Manchmal ist der größte Schandfleck der kleinste: Lücken im historischen Villinger Kopfsteinpflaster wurden einfach mit Teer zugekleistert. Wir finden: Das ist ein Unding! Foto: Eich

Teerflecken im historischen Pflaster und so manche Bausünde - die "Favoriten" der Redaktion.

Villingen-Schwenningen. Stolz blicken die Villinger auf ihr historisch gewachsenes Zähringerstädtchen. Es wird allseits bewundert. Und doch gibt es sie: die zehn größten Schandflecken Villingens.

Eine Auflistung der Orte, an denen Villingen ein hässliches Gesicht zeigt, kann freilich nur subjektiv sein und erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Doch auch wer einen anderen Geschmack hat und mit offenen Augen durchs Städtchen marschiert, dem fallen Ecken auf, an welchen Villingen eben nicht dem Anspruch einer wirklich schönen Stadt gerecht wird.

Für unsere Redaktion waren es diese Plätze: 

Lücken im Pflaster: Manchmal ist der größte Schandfleck ganz klein. So klein, wie ein – oder auch mehrere – Stein im historischen Kopfsteinpflaster beispielsweise. Denn wo diese lose sind, herausgebrochen wurden oder nicht mehr halten wollten, da griff man zu einer ganz ungehörigen Reparaturmethode: Man füllte das Loch kurzerhand mit Teer auf. Praktisch – ja. Aber mitnichten schön oder dem Anspruch, den eine historische Stadt an ihren Stadtkern haben sollte, gerecht. Deshalb bekommen die aufgefüllten Lücken im Asphalt von uns die Krone aufgesetzt als größter Schandfleck Villingens. 

Das Eckhaus Färber- und Brunnenstraße: Verklebte Fenster, ein totes Gebäude und das seit gut 20 Jahren in toller Innenstadtlage. Eine Schande! Die Krux: Auch der Stadtverwaltung ist das dem offenbar dem Zerfall preisgegebene Haus, in dem einst das Biffar Türenstudio zu finden war, ein Dorn im Auge. Doch Versuche, die Situation in den Griff zu bekommen, scheiterten. Nach Informationen unserer Zeitung an einem unübersichtlichen Erbengemeinschaftsgebilde.

Ecke Schlösslegasse/Gerberstraße: Es könnte so schön sein – und wäre es vielleicht auch, läge es wie benachbarte Gebäude ebenfalls in einem Sanierungsgebiet. So aber verfällt das Eckhaus zur Schlösslegasse und ehemalige Schildergeschäft in der Gerberstraße auf denkbar unschöne Weise am Eingang zur eigentlich schmucken Gerberstraße: eine kaputte Fassade, verklebte Fenster, bröckelnde Steine....

Der Festplatz im Friedengrund: ein Platz, der diese Bezeichnung wahrlich nicht verdient hat. Er ist, im Gegenteil, sogar äußerst trostlos. Nun mag man sagen, dass das angesichts der Fotografie eines leeren geschotterten Platzes auch kein Wunder ist – dumm nur, dass sich an dem beklommenen Gefühl, das einen dort ergreift, auch nichts ändert, wenn der Rummel zu Gast ist und eigentlich das pulsierende Leben, Spaß und Fröhlichkeit herrschen sollten.

Die Sperberstraße: Eines vorneweg – es gibt dort sicherlich auch hübschere Ecken, aber eben auch die, von denen in der Folge die Rede ist. Heruntergekommene Mehrfamilienhäuser in einer Reihe, schmutzige Fassaden, herausgebrochene Kellerfenster und Müllansammlungen in einigen Ecken ungepflegter Grundstücke. Vor dem Areal ein abgesackter Bretterzaun. Kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Schöner Wohnen sieht definitiv anders aus.

Bausünde "ehemaliges Hotel Blume-Post": Fotografien von früher zeigen ein Gebäude nach Zuckerbäcker-Art. Reich verziert mit Stuck und Schnörkeln. Es stand dem Villinger Marktplatz gut. 1968 wurde es zum Kaufhaus, und die prunkvolle Optik wich einem nüchternen, sachlichen Baustil, der nun wie ein Fremdkörper im Herzen der vier Einkaufsstraßen liegt.

Die Bahnhofsunterführung: Schmuddelfaktor. Es stinkt nach Urin, die Beleuchtung ist bestenfalls als mangelhaft zu bezeichnen und das Ambiente von der Sorte, die einen das Genick einziehen und schnell laufen lässt, kaum hat man sie betreten. Bedenkt man, dass hier Bahnreisende ihre ersten Schritte auf Villinger Grund und Boden tun, ist das keine gute Visitenkarte, die Villingen seinen Gästen hier in die Hand drückt. Da muss etwas geschehen, und Bahnhöfe andernorts zeigen, dass das heute anders geht.

Unter der Brücke am Skaterpark: Fetzige Graffitis hätten diesem Platz schon aufgrund seiner besonderen Nutzung durch Skateboard-Artisten und BMX-Piloten prima gestanden. Doch die Stadtverwaltung bremste junge und künstlerisch durchaus motivierte Sprayer rigoros aus. Selbst schuld: Deshalb ist Villingen um einen Schandfleck reicher, weil sich stattdessen Jugendliche mit Schmierereien hier verewigt haben.

Ein leerer Klotz in der Goldenbühlstraße: Hier hat die Kripo einst Jagd auf Verbrecher gemacht – es war einmal ihr Dienstsitz. Heute steht das Haus mit der Nummer 23 in der Goldenbühlstraße leer. Kurz wurde überlegt, hier Asylbewerber unterzubringen. Die Idee wurde verworfen – ein zündender Einfall, was passieren soll, ist dennoch dringend nötig.

Altes Tonhallen-Areal: Ein XXL-Gelände in bester Innenstadtlage liegt brach. Da reißt es auch das bisschen Spielplatz, das am unteren Ende der großen Wiese aufgebaut worden ist, nicht mehr heraus. Das alte Tonhallen-Areal ist noch immer eine Spielwiese für viele Ideen. Und bis darauf kein Luftschloss, sondern etwas Zukunftsträchtiges gebaut wird, dürfte es gerne ein bisschen sinnvoller genutzt werden.