In der Aula des Gymnasiums am Deutenberg (GaD) in Schwenningen wurde rund sechs Stunden lang eifrig geschrieben. Foto: Kratt

Abitur: Deutschklausur als Startschuss / Fünf Themen zur Auswahl / Glückstiere säumen die Tische / 299 Abiturienten in VS

Mit der schriftlichen Deutschprüfung fiel am Dienstagmorgen der Startschuss für das Abitur in Baden-Württemberg. Auch am Gymnasium am Deutenberg (GaD) rauchten die Köpfe.

VS-Schwenningen. Die einen kommen mit einem erleichterten Lächeln, die anderen mit Sorgenfalten auf der Stirn nach 13 Uhr aus dem Foyer der Aula heraus. Doch für alle 109 GaD-Abiturienten gilt am Dienstagmittag: Schritt eins von vier ist vollbracht. 57 Schüler, so Schulleiter Manfred Koschek, hätten sich für den Werkvergleich zwischen Max Frischs Homo Faber und Georg Büchners Dantons Tod entschieden. Lediglich vier Abiturienten hätten die Interpretation von zwei Herbstgedichten gewählt, neun eine Kurzgeschichte. 37 Mal sei ein Essay zum Thema Macht der Sprache verfasst worden, zweimal eine Erörterung.

"Ich habe den Essay genommen", berichtet die 18-jährige Zaklina Ljubicic, und ihre Freundin Helin Tufan sagt sofort: "Das hätte ich mich nicht getraut." Sie hat sich für den Werksvergleich entschieden. Waren die Schülerinnen aufgeregt? Nicht so sehr, wie sie befürchtet hatten, außer zu Beginn der Prüfung, berichten sie. Ihre Mutter habe ihr ein Armband als Glücksbringer mitgegeben, erzählt Helin. Das habe geholfen.

Schüler Dominik hat einen Opal mit in die Prüfung genommen, der habe eine besondere Bedeutung für ihn. Hat er gewirkt? "Mal schauen, ich habe mich in den Essay ziemlich hineingesteigert", meint er. Halsketten und Glückstiere habe sie en masse auf den Tischen gesehen, erzählt Schülerin Annika. Sie selber habe nichts dabei gehabt. Gibt es für sie Mittel, die gegen Aufregung wirken? Am Tag vor der Prüfung habe sie sich mit anderen Aktivitäten, etwa dem Chorsingen, abgelenkt. "Viel schlafen und das Lieblingsessen mit in die Prüfung nehmen – das hilft", verrät die Abiturientin.

Nach strengen Regeln liefe die Organisation der Prüfungen ab, so Koschek weiter: Bereits um sieben Uhr, eine Stunde vor Beginn der Prüfung, habe er im Beisein des Konrektors Michael Schüz und der sechs Kurslehrer die Schachtel mit den Prüfungsaufgaben im Umschlag aus dem Tresor geholt, jeder Kurslehrer habe eine Aufgabe geöffnet. "Alles wird protokolliert", berichtet der Schulleiter. Danach hätten er und Michael Schüz die Prüfungen in der Aula – sie fasst 90 Schüler an Einzeltischen – sowie in einem Kursraum mit 20 Personen eröffnet.

Als vorbildlich gegenüber anderen Bundesländern empfindet Koschek das dreistufige Korrekturverfahren: Zuerst korrigiere der Kurslehrer, dann werde die Klausur anonym von einem Zweit-Korrektor gelesen. Weichen die erste und zweite Bewertung mehr als zwei Punkte voneinander ab, sichtet ein weiterer Korrektor die Klausur und vergibt eine endgültige Punktzahl. "Das ist wirklich fair."

Mit der Auswahl der fünf Themen der Klausur sei er zufrieden, so der Oberstudiendirektor, der selber eine Kursstufe in Deutsch unterrichtet. Als schwierig stufe er den Essay ein, die Interpretation der Lektüren sei im Vorhinein geübt worden. "Doch auch beim Können braucht man Glück", gibt Koschek zu. Und getreu dieser Devise habe jeder Schüler einen Glückskäfer aus Schokolade geschenkt bekommen.

In diesen Tagen trudeln per Kurier die Umschläge mit den Aufgaben für die weiteren Prüfungen in Englisch (Freitag, 28. April) sowie in Mathematik (Mittwoch, 3. Mai) beim GaD ein. Diese, so der Schulleiter, werden natürlich zunächst wieder gut verschlossen im Tresor seines Büros gelagert. Doch vorher geht es bereits am heutigen Mittwoch oder am morgigen Donnerstag für die Abiturienten mit dem jeweiligen Profilfach weiter.

299 Schüler absolvieren in diesem Jahr in der Doppelstadt die Reifeprüfung: 71 am Villinger Romäus-Gymnasium, 72 am Hoptbühl-Gymnasium sowie 47 an den St. Ursula-Schulen. Mit 109 Abiturienten sei am GaD ein sehr starker Jahrgang vertreten – Im vergangenen Jahr seien es etwa 30 weniger gewesen, berichtet Schulleiter Manfred Koschek. Das komme stets darauf an, ob sie nach der Mittelstufe auf ein berufsorientiertes Gymnasium wechselten oder nicht.