Intersport Stähle in der Friedrich-Ebert-Straße. Von hier aus wird auch der Online-Shop betrieben. Doch würde die Straße wie gewünscht zur echten Fußgängerzone, wäre das Abholen der Pakete am Nachmittag kaum mehr möglich. Foto: Seiss Foto: Schwarzwälder-Bote

Desinformation in der Friedrich-Ebert-Straße. Gefahr für Online-Shop. Mit Kommentar

VS-Schwenningen - Wird die geplante Ausweisung einer Fußgängerzone in der Schwenninger Friedrich-Ebert-Straße zum möglichen Problem für innovative Geschäfte, die von dort aus einen Online-Shop bestücken mit möglichst zügiger Belieferung der Kundschaft?

Hansjörg Stähle, Inhaber des gleichnamigen Intersport-Geschäfts in der Friedrich-Ebert-Straße befürchtet so etwas.

Mit den Anliegern sei noch nicht gesprochen worden

Und weil es den mit den direkt betroffenen Anliegern angebrachten Austausch seitens der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen, wie es schon viele Geschäftsinhaber bei anderen Bauvorhaben und -planungen vor ihm bemängelten, auch hier nicht gegeben habe, "schlage ich hier auf", so Stähle am Mittwochabend in der Bürgerfrageviertelstunde des Gemeinderates.

Er sei von den Plänen, die Friedrich-Ebert-Straße zwischen Kronen- und Jakob-Kienzle-Straße nun tatsächlich, wie gewünscht, in eine Fußgängerzone umzuwandeln, reichlich überrascht worden. Doch ein solches Vorhaben – das er abgesehen davon begrüße – tangiere ihn möglicherweise ganz empfindlich in seiner Geschäftstätigkeit. Das Intersport-Geschäft mit seiner Hauptstelle in der Friedrich-Ebert-Straße 12 und seinen Filialen in Bad Dürrheim, der Villinger Rietstraße und in Bad Säckingen betreibe von der Friedrich-Ebert-Straße aus auch seinen Online-Shop.

Täglich muss hier Ware raus, um die 24-Stunden-Lieferung zu gewährleisten, so Stähle. Online und offline gleichermaßen tätig zu sein, "und zwar zum Wunschtermin" das sei für Einzelhändler die Zukunft, glaubt der rührige Geschäftsmann, dem sogar noch weiterer Service für seine Kunden vorschwebt: Botendienste mit Lieferungen in einem Zeitraum von ein bis zwei Stunden sowie Reservierungen im Geschäft über den Onlineshop. Doch all das, machte er deutlich, sei ebenso wie schon jetzt die Abwicklung seines Internethandels eben nur möglich, wenn die Paketdienste nachmittags weiterhin die Sendungen abholen und wegfahren könnten – und dazu müssten sie auch weiterhin vors Geschäft fahren können. In einer Fußgängerzone aber ist das für viele schwer vorstellbar.

Erweckte Oberbürgermeister Rupert Kubon eingangs der Diskussion noch unbekümmert den Eindruck, dass eine Fußgängerzone kein Hindernis für das moderne Geschäftstreiben des Traditionshauses sei, so machten spätestens die Erläuterungen von Erich Hargina vom Stadtbauamt deutlich, dass die Sache gar nicht so einfach ist: Zur Gestaltung der Straße als Fußgängerzone "wird eine Teileinziehung notwendig", stellte er klar. Wenn eine Nutzung wie jetzt für den Onlineshop weiterhin stattfinde, "dann wäre der Bereich keine Fußgängerzone", wurde Hargina deutlich. Möglicherweise müsse man andere Lösungen wählen, um den Lieferverkehr zuzulassen, aber gleichzeitig unnötiges Schaufahren zum Protzen mit der edlen Karosse zu unterbinden.

Es wird also noch Beratungsbedarf geben in Sachen Fußgängzerone in der Friedrich-Ebert-Straße. Großen Rückhalt erfuhr Hansjörg Stähle später als der entsprechende Tagesordnungspunkt dann tatsächlich zur Diskussion stand: "Das muss man ernst nehmen, da steht ein Konzept auf dem Spiel", fand beispielsweise Renate Breuning (CDU). Irgendwie müsse es möglich sein, Anlieferung und Abholung für dieses Geschäft möglich zu machen. Auch Joachim von Mirbach von der Fraktion der Grünen plädierte dafür, "Möglichkeiten zu suchen, wie man den Geschäften dort entgegenkommt".

Nun fand man – zunächst – den Kompromiss: Zusätzlich zur grundsätzlichen Zustimmung der Umgestaltung in eine Fußgängerzone, dem Projektbeschluss, und dem Zur-Verfügung-Stellen der entsprechenden Haushaltsmittel beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, vor einer Beschlussfassung des Gemeinderates über eine mögliche Einziehung oder Teileinziehung der Straße (dem Verwaltungakt, mit dem eine gewidmete Straße der Allgemeinheit zur Nutzung nicht mehr zur Verfügung steht) die Möglichkeiten für die Geschäftsinhaber dort zu prüfen. "Damit vergeben wir uns nichts", ist sich Kubon sicher.

Kommentar: Ein Déjà-vu

Von Cornelia Spitz

Es gibt Situationen, die fühlen sich an, als habe man sie schon einmal erlebt. Das gestern war so Eine: Hansjörg Stähle vom Intersport-Geschäft kommt in die Gemeinderatssitzung und erklärt, er sei als direkt betroffener Anlieger von der Stadtverwaltung noch nicht kontaktiert worden bezüglich der Pläne, aus der Friedrich-Ebert-Straße eine Fußgängerzone zu machen.

Hatten wir das nicht schon zig Mal? Man denke an den Bau des Kreisverkehrs am Vorderen Eckweg, als die Geschäfte plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten oder nur über ein Umleitungschaos erreichbar waren; oder an die Inhaber der Läden in der Brunnenstraße, die von der Verschiebung ihrer Baustelle aus der Zeitung erfuhren. Schade nur, dass bei dieser Form eines Déjà-vus die belustigte Verwunderung über vermeintlich schon einmal Dagewesenes einem ganz anderen Gefühl weicht: echtem Ärger. Nicht schon wieder?!