CDU-Gemeinderäte freuen sich mit dem künftigen CDU-Bürgermeister (von links): Bernd Hezel, Gunther Dreher und Maria Noce gratulieren dem Wahlsieger Detlev Bührer. Foto: Eich

Christdemokrat ab 1. Mai Bürgermeister: "So wie ich es mir erhofft hatte." Um gutes Klima an Verwaltungsspitze bemüht. Mit Kommentar.

Villingen-Schwenningen - 21 Stimmen hätten ihm gereicht, 22 heimste er ein – Detlev Bührer wird ab 1. Mai in der Nachfolge von Rolf Fußhoeller Bürgermeister in Villingen-Schwenningen sein.

Der 48-jährige Diplom-Verwaltungswirt setzte sich gestern Abend in geheimer Wahl durch die 40 Gemeinderäte und Oberbürgermeister Rupert Kubon gegen die 45-jährige Ingenieurin Claudia Baumgartner durch, die derzeit in Elternzeit ist.

In jeweils 20 Minuten stellten sich die Bewerber dem Gremium vor, ließen dann noch einmal 30 Minuten lang Fragen über sich ergehen, ehe die Gemeinderäte, nacheinander aufgerufen, zur Wahlurne schritten.

Die parteilose Claudia Baumgartner glänzte mit ihrer Vorstellung in lockerem Bayrisch und authentischer Art. Bührer hingegen setzte mehr auf eine geschliffene, aber monoton vorgetragene Rede, fand in der Fragerunde dann jedoch sehr klare Worte. Reichlich Beifall gab es für beide Bewerber, etwas mehr von SPD und FDP für Baumgartner, etwas mehr vom bürgerlichen Lager mit der CDU und den Freien Wählern für Bührer.

Im Mai wird Bührer voraussichtlich sein Amt antreten und dafür nach Villingen-Schwenningen ziehen. Ehefrau Bettina (43 Jahre alt) bleibt der Kinder wegen – die Tochter ist 17, der Sohn 15 Jahre alt – noch in Denzlingen, "es wäre nicht gut, die Kinder ein Jahr vor der Kursstufe aus der Schule zu nehmen", erklärte der designierte Bürgermeister. Seine Familie kenne die hiesige Region schon sehr gut. Es gibt enge Beziehungen nach Marbach – "die Busenfreundin meiner Frau wohnt dort", ließ Bührer im Gespräch mit unserer Zeitung wissen, seine Frau sei die Patentante einer ihrer Töchter.

Und auch von seiner künftigen Arbeit hat er klare Vorstellungen: Eine ergebnisoffene, uneingeschränkte Zusammenarbeit beider Dezernate sei ihm wichtig, "Grabenkämpfe zwischen den Bürgermeistern zur Freude der Presse braucht Villingen-Schwenningen nicht".

Auch Oberbürgermeister Rupert Kubon ist an einem guten Klima gelegen: "Er kann auf meine volle Unterstützung bauen", versicherte er im Gespräch und dass er sich auf die Zusammenarbeit mit Bührer sehr freue.

Enge Wahl zeugt von qualifizierten Kandidaten

Und noch eine freute sich: Renate Breuning (CDU): "Ich bin über den Ausgang sehr froh. Ich glaube, der bessere hat gewonnen." Zufrieden zeigte sich auch Erich Bißwurm von den Freien Wählern. Die Niederlage tue ihm für die durchaus qualifizierte Bewerberin leid. Doch das Technische Dezernat müsse nicht von einem Ingenieur oder Architekten geleitet werden, wichtig sei es vielmehr, die Ämter und die beiden Dezernate zusammenzuführen. Der enge Ausgang der Wahl zeige, dass zwei qualifizierte Kandidaten angetreten waren, betonte Edgar Schurr, SPD. Einzig bedauerlich sei die geringe Zahl an Bewerbern. Doch jetzt gelte es, zur Tagesordnung überzugehen und auf eine gute Zusammenarbeit zu setzen.

Große Traurigkeit bei der FDP? "Nein, dazu sind wir Demokraten genug", sagte Frank Bonath (FDP). "Wir haben uns zwar anders positioniert und ich habe auch anders gewählt", trotzdem sei er davon überzeugt, dass diese Wahl keine schlechte sei. Lediglich Joachim von Mirbach (Grüne) war nicht nach großen Worten zumute: "Nein", von ihm gebe es kein Statement zur Wahl. "Ich gebe keine Stellungnahmen", sagte er missgelaunt.

Als faire Verliererin gab sich Claudia Baumgartner. Sie habe mit viel Herzblut unzähligen Stunden in die Bewerbung hineingesteckt, aber: "Es war eine Wahl, deren Ergebnis ich akzeptiere."

Bei einem Glas Sekt wurden nach der Wahl eifrig Hände geschüttelt. Der Gewählte selbst zeigte sich noch immer zurückhaltend, aber glücklich. Wie sich das anfühle? "Sehr schön! Es ist das eingetroffen, was ich mir erhofft hatte", sagte er. "Morgen werde ich ganz normal wieder an meinen Arbeitsplatz zurückkehren und das aufarbeiten, was die letzten Wochen liegen geblieben ist, weil ich hier in Villingen-Schwenningen war." Das Wiedersehen mit seiner neuen Wunsch-Heimat indes muss noch ein wenig warten. Bis zum 30. April ist noch Bührers Vorgänger Rolf Fußhoeller im Amt.

Kommentar: Spannend

Cornelia Spitz

Das war knapp! Ein Kopf-an-Kopf-Rennen haben sich Detlev Bührer und Claudia Baumgartner geliefert. Und mit Blick auf die Vorstellung beider mag man sagen: So oder so – die Gemeinderäte hätten keine schlechte Wahl getroffen. Beide hatten ihre Hausaufgaben gemacht, aktuelle Themen angerissen und auch mal den Finger in die Wunde gelegt und dabei sogar die schlechte Stimmung in der Verwaltungsspitze thematisiert.

Fast schien es zunächst sogar, als hätte Baumgartner das Rennen gemacht. In lockerem Bayrisch kam sie so authentisch rüber, dass sie den Sympathiebonus schnell inne hatte. Mit einer monoton vorgetragenen Rede konnte ihr Bührer da nicht das Wasser reichen – doch als er in der Fragerunde hin und wieder ganz ungeniert Tacheles redete, holte er flugs auf. Er wusste, was Villingen-Schwenningen braucht: klare Worte.