Wünsch dir was: THW-Ortsverband bietet Einblicke in seinen Fuhrpark

"Wenn die Feuerwehr mit ihren Mitteln nicht mehr weiter kann, kommen wir ins Spiel." Bernd Scholl, stellvertretender Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbands Villingen, gibt dem zehnjährigen Leon Herrmann aus Königsfeld einen kurzen Überblick über die Aufgaben des Technischen Hilfswerks. Der Junge hat bei der alljährlichen Aktion Wünsch dir was, die von der Sparkasse Schwarzwald-Baar unterstützt wird, einen Besuch bei der Organisation gewonnen – und sich schon seit einer Woche mächtig darauf gefreut.

Rund 50 Mitarbeiter, alles Ehrenamtliche, zählt der Villinger Ortsverband. Er kann nächstes Jahr seinen 65. Geburtstag feiern und gehört damit zu den ältesten im Land, weiß der Ortsbeauftragte Matthias Richter zu berichten. Seit der Gründung der Rettungsorganisation im Jahr 1952 haben sich ihre Aufgaben verändert. Diente sie bis Ende der 1980er-Jahre dem Schutz der Gesellschaft vor den Folgen eines Angriffs aus dem Osten, ist seit den 90er-Jahren der Katastrophenschutz immer stärker in den Vordergrund gerückt. Starkregen, Hochwasser oder verheerender Hagelschlag wie 2006 in der Doppelstadt sind Naturkatastrophen, die das THW beschäftigen.

In der Zwischenzeit hat sich bereits einiges getan am Gerätekraftwagen 1. Zwei Hebe–kissen wurden unter die Vorderräder des Fahrzeugs geschoben. "Jedes von denen kann 40 Tonnen stemmen", erklärt Bernd Scholl. Dann ist Leon am Zug: Mit dem kleinen Finger bedient er einen Schalter; Luft strömt in die Kissen ein, sie wölben sich und heben die Vorderachse des Gerätelasters vom Boden ab.

Christian Kiessling, der Fahrer des Gerätekraftwagens, tritt jetzt in Aktion. Zusammen mit Leon geht er um seinen Wagen herum, zieht Schubladen heraus, öffnet Klappen und zeigt eine gut sortierte Auswahl der vielen Rettungsutensilien, mit denen der Gerätewagen ausgestattet ist.

"Das ist meine Werkstatt", so Kiessling stolz und weist auf Sägen, Hämmer und Bohrer hin. Feuerwehrbeile in unterschiedlichen Größen und Atemschutz vervollständigen die Ausrüstung. Zu ihr gehört auch eine Bohrmaschine, die Leon nur mit Hilfe Kiesslings anheben kann.

Und schon geht es weiter zum nächsten Fahrzeug; immerhin hat das THW für den kleinen Besucher einen beeindruckenden Fuhrpark auf dem Hof aufgestellt. Alexander Much, Zugführer in der Fachgruppe Führung und Kommunikation, beschreibt im Führungsfahrzeug die Dienstleistungen, die die Gruppe erbringt: Kommunikation herstellen zwischen Führungskräften und den Entscheidungsträgern. Die sitzen im Anhänger des Führungsfahrzeugs und stehen mit den Einsatzkräften in Verbindung. Dafür werden Telefonverbindungen und E-Mails eingesetzt. Die Gruppe kann Funkmasten aufstellen und auch ihren Strom mit Generatoren selber erzeugen. "Man muss schon ein bisschen für Technik begeistert sein", fasst Much die Anforderungen zusammen.

Dass es manchmal auch die ganz einfache Technik bringt, zeigt Marlon Eckert, der den Fernmeldekraftwagen steuert. 50 Kilometer Telefonleitungenl kann er bei Bedarf verlegen, auch für analoge Telefone, auf denen nur zwei Teilnehmer miteinander sprechen können. "Wir haben erst kürzlich in einem Kraftwerktunnel in Waldshut-Tiengen solch eine Verbindung installiert, weil da drinnen kein Handy funktioniert hat", erklärt Matthias Richter seinem kleinen Besucher.

Es gibt beim THW-Ortsverband auch einen Elektro-Zug, zuständig für die Stromversorgung in Notfällen – oder auch dafür, während einer vom Energieversorger angekündigten Unterbrechung wegen Reparaturarbeiten dafür zu sorgen, dass die Küche nicht kalt bleibt und niemand im Dunkeln sitzen muss. "Die sind heute schon abgefahren, um alles vorzubereiten", erklärt Matthias Richter

Den Mehrzweck-Kraftwagen, den Leon mittels einer Hebebühne besteigen darf, zeichnet eines aus: "Er kann in fünf Minuten entladen werden", so Bernd Scholl. Dann wäre Platz, der etwa für die Bergung verletzter Personen genutzt werden kann.

Zum Schluss darf Leon sich noch ein Fahrzeug aussuchen, in dem er eine Runde durch das Gewerbegebiet drehen darf. Mit Christian Kiessling am Steuer geht es dann auf einen Rundkurs, auf dem sogar das Blaulicht eingeschaltet wird. Leon ist von all den Eindrücken überwältigt und hat erst einmal keine Fragen mehr.

Allerdings interessiert er sich sehr für das nächste Treffen der Jugendabteilung des THW. Da möchte er dabei sein. Christian Kiessling war übrigens 13 Jahre alt, als er zum ersten Mal mit dem THW in Kontakt kam. Heute ist er 26 – und nach wie vor mit Begeisterung dabei.