Zehn Jahre Integrationskurse – Peter Bacskai, Angela Giesin, Christina Strauch, Anita Neidhardt-März, Kerstin Ebner und Viola Röder (von links) diskutierten. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Podiumsdiskussion: Integrationskurse für ausländische Mitbürger gibt es seit zehn Jahren

Seit zehn Jahren gibt es sie: Integrationskurse für ausländische Mitbürger. Im Martin-Luther-Haus wurde das mit einer Podiumsdiskussion "gefeiert", bei der auch Schwachstellen der staatlichen Hilfe zur Integration aufgezeigt wurden.

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass das Zusammenspiel der fünf dafür lizenzierten Bildungsträger der Region ein Erfolgsmodell ist. Einigkeit herrschte aber auch darüber, dass sich seit zehn Jahren an den Rahmenbedingungen für deren Arbeit nichts geändert, die Zahl der Zugezogenen aber um 40 Prozent erhöht hat.

Viola Röder von der Volkshochschule VS als einer der fünf Bildungsträger, die Integrationskurse anbieten, führte in das Thema ein. Seit 2005 sind zwischen 660 und 960 Stunden Deutsch- und 60 Stunden Orientierungskurs für jene verpflichtend, die aus dem Ausland aufgrund von Heirat zugezogen oder anerkannte Flüchtlinge sind.

Zwei Drittel der Kurskosten werden mit Steuergeldern beglichen. Wer einen solchen Kurs besuchen muss, das bestimmt die Ausländerbehörde im Landratsamt.

Angela Giesin betonte, dass der Kursbesuch verpflichtend sei, um zum Beispiel ein unbefristetes Aufenthaltsrecht zu erlangen. Kerstin Ebner ist beim Diakonischen Werk im Jugendmigrationsdienst beschäftigt und berät 17- bis 27-jährige Ausländer auch in Sachen Integrationskurs. Über das Netzwerk sei sie sehr froh, sagte sie, doch mittlerweile entstehen aufgrund ihrer nach wie vor nur 50-Prozent-Stelle längere Wartezeiten.

Christina Strauch vom "Treffpunkt Lernen" in Donaueschingen beschrieb die Inhalte der Kurse und vermittelte die Freude, die es bereite, Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammenzubringen und ihnen helfen zu können. Sie berichtete aber auch über finanzielle Engpässe und darüber, dass ihre Lehrkräfte derzeit von den Schulämtern für Flüchtlingskurse abgeworben werden.

Peter Bacskai ist Ungar. Er absolvierte 2014 einen Integrationskurs und ist voll des Lobes. Er hat inzwischen in Bad Dürrheim eine Anstellung als Kellner gefunden. Jederzeit würde er einen solchen Kurs wieder besuchen, um noch mehr zu lernen. Anschlussqualifikationen werden indes gar nicht angeboten. Anita Neidhardt-März, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks moderierte den Abend und brachte es auf den Punkt: Zurzeit arbeiten die Bildungsträger in immer größer werdenden Klassen am Anschlag, die Deputate der Beratungsstellen wurden seit zehn Jahren nicht erhöht. "Obwohl die Zuzugszahlen explodieren!"