Verena Bentele bei Studium-Generale-Reihe der Business School Alb-Schwarzwald

Schwarzwald-Baar-Kreis. Sie war Biathletin und hat den Kilimandscharo bestiegen, sie fuhr Fahrrad, stürzte sich aus dem Fenster und tobte auf dem Obsthof ihrer Eltern in Oberschwaben herum – und das, obwohl sie blind ist. Die Rede ist von Verena Bentele, der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung. Im Studium Generale der Business School Alb-Schwarzwald stellte sie ihr neues Buch "Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser" vor.

Wie sie sich als Blinde in einer sehenden Welt zurechtfindet, schilderte sie an zahlreichen Beispielen. Zwanglos und humorvoll erzählte sie, wie ihre Eltern sie und ihren ebenfalls blinden Bruder aufwachsen ließen, fast als wären sie normalsehend. Wie sie zusammen mit ihm lernte, den klaren Anweisungen zu vertrauen, mit denen die Eltern sie durch die Kindheit lotsten.

Aber auch Haarsträubendes wusste sie zu berichten: "Blinde Kinder kommen auf die gleichen bescheuerten Ideen wie sehende." Den mutwilligen Sturz aus dem Fenster, zu dem ihr Bruder sie angestiftet hatte, überlebte sie nur, weil ein darunterliegender Balkon ihren freien Fall aufhielt: "Sonst wäre ich heute nicht da."

Viel gelernt habe sie in der Blindenschule Heiligenbronn. Eine Lehrerin von damals trug aus ihrem Buch vor. Aber auch Verena Bentele selbst las vor – und zwar einzelne Passagen aus dem selbstverfassten Glossar zu ihrem Buch, dem "Blindipedia". Es lag in Brailleschrift vor ihr.

Von A wie Anziehen bis Z wie Zielen führte sie die Zuhörer in die Welt der Blinden ein, beschrieb, wie Blinde beim Anziehen eine farblich passende Garderobe zusammenstellen oder wie sie als Biathletin mit dem Gewehr überhaupt die Zielscheibe treffen konnte.

Ihr Studium der Germanistik und Pädagogik hat ihr letztlich geholfen, sich nach Ihrer Zeit als Leistungssportlerin als Coach und Rednerin selbstständig zu machen. Als Behindertenbeauftragte könne sie heute ihre erworbenen Erfahrungen gut gebrauchen.

Das authentische Auftreten von Verena Bentele und ihr selbstverständlicher, gelassener Umgang mit der Behinderung, all das zog die Zuschauer in ihren Bann.