Manfred Kühn (links) und Josef Herdener (rechts) zeichneten die diesjährigen Studenten aus, die preiswürdige Arbeiten schrieben (von links): Sarah Becker, Kevin Horlacher, Manuel Fritz, Benedikt Hofmeier, Florian Schuler, Olaf Wohlfeil und Dirk Tschöll. Foto: Schwarzwälder-Bote

Studium: Campus Day gestern eröffnet / Thomas Ehrl referiert über Wirkung der Fachhochschule auf die regionale Wirtschaft

Heute findet auf dem Campus der Hochschule Furtwangen University (HFU) der Campus Day statt, bei dem sich über 50 Firmen den Schülern präsentieren. Gestern war die feierliche Eröffnung, als Hauptredner war Thomas Ehrl eingeladen, Chef bei Thyssen-Krupp in Rottweil.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Rektor Rolf Schofer nutzte die Gelegenheit, um ein paar Takte zur Hochschule zu sagen. Der Umbau der Karlsschule mache große Fortschritte, was die Raumnot etwas mildere und er freut sich über den neuen Studiengang Wirtschaftpsychologie in Schwenningen. Man schaffe mit dem Studium eine solide Basis und er nannte den Begriff "postfaktisch", der gerne für die Zeit, in der wir leben genutzt wird, ein anderes Wort für Verharmlosung von Ignoranz, Dummheit und Lüge.

Mit dieser Vorlage folgte Oberbürgermeister Rupert Kubon, der den Studenten versicherte, dass die gelernten Fakten in den Unternehmen auf den Prüfstand gestellt werden. Er kündigte zudem an, dass die Stadt den Studenten im September 2018 ein neues Angebot machen werde: Dann will man ein Bus-Shuttle chartern, mit dem man mehrere Unternehmen in der Doppelstadt besuchen und sich informieren kann.

Thomas Ehrl, Leiter des Forschungslabors am Thyssen-Krupp-Testturm in Rottweil hatte sich in seiner Rede Gedanken zu regionalen Innovationssystemen gemacht. Er sieht die Fachhochschule als Ankerfunktion mit sozialen Verbindungselementen an, die verschiedene Auswirkungen habe, beispielsweise bildet sich Toleranz durch die vielen ausländischen Studierenden. Sie bewirke städtebauliche Verbesserungen und bildet kreative und hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus. Damit nicht genug: Durch die Menschen, die hier zum Studieren kommen und später eventuell auch einen Job finden, habe eine FH auch einen Einkommens-Multiplikator-Effekt. Desweiteren lenke sie Investitionen und sei ein Impulsgeber für ein regionales Innovationsmilieu.

Er verdeutlichte seine These an dem Beispiel der Uni in Bochum. Die Stadt war lange Zeit geprägt von einem tief greifenden Strukturwandel, Stahl und Kohle fielen weg, Nokia und Opel verließen die Stadt. Man habe sich dort entschlossen, eine Wissensstadt zu werden, was seiner Ansicht nach auch gelang. Viele Studenten seien in Bochum hängen geblieben – was zur Fachkräftesicherung beitrug, es gab Austausch sowie Vernetzung zwischen den Unternehmen und der Uni. Beim räumlich engen Kontakt betonte er, dass dies hier wichtig sei und dass dies nicht nur Thyssen-Krupp und die FH "merken müssten".

Den ostdeutschen Unis attestierte er im Großen und Ganzen, dass dies alles fehle und sie unattraktiv seien, Ausnahme sei Dresden. Dies machte er fest an der geringen Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, fehlenden Großunternehmen – wobei er im gleichen Atemzug einschränkte, dass diese in der hiesigen Region auch nicht vorhanden seien, dafür aber ein guter Mittelstand. Er forderte, dass die Unis sich dort nach den Begebenheiten der Wirtschaft anpassen müssten. In seiner Handlungsempfehlung forderte er, die Forschungskooperation zu unterstützten, die Attraktivität der Region zu steigern sowie die Transfer- und Gründeraktivitäten koordiniert voranzubringen.

Für die Studenten sprach Leo Weißer, Präsident von "Business Talks", die für den Campus Day eine englischsprachige Vortragsreihe organisierten. "Die Welt ist nicht genug" ist sein Motto und von der FH aus können Missionen auf der ganzen Welt begonnen werden – so wie bei James Bond. Er sei auch auf der Suche nach seiner Mission, die einen Job bringen soll, der Spaß macht und das Geld sollte auch stimmen – dafür sei der Campus Day geeignet.

Der Dekan Wirtschaft, Wolf-Dieter Schneider, weiß, dass sich die ausländischen Studenten in Schwenningen wohl fühlen, vor allem wegen der Toleranz, der Sicherheit und der Projekte.