer Schwarm Enten über die Köpfe von Supermarktbesuchern hinweg oder entsteht in der Halle eines Autohauses über Nacht ein Stück Alaska – Eisschollen und Pinguine inklusive.

Eine Seltenheit: Sie bilden noch aus!

"Ideen haben immer Konjuktur", sagen die Buboris in ihrem Atelier Bubori im Industriegebiet von Weilersbach. In dem beschaulichen Örtchen betreiben sie ihre traditionsreiche Designschmiede und nehmen mit dieser eine echte Sonderstellung ein: Sie bilden noch aus! Abgesehen von Möbelriesen oder Filialisten für deren eigenen Bedarf gibt es das in weitem Umkreis kein zweites Mal. "Gestalter für visuelles Marketing" heißt das durch ein Diplom gekrönte Berufsbild, das man früher einmal als "Dekorateur", dann als "Schauwerbegestalter" und ganz früher sogar einmal als "Schmücker" kannte. Guter Geschmack und Spaß am Dekorieren reichen nicht. "Das ist eine emotionale Sache – das muss man über die Jahre lernen und auch fühlen", schildert Gabriele Bubori. Ein richtiger Beruf. Warum, das zeigt in Blick in das Reich der Buboris.

Das Lager ist randvoll mit schönen Dingen. Blumen, Figuren, Trockenpflanzen, Podeste, Tische, Stühle und Plakate bis hin zu einem kleinen Karussell und Schaufensterpuppen. Und doch herrscht hier kein großes Durcheinander. Alles ist strikt nach Jahreszeiten, teilweise auch farblich sortiert. In einem Gang ist Herbst, kunterbunt und schillernd, im nächsten geht es frostig zu. Und Weihnachten ist riesig. "Das ist ein großes Thema für die Kunden", weiß Gabriele Bubori. Vor dem Fest investierten die Händler das meiste Geld in die Dekoration ihrer Schaufenster.

Doch der schönen Dinge nicht genug: Vladimir Bubori zeigt auf ganze Ordner voller Skizzen und Bilder. Es gebe zwar "auch Kunden, die vertrauen blind", weiß Gabriele Bubori, die immer noch die Dekorateurin unter den Buboris ist, während sich Ehemann Vladimir den Themen Werbung, Marketing und Innenrichtung verschrieben hat – zwei Aufgabenbereiche, die sich lieben, ergänzen, gegenseitig inspirieren. Doch in der Regel kauft der Kunde nicht die Katze im Sack. Deshalb wird eine große Kampagne im Vorfeld penibel präsentiert. Skizzen lassen Größenverhältnisse und Raumtiefen erahnen, zeigen manches sogar aus unterschiedlichen Perspektiven. Ganze Inszenierungen nehmen erst einmal auf Papier Gestalt an. Und jeder Kunde hat eine eigene Akte, die eine dicker, die andere dünner.

Nur mit viel Fingerspitzengefühl trifft man die Dinge auf den Punkt: sportlich-elegant, hip, kreischend, reduziert und minimalistisch oder doch romantisch-verschnörkelt? "Vertrauen muss man sich erarbeiten", weiß Bubori und auch, dass kein Kunde tickt wie der andere. Zur Veranschaulichung werden hin und wieder Probefenster dekoriert.

"Es ist jedes Mal etwas Neues, man baut etwas auf, eine Inszenierung, aber sie ist kurzlebig, und schon widmet man sich einer neuen Idee", Gabriele Bubori strahlt, als sie das erzählt. Und auch ihr Ehemann, der der Gestalterin auch mit seinem eigenen Geschäftszweig im mittlerweile gleichen Unternehmen zur Seite steht, kann seine Faszination für die Schaufenstergestaltung nicht verbergen.

Früher, erinnert sich Vladimir Bubori, da war das noch eine andere Nummer mit dem Schaufenster-Schmücken. Vor allem bei Textilien: Am sprichwörtlichen seidenen Faden wurden die Stoffe gehängt und in Falten gelegt. Eine Kunst für sich, während es heute die Kunst ist, aus unzähligen Möglichkeiten eine zutreffende auszuwählen und die unbegrenzt technischen Möglichkeiten effizient auszuschöpfen.

Anreizen zum Kauf – darum geht’s

Abends, wenn es dunkel und still ist in den Städten, sieht man vor den Schaufenstern manchmal nicht nur staunende Kunden stehen, sondern auch Gabriele Bubori. "Ich mache gerne einmal einen Bummel und sehe mir die Schaufenster an", gesteht die Kreative und lächelt, wenn neben ihr ein Passant steht, dem die präsentierte Ware zusagt. Er weiß meist selbst nicht, wie ihm geschieht. Intuitiv sprach ihn etwas Unaussprechliches an. Den Kunden zum Kauf anreizen, das ist es, worum es geht – die Kunst der schönen Ansichten eben.