Die Reisegruppe wandert auf den Spuren von Hermann Hesse. Foto: Albverein Foto: Schwarzwälder-Bote

Reise: Abschlussfahrt nach Vorträgen und Tagesausflügen / Weitere Schriftsteller könnten die nächsten Ziele vorgeben

VS-Schwenningen. Inspiriert von Vorträgen in Villingen-Schwenningen und Fahrten an den Geburtsort Calw sowie zum Hermann-Hesse-Haus in Gaienhofen, folgte neulich der krönende Abschluss der Hesse-Veranstaltungen des Schwäbischen Albvereins mit einem mehrtägigen Aufenthalt in Ponte Tresa am Luganer See.

In verschiedenen Spaziergängen und kleineren Wanderungen führten Norbert Noltemeyer und Fritz W. Lang, der Ehrenvorsitzende der Ortsgruppe, zu Orten, die der Autor bei seinen Malausflügen besuchte. Über 40 Jahre lebte Hermann Hesse im südlichsten Kanton der Schweiz. So war es selbstverständlich, dass der erste Besuch Montagnola galt. Im schön gestalteten Museum in der Torre Camuzzi führte Lucia Umiker zunächst auf dem Vorplatz und dann im Haus ausdrucksvoll und lebendig durch das Leben von Hermann Hesse.

Der anschließende Spaziergang unter blauem Himmel führte zu gerne aufgesuchten Orten von Hesse, sei es bei Freunden wie dem Maler Hans Purrmann, seinem Arzt Fritz Müller, der Familie Brown, zu den Grotti, nach Agnuzzo zum Wohnhaus von Hugo Ball und seiner Frau Emmy Ball-Hennings, aber auch auf den Friedhof in Sant Abbondio zum bescheidenen Grab von Hermann Hesse und seiner dritten Frau Ninon Dolbin-Ausländer.

Der zweite Spaziergang brachte die Gruppe zur Casa Constanza in Carona, nach einem Fresko am Giebel später von Hermann Hesse "Papageienhaus" genannt. Hier traf Hermann Hesse seine zweite Ehefrau Ruth Wenger, und er fühlte sich offenbar von ihr sofort angezogen. Literarisch hat ihn der Ausflug zu dem Kapitel "Der Kareno-Tag" in seiner Erzählung "Klingsors letzter Sommer" inspiriert.

Der seit 60 Jahren bestehende botanische Garten Parco San Grato, mit 62 000 Quadratmetern Fläche, ist einer der größten Rhododendron-Parks weltweit. Ein herrlicher, nahezu ebener Höhenweg, führte zurück nach Carona. Zuvor gab es einen Halt bei der Kirche Madonna d’Ongero, von der Hesse schreibt: "Von vielen Zaubern und Geheimnissen umgeben, sucht diese Kirche nicht Ruhm, sondern Verborgenheit, sie strebt nach Anonymität im Gegensatz zum Kram und Markt der Geschäfte, der Kunst der Wissenschaft, der Literatur und all dieser Kinderbetriebsamkeiten. Und darin ist sie den vollendeten Menschen, den Weisen und Heiligen verwandt."

Angezogen fühlte sich die Wandergruppe am nächsten Tag beim Spaziergang von der Kapelle Santa Maria d’Iseo, die Hermann Hesse bereits in den 20er-Jahren besucht hat. Auf dem Grund eines Jupitertempels erbaut, lädt die Kirche heute die mehrheitlich katholische Bevölkerung des Tessins zur Andacht ein.

Selbst am nächsten Tag auf den Monte Bré und nach Gandria wandelten die Albvereinler auf den Spuren von Hesse. Er besuchte diesen malerischen Ort bereits 1924 und dann 1926 mit seinem dreizehnjährigen Sohn Martin und seiner Lieblingsschwester Adele. Eine kleine Gruppe bestieg an diesem Tag den Gipfel des Monte Boglia oberhalb von Bré. Während der Rückfahrt mit dem Schiff nach Lugano wurde der Wunsch laut, in nächster Zeit auf den Spuren von weiteren Literaten zu wandern.