Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Michael Bohrer ist das TV-Gesicht der Villinger Fasnet

Von Birgit Heinig

"Ich habe zuerst nur bei der Recherche geholfen und das ist dann dabei herausgekommen" – Michael Bohrer ist seit Mittwochabend das TV-Gesicht der Villinger Fasnet.

VS-Villingen. Der Zunftarchivar spielt in der Arte-Dokumentation "Villingen – die fünfte Jahreszeit" eine Hauptrolle. Wie es dazu kam? Bohrer erinnert sich an den Herbst 2014, als gleich nach der Eröffnung der Zehntscheuer die Fernsehregisseurin Anja Unger dastand und ihren Plan äußerte, einen Fernsehfilm über die Villinger Fasnet zu drehen. Er und die damals anwesenden Ratskollegen seien zunächst "recht reserviert" gewesen, gibt Bohrer zu. Schließlich habe man die Erfahrung bei der 1000-Jahrfeier 1999 gemacht, dass Kamerateams als "störend und belastend" empfunden werden können.

Michael Bohrer widmete sich der Filmemacherin dennoch, zeigte ihr das Archiv der Historischen Narrozunft und beantwortete viele Fragen. Schließlich lag es nahe, die Unterhaltungen zur Recherche gleich als Interviews bei der Fasnet 2015 festzuhalten. Mit den Auswirkungen der Dreharbeiten konnten – trotz der Befürchtungen – dann auch alle leben.

Als sich Michael Bohrer dann im Theater am Ring neulich bei der Vorpremiere selbst sah und vor allem seine eigene Stimme hörte, sei das "doch recht seltsam" gewesen", sagt er und lacht. Er selbst findet den Streifen gelungen, vor allem die Super Slow Motion, die auf besonders geeignete Weise die Atmosphäre einfange. Anja Unger habe ein "gutes Händchen" bewiesen und vermittelt, mit wie viel Herzblut die Villinger ihre Fasnet feiern. Womit Michael Bohrer jetzt leben muss, sind die kleinen "Frozzeleien" seiner Ratskollegen. Er sei schon scherzhaft nach Autogrammen gefragt worden. Besonders die Strählszene, in der ein Narro ihn auf der Straße als den "George Clooney der Historischen Narrozunft" bezeichnete, werde gerne und mit breitem Grinsen zitiert. "Am Montagmorgen muss ich mich wohl warm anziehen", vermutet Bohrer und rechnet mit so mancher Hänselei, wenn er als Narro-Tüv in der Bärengasse nach dem Rechten schaut.

Die Kritik der Einseitigkeit des Films sei ihm auch zu Ohren gekommen, doch da stehe er drüber. "Wir haben die Kontakte zu den anderen Fastnachtsvereinen hergestellt und hatten zudem keinerlei Einfluss auf die Auswahl der Bilder", betont er und stellt eher die vielen positiven Rückmeldungen in den Vordergrund. Derzeit hat der Polizeibeamte im Führungs- und Lagezentrum in Tuttlingen Urlaub. Als echter Villinger, der schon in der Chaise lag, und aktives Mitglied der Narrozunft, braucht er den auch.

Seit 20 Jahren gehört er dem Rat an, war Zunftwirt, in der Festorganisation und trat vor zwei Jahren die Nachfolge von Hansjörg Fehrenbach an. Als neuer Archivar sei er gerade damit befasst, die unzähligen Schriftstücke der Zunft seit 1882 zu digitalisieren und zugleich die Chronik zu komplettieren. Sein Traum sei es, "irgendwann etwas in den Händen zu halten, das den allerersten Villinger Narro zeigt oder beschreibt".

Weitere Informationen: "Villingen – Die fünfte Jahreszeit" wird in der Reihe "Alles Karneval" noch einmal heute, Samstag, 16.20 Uhr, am Mittwoch, 17. Februar, 18.20 Uhr und am Mittwoch, 24. Februar, 7.45 Uhr ausgestrahlt.