Haben die "Aktionswoche gegen Armut" gestaltet (von links): Bärbel Wagner, Uli Manz (Diakonisches Werk), Wilfried Winkelmann (Attac), Anja Lüders (DGB), Anita Neidhardt-März (Diakonisches Werk), Reinhold Hummel (Diakonie Schwenningen) und Dorothee Stoffers (DRK Kreisverband). Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Aktionswoche gegen Armut mit zwei Veranstaltungen

Villingen-Schwenningen. Arbeit, Wohnungen, Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – die Wohlfahrtsverbände und die Gewerkschaften sind sich einig darüber, dass es von allem genug für alle Menschen gibt.

In der landesweiten Aktionswoche gegen Armut geht es diesmal um Verteilungsgerechtigkeit. "Es ist genug – genug für alle" – unter diesem Motto rückt die Liga der Wohlfahrtspflege, der DGB und die Attac-Regionalgruppe in der Woche vom 17. bis 23. Oktober den 2015 zum ersten Mal vom Sozialministerium für Baden-Württemberg verfassten Armuts- und Reichtumsbericht ins Blickfeld. Auch, um zu verhindern, dass dieser in den politischen Schubladen verschwindet.

Am Beispiel des bezahlbaren "und doch lebenswerten und akzeptablen" Wohnraums macht Bärbel Wagner von der Wohnungslosenhilfe VS die prekäre Lage deutlich. Die Zahl der mietpreisgebundenen Wohnungen habe sich in den vergangenen Jahren halbiert, sagt sie.

Einen politisch gesteuerten sozialen Wohnungsbau gebe es nicht mehr. Zwar wachse die Anzahl von günstigen Mietwohnungen – auch neu gebauten – in Villingen-Schwenningen wieder, aber "für Hartz-IV-Empfänger sind sie unerreichbar".

Das Leben in Notunterkünften wie in Schwenningen in der Turnerstraße (39 Personen) und direkt bei der Wohnungslosenhilfe in der Neckarstraße (16 Personen) sei nicht schön, lediglich "ordnungsrechtlich", so Wagner. Auch bemängelt sie, dass leerstehender Wohnraum nicht erfasst werde. "Wir brauchen einen grundlegenden Kurswechsel in der Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik, um alle Bürger mit angemessenem Wohnraum versorgen zu können".

Der Politikwissenschaftler Werner Rätz spricht am Donnerstag, 20. Oktober, 19 Uhr, im Abt-Gaisser-Haus in Villingen über eine Umverteilung in Bezug auf den Sozialstaat, den Renten und der Bevölkerungsgesundheit und bezieht sich dabei auf besagten Armuts- und Reichtumsbericht der Landesregierung.

Am Montag, 7. November, 19.30 Uhr, folgt im Muslenzentrum in Schwenningen ein Vortrag von Ulrich Duchrow aus Heidelberg, Professor für systematische Theologie. Darin geht es um das Wirtschaftswachstum, das laut Duchrow auf Dauer nicht mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit vereinbar sei. Es gelte, gerechtere Gesellschaftsstrukturen zu schaffen.