Soloviolinist Johannes Kaletta (Dritter von links) führte mit seinem Ensemble Pro Musica Villingen-Schwenningen das Adagio für Violine und Orchester in E-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart auf. Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Oratorium von Fanny Hensel ergreifend vorgetragen / Ensemble Pro Musica eröffnet gekonnt

In den Hörgenuss eines ergreifenden und bewegenden Konzertes kamen die Zuhörer, welche der Einladung des Schwenninger Bach-Chores in die Johanneskirche folgten.

VS-Schwennningen. Das Chor- und Orchesterkonzert unter der Leitung von Kantor Christof Wünsch gefiel durch sein Klangvolumen, die Ausdrucksstärke seiner Interpreten in einem harmonisch zusammengestellten Programm. Der für seine gesangliche Qualität inzwischen weit hinaus bekannte Bach-Chor setzte dabei auf die Aufführung eines Oratoriums von Fanny Hensel, einer Komponistin, die immer im Schatten ihres berühmten Bruders Felix Mendelssohn-Bartholdy stand.

Zur Eröffnung gelang es, dem Ensemble Pro Musica unter der Leitung von Johannes Kaletta die Zuhörer in ein Konzert eintauchen zu lassen, dessen Wirkung noch lange nachhallen sollte. Effektvoll erklang das Cellokonzert in A-Dur, für welches das Ensemble speziell den Profimusiker Jürgen Gerlinger am Violoncello engagierte. Das in den typischen Stilelementen des Komponisten Carl Philipp Emmanuel Bach aufgeführte Stück begeisterte durch eine schwungvolle Interpretation in flinker Spielweise vorgetragener Adagio-Sätze und dem kontrastierenden Largo im Mittelteil. Unmittelbar folgte das Adagio für Violine und Orchester in E-Dur KV 261 das in der Heiterkeit seiner Komposition im typischen Mozart-Stil wie eine logische Fortsetzung zum Auftaktstück ertönte. Orchesterleiter Johannes Kaletta brillierte als Soloviolinist.

Der für seine intensive Vortragsweise bekannte und geschätzte Bach-Chor führte in Kombination mit dem Orchester ein Oratorium in einer Vollkommenheit auf, wie sie der Komponistin zu ihren Lebzeiten nicht gegönnt war. Kompositorisch verarbeitet Fanny Hensel darin Stimmungen, Gedanken und Emotionen, die sie während einem Choleraausbruch erlitt und während einer anschließenden beinahe unglaublichen Genesung erfuhr. Entsprechend dicht liegen im Oratorium Freude und Melancholie beieinander.

Die Chormitglieder nahmen die gesangliche Herausforderung einer raschen Umstellung von traurig stimmendem Gesang auf jubilierende Melodien zur Freude der Zuhörer wohlwollend an, was die Qualität der Aufführung zusätzlich steigerte. Routiniert ließen sie dunkel erklingenden Tonfolgen hoffnungsvolle Elemente in C-Dur folgen, so wie es die Komponistin nach ihrer Heilung wohl erfahren durfte. Verstärkt wurde der Chor mit den Solisten Cornelia Karle (Alt), Georg Gädker (Bass), Alexander Yudenkov (Tenor) und Heike Beckmann (Sopran), welche die Solopassagen des Oratoriums übernahmen.

Als nach 75 Minuten der letzte Ton verklang, folgte der lang anhaltende Applaus des Publikums. Zahlreiche Zuhörer gratulierten Bezirkskantor Christof Wünsch, dem die Erleichterung und Freude über eine gelungene Aufführung anzumerken war.

Im Anschluss verabschiedete Christof Wünsch mit Christa Benoit eine langjährige Sängerin des Bach-Chores, die auf Grund ihres Alters in Zukunft nur noch in der organisatorischen Vorbereitung der Konzerte mitwirkt.