Moderne Untersuchungsgeräte helfen bei der Diagnose. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum ist dank der vergleichsweise guten wirtschaftlichen Ausgangslage gut ausgestattet. Foto: SB-Archiv

Tod nach OP: Schwarzwald-Baar-Klinikum nimmt Stellung zu Vorwürfen eines Gutachters.

Villingen-Schwenningen - Das Schwarzwald-Baar-Klinikum bedauert den tragischen Verlauf der Behandlung eines 62-Jährigen, der nach einer schweren Operation im Sommer vergangenen Jahres verstorben ist.

Laut einem medizinisch-wissenschaftlichen Gutachten hätte der Patient nach dem Eingriff auf der Intensivstation versorgt werden müssen. Das Klinikum weist den Vorwurf eines Behandlungsfehlers zurück: "Unsere Ärzte haben den Verlauf überprüft und kommen zu dem Ergebnis, dass der Tod des schwerstkranken Patienten auch bei einer Versorgung auf der Intensivstation wohl nicht hätte verhindert werden können."

Letztlich werde die Frage wohl in einem neutralen Gutachten oder Gerichtsverfahren geklärt werden müssen, heißt es in einer Stellungnahme des Klinikums.

Allgemein sei der Kostendruck im Klinikbereich hoch und das Personal generell hoch belastet, bestätigt das Schwarzwald-Baar-Klinikum. Aber: "Aufgrund der vergleichsweise günstigen wirtschaftlichen Ausgangslage waren wir bisher nicht so stark wie viele andere Kliniken gezwungen, Einschnitte beim Personal vorzunehmen." Im ärztlichen Dienst kämen auf jede Vollkraft 1002 Behandlungstage gegenüber 1008 Tagen im Bundesdurchschnitt.

Das Pflegepersonal sei mit 436 Behandlungstagen pro Kraft belastet gegenüber 441 Tagen im Bundesdurchschnitt. Auch bei der Auslastung der Intensivstation stehe das Klinikum im Bundesvergleich gut da: Die Betten sind zu 71 Prozent belegt gegenüber 80,5 Prozent im Bundesdurchschnitt, "so dass wir hier vergleichsweise gut ausgestattet sind".

Qualität laufend überwachen

Der Klinikleitung ist es "ein wichtiges Anliegen, im Schwarzwald-Baar-Klinikum unsere Qualität laufend zu überwachen und die Ergebnisse auch transparent zu machen". Neben dem gesetzlichen Qualitätsbericht werde im zweijährigen Rhythmus zusätzlich ein freiwilliger Qualitätsbericht veröffentlicht. Hinzu komme eine besondere Qualitätsüberwachung durch externe Auditoren. "Bei all diesen Vergleichen erzielen wir im Regelfall gute Qualitätsergebnisse."

Ärzte sind auch nur Menschen

In den wenigen Bereichen, die geringfügig über den Vergleichswerten liegen, "erforschen wir die Ursachen und bemühen uns auch, besser zu werden". "Trotz aller Bemühungen, Fehler zu vermeiden, sind unsere Ärzte und Pflegekräfte Menschen und können auch Fehler machen", hält das Klinikum fest. Gelegentlich werde auch im Nachhinein festgestellt, dass man einen anderen Behandlungsweg hätte einschlagen sollen. "Wir gehen mit Fehlern offen um und wollen auch daraus lernen." Es komme ebenso vor, dass das Klinikum in Eigeninitiative Behandlungsfehler der Haftpflichtversicherung melde – "ohne dass Patienten oder Anwälte dies einfordern".

20 geltend gemachte Behandlungsfehlervorwürfe

Jährlich werden im Klinikum 43000 stationäre und 100 000 ambulante Fälle behandelt. Dagegen sei die Zahl der geltend gemachten Behandlungsfehlervorwürfe mit 20 pro Jahr gering. "Nach den uns zur Verfügung stehenden Informationen ist diese Schadensfallquote deutlich unterdurchschnittlich, obwohl wir als Zentralversorgungsklinikum im überdurchschnittlichen Umfang Patienten mit schweren Krankheitsbildern behandeln."

Die Anwälte der Frau des verstorbenen 62-Jährigen verhandeln derzeit mit der Versicherung des Arztes. Diese weigere sich, den Schaden zu regulieren, obwohl "ein fehlerhaftes Verhalten des Arztes nachgewiesen" sei, teilte die Anwaltskanzlei mit und beruft sich auf das Gutachten. Die Witwe fordere Schadensersatz und Schmerzensgeld, eine Summe im unteren sechsstelligen Bereich. Sollte die Versicherung nicht zahlen, werde die Frau klagen. Arzt und Klinikum seien in die Verhandlungen nicht involviert.