Andreas Lücker Foto: Schwarzwälder-Bote

Fastenzeit: Umfrage des Schwarzwälder Boten: Nur wenige Bürger lassen sich auf die christliche Tradition ein

Von Mareike Bloss und Andreas Hennings

Ob Fleisch, Süßigkeiten, Alkohol, Nikotin oder fernsehen: Es gibt viele Möglichkeiten, zu fasten. Wie die Umfrage des Schwarzwälder Boten aber zeigt, hält sich dieser Ehrgeiz hierzulande offenbar in Grenzen.

VS-Schwenningen. Ursprünglich unter anderem für die Rückbesinnung des Christen auf Gott gedacht, gestaltet sich das Fasten in der heutigen christlichen Welt ganz individuell. Wir haben uns bei Passanten auf der Straße umgehört, ob und in welcher Form heutzutage gefastet wird.

Andreas Lücker beschreibt sich selbst eher als einen "Genießer", fasten möchte er daher nicht. "Den Alkohol lasse ich sowieso schon seit zwei Jahren weg, dafür brauche ich kein Fasten", beschreibt er. Auf leckeres Essen und guten Kaffee möchte er hingegen keinesfalls verzichten. "An Dingen, die mir gut tun, habe ich das ganze Jahr über Spaß. Warum sollte ich sie nicht nutzen, wenn es sie doch gibt?" Da genügte es Andreas Lücker bereits, wegen einer zurückliegenden Zahn-Operation sowieso eine Zeit lang auf viele Leckereien verzichtet haben zu müssen.

Ganz unterschiedlich halten es Lissa Barreto-Ungar und Sven Lapaczwski mit der 40-tägigen Fastenzeit. "Wenn, dann faste ich, wann ich will und nicht zu einer vorgegebenen Zeit wie zu Beginn des neuen Jahres oder zwischen Aschermittwoch und Ostern", meint Sven Lapaczwski. Seine Frau ist gebürtige Brasilianerin kennt die Fasten-Tradition aus ihrer Heimat nur zu gut. Das Land sei sehr religiös geprägt, dort verzichte nahezu jeder auf Alkohol, Süßigkeiten und Fleisch, berichtet Lissa Barreto-Ungar. Und sie selber? "Alkohol trinke ich grundsätzlich nicht, bei den Süßigkeiten fällt es mir zugegeben sehr schwer, also lasse ich das Fleisch weg." Zudem findet sie es gut, in dieser Zeit mit den Gedanken ganz bei sich sein zu können und innezuhalten.

Heidi Deutschbein ist da ganz anderer Meinung: "Ich halte nichts von diesem Hokus-Pokus." Grund zu fasten habe sie bisher noch nie gehabt. Und wenn sie es eines Tages doch machen werde, dann auf jeden Fall unabhängig vom Kalender.

Rainer Obele hat sich nicht vorgenommen, ab dem heutigen Aschermittwoch streng zu fasten. Spurlos vorbei geht das Thema an ihm aber nicht. "Ich werde schon langsamer machen, also eher reduzieren statt verzichten", sagt er. In der Vergangenheit habe er manchmal über eine Dauer von vier oder sechs Wochen weniger Alkohol getrunken. Den Zeitraum dafür wählt er aber stets selbstständig aus: "Mal war das zwischen Fasnet und Ostern, mal zwischen Weihnachten und Fasnet."