Die Gäste beziehen zum Thema "Kiffen" klar Position und stellen sich der Diskussionsrunde. Fotos: Vinci Foto: Schwarzwälder-Bote

Respect Yourself: Podiumsdiskussion holt Befürworter und Gegner an einen Tisch / Buhrufe aus Publikum

Von Sarah Vinci

Für hitzige Diskussionen sorgte das Thema Kiffen und die Frage nach der Legalisierung bei der Podiumsdiskussion am Mittwoch am Schwenninger Deutenberg-Gymnasium. "Respect Yourself" brachte Gegner und Befürworter an einen Tisch und ließ auch Besucher mit debattieren.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Der berauschende Glimmstängel beschäftigt Politiker und Bürger gleichermaßen. Längst ist das Thema Kiffen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und seit geraumer Zeit werden die Stimmen der Befürworter lauter. Sie fordern die Legalisierung des Betäubungsmittels.

Unter dem Motto "Kiffen – legal oder illegal" lud der Verein und das Präventionsprojekt Respect Yourself am Mittwoch zu einer Podiumsdiskussion in die Aula des Gymnasiums am Deutenberg nach Schwenningen ein. Zur Diskussion stellten sich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), CDU-Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei, Jugendleiter und Vorsitzender Respect Yourself, Daniel Stengele, Kriminaloberrat Thomas Gerth vom Polizeipräsidium Tuttlingen, der Chefarzt der Klinik für Suchtmedizin Reichenau, Wolfgang Höcker, Mitbegründer und Sprecher des Deutschen Hanfverbandes, Micha Greif sowie Hannah Lorenz (Name geändert), eine Mutter, deren Tochter abhängig ist, und Rapper "B-Tight", der mit bürgerlichem Namen Robert Edward Davis heißt.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Schauspieler und Jurist Ingo Lenßen, den viele aus der gleichnamigen TV-Serie "Lenßen und Partner" kennen. Lenßen ist außerdem Schirmherr von Respect Yourself.

Höcker: "50 Prozent der psychisch Kranken konsumieren Cannabis"

Noch vor ein paar Jahren wäre eine öffentliche Diskussion über eine Legalisierung von Cannabis (THC) noch undenkbar gewesen, heute zeigen auch Befürworter Flagge. Schnell ist klar, welche Positionen die Gäste vertreten: Marlene Mortler sieht Cannabis als Einstiegsdroge und hält von einer Legalisierung nichts. "Ich bin die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, und wenn ich Drogen verharmlosen würde, wäre ich fehl am Platz."

Auch Thorsten Frei hält den Konsum für gesundheitsschädigend und meint: "Cannabis kann nicht die Lösung sein." Wolfgang Höcker beurteilt den Hanfkonsum aus medizinischer Sicht und rät Kindern und Jugendlichen vom Kiffen ab, da sich das Gehirn gerade zur Pubertätszeit in einer labilen Phase befinde und Folgeschäden nicht auszuschließen seien. "50 Prozent der psychisch Kranken konsumieren Cannabis", sagt Höcker.

Micha Greif hingegen setzt sich für die Legalisierung von Cannabis ein und meint: "Wer ein Problem mit Drogen hat, braucht Hilfe und keine Strafverfolgung." Außerdem ist ihm die Unverhältnismäßigkeit ein Dorn im Auge. Denn seiner Meinung nach ist Alkohol viel gesundheitsschädlicher als Cannabis und dennoch laut Gesetz illegal.

Ein weiterer Befürworter ist der deutsche Rapper "B-Tight", der ebenfalls für die Legalisierung des Rauschmittels plädiert. "Mir hat es in der Jugend geholfen, runter zu kommen, nicht durchzudrehen", sagte er. Auch Hannah Lorenz sieht ein Problem in der derzeitigen Gesetzeslage.

Die Stimmung unter den Besuchern ist eindeutig: Während die Befürworter zustimmenden Beifall erhalten, ernten die Gegner nicht selten Buhrufe und Pfiffe. Einige Besucher erzählen von ihren Erfahrungen mit Cannabis und davon, wie sie nach diversen Strafverfolgungen ihren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz verloren haben. "Das wäre nicht passiert, wenn Cannabis legal wäre", meint einer von ihnen und macht den Staat für das Geschehene verantwortlich. Diese Haltung kann Polizist Thomas Gerth nicht nachvollziehen und meint: "Sich für die Legalisierung einzusetzen, ist eine Sache, sich aber strafbar zu machen, eine andere."

Eine Lösung wurde an diesem Abend zwar nicht gefunden aber für Daniel Stengele zählt bei diesem Thema "das richtige Maß" und dass jeder seine Grenzen kennt.