"Alles muss Stück für Stück raus", sagt Elisabeth Krahé, Tochter des verstorbenen Inhabers der Bürkvilla, Peer Krahé. Vor dem Gebäude stapelt sich derzeit der Sperrmüll. Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Immobilie: Viele Interessenten für gewerbliche Weiternutzung / Denkmalschutz ist Verkaufshürde

Nachdem Inhaber Peer Krahé im September vergangenen Jahres verstarb, ist es ruhig um die Bürkvilla geworden. Doch hinter den Kulissen werden eifrig die Fäden gezogen: Schon bald könnte ein Käufer für das denkmalgeschützte Gebäude feststehen.

VS-Schwenningen. Eigentlich würde in den Tagen vor dem ersten Juli-Wochenende die Bürkvilla wieder schick hergerichtet, um am Samstagabend die Kulturnachts-Besucher auf feine Elektro-Rhythmen und einen erfrischenden Cocktail vor und in das prächtige Anwesen an der Bürkstraße 35 zu locken.

Doch in diesem Jahr wird die Villa mit ihrem weitläufigen Garten am Kulturnachts-Wochenende menschenleer sein. Vor dem Haus steht mittlerweile ein großer Container, drumherum liegen Matrazen, alte Holzmöbel oder Lampen. "Es sind keine Antiquitäten, sondern nur Sperrmüll", erklärt Elisabeth Krahé, die den Nachlass ihres Vaters nun Stück für Stück verkauft und sogar verschenkt. Im Herbst vergangenen Jahres hatte sie sich entschieden, die Jugendstil-Villa, in der Peer Krahé nicht nur gelebt, sondern auch einen Friseursalon betrieben hatte, zu veräußern. Konnte sie – via Makler – in der Zwischenzeit einen passenden Interessenten finden? "Es ist noch nichts offiziell", sagt Krahé, die nicht verneint, dass ein baldiger Vertragsabschluss in Aussicht stehen könnte.

Es gebe viele Interessenten, berichtet sie weiter, doch die entsprechende Nutzung müsse gut geplant werden. "Wie die vergangenen Wochen gezeigt haben, ist das wirklich nicht einfach." Neben dem Friseursalon war im Erdgeschoss ein Café angesiedelt. Soll die Bürk Villa auch weiterhin öffentlich genutzt werde? "Für Schwenningen ist sie ein wichtiges Objekt", meint die Tochter, es weiterhin den Bürgern zugänglich zu machen, sei eine schöne Möglichkeit.

Sie könne sich aber auch vorstellen, dass "etwas ganz Neues entsteht." Während die Einrichtungen aus Bürk-Zeiten – alle denkmalgeschützt – natürlich im Haus blieben, ist Krahé froh, wenn sie die restlichen Möbel komplett ausgemistet hat. "Ich muss einen Schlussstrich ziehen", sagt sie.

Nachdem sie bei der Volksbank den Vermittlungs-Auftrag gekündigt hatte, ist ausschließlich Tim Rohwer, Geschäftsführer der Immobilienfirma Engel & Völkers VS, mit dem Verkauf betraut. "Wir sind mit mehreren Interessenten im Gespräch und erarbeiten ein stimmiges Konzept", hält er sich allgemein. Stets müssten die Gespräche zusammen mit dem Denkmalamt geführt werden. Im Haus gebe es viele Einbauten und geschichtliche Aspekte, und die hohen Auflagen durch den Denkmalschutz erschwerten das Prozedere. "Wenn Räume umgebaut werden sollen, ist das aufwendig zu recherchieren – und auch zu handeln", erklärt Rohwer.

Die meisten Anwärter seien an einer gewerblichen Nutzung interessiert, wenn auch nicht unbedingt an einem weiteren Café. Für Bürotätigkeiten, unter anderem den Kanzleibtrieb, sei die Villa ebenso gut nutzbar. Trotzdem: Die Kombination mit der Größe des Gebäudes macht das Ganze wiederum herausfordernd", meint Rohwer, der auf das zweite Wohngeschoss anspielt. Trotzdem zeigt sich der Makler optimistisch, dass die traditionsreiche Industriellen-Villa bald nicht mehr leer stehen wird.

Im Jahr 1909 wurde die Villa im Reformstil für den Inhaber der Württembergischen Uhrenfabrik Richard Bürk, Sohn des Firmengründers Johannes Bürk, vom bekannten Schwenninger Architekt Blasius Geiger erbaut. Peer Krahé hatte sie 1996 übernommen und ließ sie ein Jahr später sanieren. Bei der Innenausstattung achtete er jedoch darauf, dass der ursprüngliche Charakter beibehalten wurde. Optischer Höhepunkt des Gebäudes ist die frei schwingende Treppe, die zu den oberen Wohn- und Schlafräumen führt. Von besonderem Wert sind die vielen fast vollständig erhaltenen Ausstattungen, wie zum Beispiel Fenster, Stuckdecken, Böden oder Portraits und Fotografien der Bürk-Familie, sowie in verschiedenen Räumen eingebaute Uhren, die damals von einer Zentraluhr in der Fabrik gesteuert wurden. Im vergangenen Jahr wurde die Villa auf Initiative der Unteren Denkmalschutzbehörde im Amt für Stadtentwicklung vom Regierungspräsidium Freiburg unter einen noch höheren rechtlichen Schutz gestellt.