Beate Rösch schließt das bekannte Villinger Café in der Niederen Straße. Foto: Eich

Trüffel-Zeiten sind vorbei: Beate Rösch muss altersbedingt aufhören. Café in der Niederen Straße besteht seit 50 Jahren.

Villingen-Schwenningen - Nach 50 Jahren ist jetzt Schluss: Beate Rösch schließt zum Ende des Jahres ihr Café in der Niederen Straße. Mit Wehmut blickt sie auf die vielen erfolgreichen Jahre zurück.

Beate Rösch hat es sich mit einer Tasse Kaffee an einem Platz direkt an der Theke gemütlich gemacht. Um sie herum genießen die Gäste das einzigartige Flair des alten Villinger Café- und Konditorhauses. In Erinnerung schwelgend blättert Beate Rösch in einem Ordner mit alten Zeitungsausschnitten. "Schauen Sie mal, was wir alles gemacht haben", zeigt sie einen Ausschnitt aus einem Magazin, der über liebevoll verzierte Marzipankreationen und Trüffelvarianten berichtet. "Das waren noch Zeiten", sagt sie und blickt zurück auf die Anfänge.

Im August 1964 hatte Konditormeister Karl Rösch, der in der Kurpfalz geboren wurde und über Verwandte nach Villingen kam, das Café mit Konditorei am Berliner Platz eröffnet. Nur vier Jahre später erhielt er das Angebot, in der Niederen Straße 13 die Räume eines ehemaligen Cafés zu übernehmen. Dort stieß 1969 schließlich auch Beate Rösch dazu – und das Café etablierte sich über Jahre hinweg zu einer festen Größe in der Innenstadt. Egal ob der "Villinger Dreck" (Trüffelmasse mit 80-prozentigem Rum) oder die 1978 zum Zähringer Fest kreierte Zähringer-Torte: Die Köstlichkeiten vom Rösch munden den Villingern.

1988 folgte schließlich der Umzug in das aktuelle Ladenlokal – damit einhergehend auch eine Vergrößerung auf rund 85 Sitzplätze. Unter dem Titel "Fish Mac statt Torte" berichtet der Schwarzwälder Bote am 13. Februar 1988 vom Umzug – denn in das alte Café im Haus Nummer 13 kam anschließend die Fast-Food-Kette McDonalds.

Der Umzug tat dem Erfolg keinen Abbruch – im Gegenteil. "Das waren die schönsten Jahre", blickt Beate Rösch zurück. Mit bis zu 20 Mitarbeitern stellten sie 20 verschiedene Trüffelsorten her – pro Jahr gingen rund 300.000 Stück aus der Konditorenstube über die Ladentheke und noch weit darüber hinaus. "Zu dieser Zeit haben wir die Trüffel bis nach Bad Säckingen und Freiburg verkauft", erinnert sich Rösch an die Blütezeit des Cafés.

Doch dann kam schließlich Mitte der 90er-Jahre das erste einschneidende Erlebnis – der Umbau der Niederen Straße zu einer Fußgängerzone. "Seitdem läuft es deutlich schlechter – die Straße ist zu lang für eine Fußgängerzone", erklärt sie. Damit einhergehend habe das Interesse der jungen Leute an Trüffel und Marzipan deutlich nachgelassen. Heute, so erklärt Rösch, seien es vor allem ältere Stammgäste, aber auch Touristen, die das Café besuchen.

Gemeinsam wollte das Ehepaar Rösch die Türen nach 50 Jahre schließen – doch das Schicksal wollte es anders. Im Mai verstarb Karl Rösch im Alter von 76 Jahren. Ein schwerer Schlag, doch Beate Rösch will das gemeinsame Projekt wie geplant zu Ende bringen. Am 31. Dezember dieses Jahres ist schließlich endgültig Schluss, die fünf Mitarbeiter sind bereits lange zuvor informiert worden. Einen Nachmieter für das Lokal gibt es nach Auskunft des Hauseigentürmers noch nicht.

"Es wird Zeit, dass ich aufhöre – auch wenn dann ein Stück aus meinem Leben wegfällt", erklärt Beate Rösch mit einem wehmütigen Blick in ihr Café, das genau 50 Jahre ein fester Bestandteil von Villingen war.