Die Kunden der Schwenninger Krankenkasse müssen ab April einen höheren Beitrag bezahlen. Archivfoto: Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheit: Krankenkasse erhöht Beiträge ab April / "Neubau-Finanzierung hat damit nichts zu tun"

Villingen-Schwenningen. Der monatliche Beitrag für die Kunden der Schwenninger Krankenkasse steigt. Wie das Unternehmen seinen Kunden schriftlich mitteilte, erhöht sich der individuelle Beitragssatz um 0,2 Prozent auf insgesamt 1,3 Prozent. In der Summe mit dem gesetzlichen Beitragssatz seien somit 15,9 Prozent zu zahlen. Und das bedeutet? Im Durchschnitt zahlt der Kunde der "Schwenninger" ab April monatlich sechs Euro mehr, wie Unternehmenssprecher Roland Frimmersdorf mitteilte.

Erst vor wenigen Wochen betonte Vorstandsvorsitzender Berthold Maier beim Spatenstich für den Neubau am Vorderen See in Schwenningen, dass die Kosten für das Bauprojekt nicht auf die Kunden abgewälzt werden. Und nun erhöht die Kasse ihre Beiträge. Hatte Maier falsche Versprechungen gemacht? "Nein, der Erweiterungsbau hat mit der Erhöhung überhaupt nichts zu tun", sagte Frimmersdorf gestern. Die Notwendigkeit, 15 Monate nach der letzten Erhöhung die Kosten erneut anzupassen, sei in den stetig steigenden Kosten im Gesundheitswesen begründet. "Die prognostizierten Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2016 liegen Hochrechnungen zufolge bei über 831 Millionen Euro. Das sind rund 50 Millionen Euro mehr als noch 2015." Die Erhöhung des Beitragssatzes sei lediglich eine Reaktion auf diese Entwicklung, wie sie laut Frimmersdorf bereits zum Jahresbeginn jede vierte Kasse gezeigt habe. Einen Zusammenhang mit dem Bauprojekt in Schwenningen gibt es laut Frimmersdorf also definitiv nicht. Dies unterstreicht er zusätzlich so: "Auf 30 Jahre gerechnet, ist der Neubau 35,4 Prozent günstiger, als wenn wir weiterhin mieten würden."

Doch nicht nur teurer wird die Kasse laut dem vorliegenden Schreiben. Nein, auch die Leistungen und Angebote sollen gekürzt werden. Mehr Geld für weniger Leistung? Auch das verneint Frimmersdorf, obwohl es die Kasse schwarz auf weiß kommuniziert. "Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass eine vollständige Transparenz in Sachen Kundenkommunikation wichtig ist. Und unsere Marketing-Abteilung war der Ansicht, dass die Wahrnehmung einer negativen Formulierung größer sei, als die einer positiven." Und das heißt? "Es gibt permanent Änderungen im Angebot, weil wir auf Kundenansprüche reagieren. Es kann also sein, dass manche Leistungen durch neue Angebote ersetzt werden." Frimmersdorf weist aber darauf hin, dass 95 Prozent der Leistungen gesetzlich vorgeschrieben seien und deshalb gar nicht verändert werden könnten. Es handele sich also höchstens um eine Veränderung des "Plusangebots", wie er die Zusatzleistungen der Krankenkasse nennt, das fünf Prozent der Gesamtleistungen ausmache.

Wurden Stellen gestrichen?

Hinweisen zufolge soll die Krankenkasse auch im personellen Bereich Veränderungen vorgenommen haben. So sollen Stellen nicht neu besetzt worden sein.

Roland Frimmersdorf spricht von "einem ganz normalen Wandel". Es gebe durchaus Umstrukturierungen, die aus Personalbedarfsermittlungen resultieren. "Wir legen großen Wert auf die Kundenbetreuung. Während wir an dieser Stelle beispielsweise zusätzlich Kräfte einstellen, können wir in anderen Abteilungen vielleicht auf Mitarbeiter verzichten." Einer der Gründe dafür sei die Digitalisierung, die manche Stellen ersetze. "Wir stellen weiterhin ein, haben aktuelle Stellenausschreibungen auf unserer Homepage und unsere Mitarbeiterzahl liegt bei rund 800, plus minus zehn bis 20 über das Jahr verteilt." Die "Schwenninger" sei aber keinesfalls finanziell angeschlagen, beruhigt Frimmersdorf die Kunden.