Architekt Steffen Halder (von links), Heidemarie Wagner und Egon Mauch kündigten gestern das neue Leben des geschichtsträchtigen Villinger "Torstübles" an. Am Samstag ist hier Flohmarkt. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Immobilie: Gebäude am Käferbergle wird abgerissen / Konsens mit Denkmalschutz / "Zappelphilipp" zieht ein

Es war Brauerei, gut gehendes Speiselokal und ein gemütliches Café. Zuletzt machte das "Torstüble" am Riettor jedoch nur durch glücklose Kurzzeit-Pächter Schlagzeilen. Jetzt hat das Geschwister-Trio Hofmann die Immobilie verkauft.

VS-Villingen. Gewerbeflächen und Wohnungen sollen entstehen. Neuer Eigentümer ist der Villinger Baudienstleister Egon Mauch, der zusammen mit dem Schwenninger Architekten Steffen Halder und im Konsens mit dem Denkmalschutz umfangreiche Veränderungen plant.

Danach wird das Gebäude auf dem Käferbergle entlang der Stadtmauer abgerissen. Es entsteht ein Neubau mit zwei Wohnungen von 109 und 120 Quadratmetern im ersten Stock sowie einem Künstleratelier im Erdgeschoss.

Im Bauwerk direkt am Riettor entsteht auf Gehweghöhe ein Ladengeschäft, das sich über die Flächen des bisherigen Blumenladens, der sich inzwischen in der Bickenstraße befindet, und dem Modegeschäft, das Ende Januar diesen Standort aufgibt, erstreckt. Dort zieht Iris Mauchs "Zappelphilipp", das Spielwarengeschäft in der Brunnenstraße, ein. Die 145 Quadratmeter des bisherigen Torstübles darüber werden zur Mietfläche für Gewerbetreibende oder zu exklusivem Wohneigentum. In den oberen Etagen wohnen dann die Schwestern Heidemarie Wagner und Marlene Hofmann.

"Der Verkauf des Hauses fällt uns dann nicht mehr ganz so schwer", sagte Heidi Wagner gestern und lächelte bei der Erinnerung an gute Zeiten. 1928 erwarben ihr Großvater, der Gastwirt Robert Hofmann und seine Frau Theresia, vorherige Besitzer des "Waldschlösschens" am Eisweiher, die seit Ende des 18. Jahrhunderts als Bierbrauerei betriebene Immobilie für 25 000 Goldmark. Deren Sohn Robert Hofmann junior, ein Konditormeister, führte das Torstüble nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Frau Viktoria als Café weiter. Unvergessen sind seine handgemachten Pralinen und Kuchenspezialitäten.

Krankheitsbedingt musste das Café 1970 verpachtet werden. 1980 eröffneten die Geschwister Heidemarie Wagner und Robert Hofmann das renovierte Torstüble als Restaurant, zwei Jahre später stieß auch Schwester Marlene dazu. Viele Stammtische tagten in den nächsten zehn Jahren, legendär ist bis heute der alljährliche Hausball an Fastnacht. 1990 zogen sich die Geschwister endgültig zurück und verpachteten das Torstüble, "was leider nicht immer von Erfolg gekrönt war", bedauert Heidemarie Wagner. Der Umbau startet laut Architekt im Frühjahr 2017, die Bauzeit ist auf ein Jahr ausgelegt. Über die bis dahin leerstehenden Räume freuen sich an der Fasnet die Glonkis, die im bisherigen "Mietbeizle" im Keller ein Stüble einrichten werden und die Guggenmusiker der "Alten Kanne", die über die närrischen Tage in das Torstüble einladen.

Zu einem Flohmarkt laden die Geschwister Hofmann am Samstag, 19. November, ab 10 Uhr ins Torstüble ein. Die gesamte Einrichtung, inklusive der Gastro-Küche sowie Gegenstände aus allen Zeitabschnitten werden in den Räumen des einstigen Restaurants zum Verkauf angeboten.