Tim Haberer und Yannick Kwasny sind Parkourläufer und Freerunner / Passanten zeigen sich nicht immer tolerant

Von Julia Christiane Hanauer

u Sie fliegen von einem Garagendach zum nächsten, klettern Wände hinauf und springen mit einem Salto auf der anderen Seite wieder hinunter, rollen sich ab – immer das nächste Hindernis fest im Blick. Die Rede ist von Tim Haberer und Yannick Kwasny. Die beiden 22-Jährigen sind Parkourläufer und Freerunner, die Stadt ist ihr Gebiet. Ständig sind sie auf der Suche nach neuen "Spots", Orten, an denen sie ihre teils waghalsigen Künste vollführen.

Doch was so leicht aussieht, ist das Ergebnis langer Übung – und zwar nicht im Freien, sondern in der Halle, gut gesichert mit Weichbodenmatten und der ein oder anderen Hilfestellung. Hier bauen die Sportler ihre Hindernisse auf, "mit allem, was eine Turnhalle so zu bieten hat". Hier wird geübt, bis der Sprung, die Drehung oder eine andere der zahlreichen Künste sitzt, erst dann führt der Weg ins freie Gelände. "Man braucht viel Erfahrung, bevor man rausgeht", meint Yannick, der bereits seit sechs Jahren Parkour macht und gemeinsam mit Tim beim Turnverein 1966 Mönchweiler trainiert.

Kraft, Mut, Ausdauer und Kontrolle über den Körper, das sind Eigenschaften, die ein Parkourläufer haben sollte, sind sich die beiden einig. Bereits vorhandene Athletik kommt einem Einsteiger somit schon einmal sehr entgegen. "Trainierte können Parkour innerhalb von ein bis zwei Jahren lernen", meint Tim, der ebenfalls erst vor zwei Jahren damit angefangen hat. Erst wenn der "Traceur", wie die Parkour-Läufer genannt werden, den Sprung in der Halle einwandfrei beherrscht, geht es nach draußen. "Der Sicherheitsaspekt ist sehr hoch", betont Yannick. Schürfwunden und Prellungen gehören bei dieser Sportart dazu, Schlimmeres ist den beiden bisher jedoch nicht passiert.

Seit Tim und Yannick Parkourläufer und Freerunner sind, sehen sie die urbane Umgebung mit anderen Augen, scannen die Architektur, um die richtigen Spots aufzuspüren. "Ältere Architektur ist besser geeignet, weil sie viel zu bieten hat, beispielsweise ein Plattenbau mit massiven Wänden, Treppen, Geländern und vielem mehr", sagt Yannick. Mit Parkour eröffnen sie sich auch die Chance, die Stadt auf unkonventionelle Art und Weise neu zu erfahren. Der Kick dabei sei die Freiheit, die sie dadurch erfahren, sowie die eigenen Grenzen auszutesten. "Man wird lebendiger, wenn man so etwas macht", findet Tim. Er würde gerne einmal über mehrere Flachdächer springen – mit verschiedenen Höhen und Abständen. Yannick träumt von einer Städtereise, um diese mit Parkour zu erobern.

Der öffentliche Raum – das ist ihr Gebiet, in dem sie ihre waghalsigen Künste ausführen. Gleichzeitig ist dieses Areal auch der Ort, an dem sie oft von vor allem älteren Passanten, die diese Art von Sport nicht kennen, erheblich angegangen werden. "Sie denken, wir beschädigen etwas. Wir erklären dann, was wir machen, aber sie lassen selten mit sich reden", ist die Erfahrung der beiden Traceurs. Auch die Polizei sei schon gekommen – im Gegensatz zu den Passanten hätten die Beamten ihnen aber zugehört und sie auch weiterhin gewähren lassen. Diese Negativerfahrungen sind mit ein Grund, warum sich Tim und Yannick eine Anlage für Parkour in Villingen-Schwenningen wünschen. Zudem gebe es in der Doppelstadt zu wenige Spots. Daher reisen Tim und Yannick immer mal wieder in andere Städte, um diese auf ihre Art zu erkunden und erfahren.