Foto: Schurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Hoher Tatra und Beskiden: Edgar Schurr erkundet beeindruckende Landschaft mit dem Motorrad

Ein Mann, ein Motorrad, ein Zelt und ausreichend Kartenmaterial: In zwölf Tagen hat Edgar Schurr 4350 Kilometer zurück gelegt. Mit im Gepäck hat er nach seiner Motorradtour zur Hohen Tatra und in die Beskiden zahlreiche Eindrücke.

VS-Schwenningen. "Fürs Reisen mit dem Motorrad ist es besser, man fährt alleine", findet Edgar Schurr. Ein Mal im Jahr möchte er für sich eine Motorradtour machen. Denn Kontakte finden Motorradfahrer schnell, wie er schon des Öfteren erlebt hat. "Da, wo ich nicht hin will, darfst du mit dem Motorrad hin fahren", neckt ihn seine Frau. Denn auch gemeinsam unternimmt das Ehepaar gerne Reisen.

Durch eine Motorradzeitschrift ist Schurr auf die Beskiden aufmerksam geworden. Neugierig, wo diese sind, und, "ob das wirklich am Ende der Welt ist", beschäftigte sich der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion mit dem Gebirge, das vor allem in Polen und den angrenzenden Gebieten Tschechiens, der Slowakei und der Ukraine liegt.

Ausgestattet mit Kartenmaterial und einem groben Plan, wo er überall hin möchte, machte er sich mit seinem bepackten Chopper, den er als "fahrendes Sofa" bezeichnet, auf den Weg. Einen groben Plan zu haben, sei wichtig, betont Schurr, dem beim Reisen auf dem Motorrad vor allem Freiheit und Flexibilität wichtig sind. "Wenn es mir gefällt, dann bleibe ich", sagt er und erzählt von seinem zweitägigen Aufenthalt an der Lomnitzer Spitze (Hohe Tatra), als er kurzerhand beschloss, die Nebenstrecken zu erkunden, ehe es weiter in Richtung Beskiden ging.

"Individuelles Reisen macht mir Spaß." Es ermögliche, neue Dinge zu entdecken sowie das Land besser kennenzulernen. "Ich möchte mich bewegen in einem Land, es erfahren, entdecken, den Horizont erweitern." Autobahnen meidet der ehemalige Polizeibeamte auf seinen Touren, er habe ja Zeit, scherzt Edgar Schurr. Vielmehr steht für ihn im Fokus, die Landschaft zu erleben, möglichst viele Eindrücke in sich aufzunehmen und sich auch ein Stück weit überraschen zu lassen, von dem, was kommt. "Das Spüren der Elemente fasziniert mich."

Bei Dauerregen ließ Edgar Schurr am ersten Tag 600 Kilometer hinter sich. An der Donau entlang fuhr er bis nach Linz (Österreich). Von dort aus ging es weiter in die Slowakei. "Ab dem zweiten Tag war das Wetter klasse", berichtet er. Über Bratislava und Poprad erreichte er die Hohe Tatra, "das kleinste Hochgebirge der Welt", wie er schmunzelnd erzählt. Seine Route führte weiter nach Polen, bis zu seinem Ziel, den Beskiden.

Begeistert erzählt er von beeindruckenden Landschaften, die er gesehen hat. Darunter waren sowohl große Nationalparks, als auch "viele fantastische" Burgen und Kulturgüter. "Die Zipser Burg liegt mitten in der Landschaft und zählt zum Unesco-Weltkulturerbe", schwärmt Schurr. Er zeigt Bilder, auf denen grüne Wiesen und Wälder, blaue Seen, historische Burgen und im Hintergrund Gebirgszüge zu sehen sind. Auch habe er viele sehr freundliche Leute getroffen, freut sich Schurr. "Man fährt durch ein Dorf und die Menschen winken einem." Daran, dass es in jedem noch so kleinen Dorf einen "Tante Emma Laden" gibt, erinnert sich Schurr auch gerne.

In unmittelbarer Nähe zur Ukraine zeltete er in einem Motorradfahrer-Camp. "Das war ein ganz uriger Platz." Morgens um fünf Uhr, als der Tag langsam anbrach, sei er das erste Mal aus dem Zelt heraus. "Ein Sonnenaufgang in den Bergen hat was", gibt Schurr zufrieden zu und nennt einen weiteren Grund, weshalb er vom Campen so angetan ist: "Beim Campen erlebt man Panoramen, die für etwaige Unbequemlichkeiten entschädigen."

Während seiner Tour wurde er "auf Schritt und Tritt mit der Vergangenheit konfrontiert". Denn den "fantastischen Landschaften", Kirchen und weiteren Kleinodien der Baukunst sowie netten Menschen stehen "Mahnmale gegen das Vergessen" gegenüber. Seine Besuche von Auschwitz und Birkenau bezeichnet er als deprimierende Etappe. "Ich wollte dahin, wo die Menschen waren." Also fuhr er zur Judenrampe. Einem Stück Gleis, auf dem noch Waggons stehen. "Das war die Endstation für viele Menschen", wurde er sich des Kontrasts zwischen der "Wahnsinnslandschaft" und der Zeit des Dritten Reichs bewusst. "Ich bin dann gerne wieder gegangen", gibt er ob der dort bedrückenden Atmosphäre zu.

Nach zwölf Tagen und 4350 Kilometern ist der "lonesome Rider" zurück in der Neckarstadt. "Für mich ist das eine Art Meditation", beschreibt Edgar Schurr die Zeit, in der er auf seiner Maschine die Gebirgszüge des Hohen Tatra und der Beskiden erkundete. Es sei ein tolles Gefühl, sagen zu können, das für sich gemacht und auch geschafft zu haben. "Ich war, als ich wieder zu Hause ankam, mit mir selbst und der Welt im Reinen."