Beim traditionellen Käsvesper der Bürgerwehr und Trachtengruppe im Alten Rathaus stellten sich Geehrte und Ehrende zum Erinnerungsbild (von links): Carina Hermle (geehrt für zehn Jahre), Gerd Laun, Günter Neininger (zehn Jahre), Karlheinz Schwert, Klaus Müller (40 Jahre), Michael Dunaj (zehn Jahre), Joachim Gerke (30 Jahre), Johann Hofmann (zehn Jahre), Jürgen Schwemmer (40 Jahre), Tim Waldenmayer, Hans-Joachim Böhm. Bei der Ehrung konnten nicht anwesend sein: Christian Bucher und Michael Rosenfelder (beide zehn Jahre), Ulrike Degen und Rita Müller (beide 20 Jahre), Christa Faller und Andreas Jaag (beide 25 Jahre), Markus Warth (30 Jahre) und Franz Bucher (40 Jahre). Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Käsvesper: OB Kubon will es genau wissen / Kommandant Böhm zeichnet Mitglieder aus

Am ersten Freitag im Dezember findet im Saal des Alten Villinger Rathauses alljährlich das Käsvesper der Historischen Bürgerwehr mit ihren Abteilungen, zu denen die Miliz, Stadt- und Bürgerwehrmusik und Trachtengruppe gehören, statt.

VS-Villingen. Der Brauch reicht ins Jahr 1812 zurück, in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Kommandant Hans-Joachim Böhm verlas den Schriftwechsel von 1812 zwischen Stadt und Bezirksamt. "Habt ihr es verstanden, was ich vorgelesen habe", fragte er in die Runde, ob der hochbürokratisch stilisierten Abfassung der Briefe. Er erklärte, dass der Rat der Stadt Villingen den Bürgersoldaten zur Aufmunterung und für den treu geleisteten Dienst, einmal jährlich eine nahrhafte Belohnung versprach. Außerdem bekam die Bürgerwehr 30 Gulden pro Jahr, damit sie ihr Pulver trocken und ihre Waffen in Schuss halten konnte.

An dieser Stelle, beim Verwendungszweck, hakte Oberbürgermeister Rupert Kubon ein. Die oberamtliche Summe sei schließlich nicht nur fürs Essen bestimmt, sondern für Pulver und militärische Ausrüstung.

Und überhaupt, "wo verstaut ihr denn das ganze Pulver", wollte Kubon wissen. Da es nicht im städtischen Pulvertürmle ist, hegte er den leisen Verdacht, der alles andere als ungefährliche Stoff könnte vor Ort im bürgeramtlichen Alten Rathaus versteckt sein. Denn wenn die Bürgerwehr und Trachtgengruppe bei Veranstaltungen rund 600 historische Soldaten ausstatten muss, die auch "ballern" müssten, käme ein ansehnlicher Pulverhaufen zusammen.

Zweckentfremdete Mittel zurückzufordern, damit hätte Oberbürgermeister Kubon kein Problem, denn "als gebürtiger Schwabe" habe er ein einnehmendes Wesen, gab er zu bedenken. Die Möglichkeit, dass sich die Bürgerwehr vor dem Schießen ordentlich stärken muss, betrachtet Kubon als wenig wahrscheinlich: "Ich habe sie noch nie nach Essen und Trinken schießen gesehen."

Kommandant Hans-Joachim Böhm konnte an diesem Abend 15 Personen für insgesamt 330 Jahre "gelebte Bürgerwehr" ehren. Als auswärtige Gäste des Abends durfte der Landeskommandant der Badisch-Hessischen Bürgerwehren Hans-Joachim Böhm seinen Stellvertreter im Amt des Landeskommandanten Tim Waldenmayer von der Bürgerwehr Wolfach begrüßen, wie auch den Landeskommandanten Württemberg-Hohenzollern Oberst Jürgen Rosenäcker von der Bürgerwache Crailsheim und seinen Crailsheimer Stellvertreter Siegfried Zanziger sowie den stellvertretenden Landeskommandanten Württemberg-Hohenzollern und Kommandanten der Bürgerwache Mengen Major Georg Bacher.