Männer müssen sich seit gestern vor Gericht verantworten / Geständige Angeklagte hoffen auf Milde

Villingen-Schwenningen (tam). Anfang Mai wurde ein Raubüberfall auf einen Autohändler in Schwenningen durch ein sich näherndes Fahrzeug vereitelt. Zwei maskierte Täter, die es auf Bargeld abgesehen hatten, flohen ohne Beute. Sie hatten den Autohändler mit zwei Schreckschusspistolen bedroht. Vier Monate später klagte die Staatsanwaltschaft Konstanz vier Männer im Alter zwischen 17 und 38 Jahren an. Seit gestern müssen sie sich wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung vor dem Landgericht Konstanz verantworten.

Laut Anklage planten die vier Männer aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis den Raubüberfall zusammen. Der 17-Jährige und der 27-Jährige sollen sich maskiert und vermummt zu dem Autohändler begeben haben, während der 38-Jährige und der 20-Jährige im Auto sitzend die Örtlichkeit abgesichert haben sollen. Der Wagen mit Villinger Kennzeichen gehörte dem 38-jährigen Angeklagten und soll auch als Fluchtfahrzeug gedient haben. Einer der anderen beiden Täter forderte vom Autohändler Bares: "Geld her, gib alles Geld her", soll er gerufen haben, während beide Männer ihre Waffen auf den Überfallenen ihn richteten.

Als sich ein Auto dem Firmengelände näherte, soll der Autohändler den Tätern suggeriert haben, dass es sich um ein Polizeifahrzeug handle, was nicht der Fall war. Trotzdem verließen die Möchte-Gern-Räuber den Tatort fluchtartig.

Prinzipiell scheinen die Angeklagten zu Geständnissen bereit zu sein, falls Gericht und Staatsanwaltschaft ihnen dafür mit weniger harten Strafen entgegenkommen würden. Das Ergebnis einer längeren internen Beratung ist noch nicht bekannt. Der 17-Jährige und der 27-Jährige sitzen seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft.

Zu ihren Biografien machten alle vier Männer gestern ausführliche Angaben. Der 17-Jährige berichtete, dass er wegen familiärer Probleme schon mit zwölf Jahren angefangen habe zu kiffen. Es folgte eine holperige Schullaufbahn ohne Abschlüsse und das Abrutschen in die Kokainsucht: "Ich habe eine harte Zeit hinter mir", meinte er. Ein psychiatrischer Sachverständiger prüfte die Angaben des jungen Mannes mit entsprechenden Nachfragen. Später soll er dessen Schuldfähigkeit beurteilen und zur Frage einer Unterbringung in einer Entziehungsanstalt Stellung nehmen.

Der 27-Jährige berichtete, er sei als Straßenkind im Irak ohne Eltern aufgewachsen. Als Jugendlicher sei er von Fundamentalisten in eine drei Jahre dauernde Einzelhaft genommen worden, weil er in einer Kirche Zuflucht gesucht hatte. Dem Gericht zeigte er mehrere Folterspuren an seinem Körper. Bis zu seiner Inhaftierung lebte er in Schwenningen in einer Asylunterkunft. Sein Asylantrag sei abgelehnt worden, berichtete er, deshalb drohe ihm jetzt die Abschiebung. Mit den monatlich ausbezahlten 330 Euro sei er gut ausgekommen.

Bei dem 38-jährigen Angeklagten handelt es sich um einen Familienvater, der offensichtlich seit zehn Jahren im Raum Villingen lebt und arbeitet. Der 20-jährige Angeklagte ist russischer Staatsangehöriger und lebt seit vier Jahren in VS. Wegen mangelnder Deutschkenntnisse sei er durch die Lehrabschlussprüfung gerasselt, berichtet er. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Zeitarbeiter, seine Freundin erwartet in drei Monaten ein Kind.