Daniel Helfrich forderte Mimik auch vom Publikum ein. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleinkunst: Kabarettist wechselt blitzschnell sein Thema / Bandleader gastiert in der Zehntscheuer

Daniel Helfrich, Pianist, Sänger, Kabarettist, Komponist, Moderator und Bandleader gastierte in der Zehntscheuer vor einem leider überschaubaren Publikum, das sich jedoch köstlich amüsierte und oft mit witzigen Zurufen den Meister zum Staunen brachte.

VS-Villingen. Oliver Kienzle ist zuständig für die Zunftbälle der Historischen Narrozunft Villingen. Er war selbst in der Comedy-Serie unterwegs, wo er Daniel Helfrich kennenlernte und ihn zur zweiten Aufführung der Kleinkunstserie in die Zehntscheuer einlud.

Daniel Helfrich hatte seine Konzertreisen als Musiker nach Ungarn, Nigeria, in die Tschechoslowakei und unter anderem nach Moskau geführt. Er ließ das Publikum zusammenrücken und schon wurden es mehr, die seinem konsum- und gesellschaftskritischen Kabarett, das er in skurriler Weise darbot, mit Begeisterung lauschten.

"Eigentlich bin ich ja Tänzer", lautet sein neues Programm. Das Klavier stehe nur hier, um seine Beine einzuklemmen, erklärte er und gab zu: "Ich bin zu langsam, unbeweglich und zu steif, trotzdem tanze ich morgens um mein Müsli, mache Poledance an der Busstange, darf ich Ihr zu Euch sagen".

Er wechselte blitzschnell das Thema und fixierte wohlwollend die Damenwelt an den Tischen. Doch die schenkten ihm nichts und fixierten ihn ebenfalls ganz genau. Irgendwie schwammen an diesem Abend alle auf der gleichen witzigen und verdrehten Welle. Tanzen sei nicht ganz ungefährlich, es werde an diesem Abend einige Todesfälle geben, verwies er auf Nummernblätter, die noch bei Null standen.

Auf Helfrichs Frage nach dem Lieblings-Tanzfilm kam die prompte Antwort: "Dirty Dancing". Das habe er sich gleich gedacht, grinste er und klopfte vehement in die Tasten seines Klaviers. Nein, Rocky sei kein Tanzfilm, der mit dem Wolf tanzt, auch nicht, wiegelte er die Vorschläge entsetzt ab.

"Woher hast Du Deine Ideen, hast Du sie noch alle?", frage man ihn immer wieder. "Ich kann doch mal über Ikea-Regale oder Aaaa Aaaa Angela Merkel schreiben", röhrte er in sein Mikrofon. "Es ist ein no go, dass ich Dir an den Po go", ging es weiter und die ersten beiden Todesfälle blätterte er auch schon auf. Das gehe aber langsam mit den Todesfällen, maulte eine Zuschauerin, und ihm blieb vorübergehend das Gesicht stehen.

Männer, die im Haushalt helfen, hätten mehr Sex, verkündete er, und prompt rief ihm eine Dame zu: "Wo gibt’s die?" Es hagelte Lebensweisheiten zum veganen Essen, dann holte er tief Luft und brüllte: "Scheiß drauf, ich hab Hunger auf Pommes Frites und Pizzen statt zu Schwitzen". Ohne Sport und Bildung sei das Leben einfach schön, röhrte er, denn: "Ich schau nicht Phönix, denn ich versteh’ öh nix", gab er mit Gewalt reimend zu.

Auf die Frage an das Publikum, bei welchem Beruf die Sterberate am höchsten sei, antwortete ein Zuschauer: "Bei Kabarettisten", was er als Drohung einstufte. Bei Bombenschärfern, klärte er das ahnungslose Publikum auf.

Dann ging es zur Sache. Dekadente Urlauber auf Nordseeinseln bekamen ihr Fett ab, und gar nicht lieb hatte er Helene Fischer: "Ich bin froh, dass ich kein Lied von Helene Fischer bin, deren Lieder man von oben bis unten hört und sich dabei das Gehirn zerstört", trällerte er, denn mit "Atemlos durch die Nacht sei das Niveau abgeflacht", ging es weiter.

Beim Tanz gehe es immer nur um die Balz, rückte er lasziv tanzend mit schwülem Blick den Damen auf die Pelle, um dann altersgemäß loszurocken: Er rockte den "Rückn’Roll und den Hit vom Bandscheibenvorfall, und da er bei den Frauen kein Glück hatte, hatte er 25 Damen, die nicht wollten, "in seinem Garten verbuddelt", machte auf seinem Kalender 36 Todesfälle.