Patrick Wiehl (links) soll das Pfandhaus VS von Reiner Schorer übernehmen. Seine Pfandleihererlaubnis ist beim Ordnungsamt bereits beantragt. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Die Folgen des Weggangs von Reiner Schorer / Ein Stück mediale Präsenz von VS geht verloren

In den vergangenen Tagen hatte Auktionator Reiner Schorer deutlich gemacht, dass er als Unternehmer Villingen-Schwenningen verlassen wird. Dieser Abschied trifft die Stadt mehr als seine Kunden.

VS-Schwenningen. Reiner Schorer hat nach dem Streit um sein Elternhaus in Mühlhausen erste Schritte eingeleitet, um die Stadt Villingen-Schwenningen zu verlassen. Während Bürgermeister Detlev Bührer in der Gemeinderatsitzung am Mittwoch nochmals bekräftigte, dass man sehen werde, "wie Herr Schorer damit umgehen wird" (wir berichteten), treibt Schorer seine Pläne voran. "Das Pfandhaus wird mein Mitarbeiter Patrick Wiehl übernehmen. Seine Pfandleihererlaubnis haben wir beim städtischen Ordnungsamt bereits beantragt", sagt Schorer gegenüber dem Schwarzwälder Boten.

Gleichzeitig bedeutet das für seine Kunden in Villingen-Schwenningen, dass sie sich keine Sorgen um ihre Pfandgegenstände machen müssen. "Die bleiben alle in der Sturmbühlstraße", versichert Schorer. Demnach hätten all diejenigen, die auf die Schnelle Geld brauchen, auch weiterhin die Möglichkeit ihre Wertgegenstände vor Ort einzutauschen. Sobald die Erlaubnis für Wiehl vorliege, werde Schorer das Pfandhaus in seine Hände geben. "Ich bin meinen Mitarbeitern und Kunden schuldig, dass sie diese Anlaufstelle auch weiterhin haben", sagt Schorer. Allerdings werde er die Kunden, die nicht aus VS kommen, mit an den neuen Standort nehmen. Dieser könnte möglicherweise schon in den kommenden acht Wochen feststehen.

Ein ganz anderes Thema ist das Auktionshaus, das der Schwenninger in der Alleenstraße betreibt. Hier hatte er bereits angekündigt, den Firmensitz noch in diesem Jahr zu verlegen, ohne dass der geplante Neubau von Pfand- und Auktionshaus unter einem Dach steht. "Der Unterschied zwischen Pfand- und Auktionshaus ist, dass ich beim einen im Prinzip Darlehen vergebe, dafür einen Wertgegenstand entgegen nehme und diesen mit Zinsen und Gebühren beleihe", erklärt Schorer. Mit Auktionen werde er hingegen beauftragt, um Kunstsammlungen, Nachlässe oder andere Dinge im Namen des Besitzers zu versteigern. "Und das mache ich als öffentlich bestellter Auktionator deutschlandweit."

Bundesweite Strahlkraft hatte die Stadt Villingen-Schwenningen im Zusammenhang mit dem Namen Schorer bislang auch medial. Der 54-Jährige war als Pfandleiher und Auktionator vor und hinter den Kameras von Sat 1, RTL, Kabel 1 und weiteren Fernsehsendern tätig. Bei Formaten wie "Akte", "30 Minuten Deutschland", oder "Schätze unterm Hammer" wurde Schorer stets zusammen mit der Doppelstadt genannt. Ein kostenloser Marketing-Effekt für Villingen-Schwenningen, der in Zukunft wegfallen wird.

Doch nicht nur durch das Fernsehen kennen Händler, Kunstsammler und andere Geschäftsleute Reiner Schorer und seine Heimat. "Ich habe hier in Schwenningen internationale Auktionen gemacht, mit Schätzen aus Europa und Übersee", erzählt er. Seine Pläne für die Zukunft hat der Unternehmer jedenfalls deutlich vor Augen: "Ich werde ein Gebäude bauen, das mindestens 1000 Quadratmeter hat, wo ich Platz für Oldtimer habe und wo meine Schätze allesamt auf einer Fläche präsentiert werden können", sagt Schorer. Ob darüber hinaus noch etwas gehen wird, hänge vom Grundstück ab. "Ich habe diesen Traum schon lange, und wollte ihn eigentlich immer zwischen Villingen und Schwenningen verwirklichen."

Wie es mit seinem Elternhaus und dem Zwist mit der Stadtverwaltung weitergeht, scheint im Gespräch über die geschäftliche Zukunft nebensächlich zu sein. Ist es allerdings ganz und gar nicht, wie schnell wieder deutlich wird: "Ich werde das machen, was ich gesagt habe", betont Schorer, der mittlerweile nicht mehr nur selbst die Welt nicht mehr versteht, sondern auch dementsprechenden Zuspruch aus seinem Umfeld erhält. "Es ist eine derart emotionale Geschichte, die mich so sehr mitnimmt, wie mich seit 20 Jahren nichts mehr aus der Bahn geworfen hat."

Eine Kehrtwende im Fall Schorer ist jedenfalls unwahrscheinlich. Die Signale aus dem Rathaus sind, wie mehrfach berichtet, eindeutig. Demnach sei man Schorer entgegen gekommen, wie Bürgermeister Bührer ebenfalls am Mittwoch sagte, was jedoch zu keiner Einigung führte. Und Schorer selbst entgegnet, dass auch er bereits Abstriche gemacht habe, denen keine weiteren folgen werden. Zwei verhärtete Fronten, die aller Voraussicht nach vor Gericht geklärt werden.