Unternehmerische Tugend sichert den Erfolg / Generationenwechsel in Vorbereitung
Von Cornelia Spitz
VS-Villingen. "1999 haben wir von Siemens einen Auftrag bekommen, der uns zweieinhalb Jahre gut ausgelastet hat", erzählt Gottfried Stadler, Seniorchef des Villinger Unternehmens SLE-Technik. Damals, erinnert er sich, "wurden wir von den Wettbewerbern auch sehr beneidet". Doch es gab nicht nur solche Sternstunden, sondern durchaus Höhen und Tiefen in der 20-jährigen Firmengeschichte des Betriebs, der sich auf das Laserschneiden und die Blechverarbeitung spezialisiert hat.
Schon von außen macht das Unternehmen in der Villinger Heinrich-Hertz-Straße einen soliden Eindruck. Stetig wurde nicht nur in den Maschinenpark, sondern auch in das moderne Hauptgebäude und die angebaute Werkstatt investiert, erzählt der Seniorchef im Gespräch und lässt erahnen, warum er Erfolg hatte mit dem ungewöhnlichen Weg, den er gegangen ist. Gottfried Stadler war nämlich schon mehrere Jahre Mitarbeiter anderer metallverarbeitenden Betriebe, hatte dort sogar Führungspositionen inne, ehe er es 1995 wagte und das Unternehmen Helmstädter von dem damals kinderlosen Ehepaar kaufte, ihm so eine Zukunft schenkte und es sukzessive ausbaute. "Wir haben die Erträge in neue Technologie investiert und in das Gebäude", lässt er wissen. 1200 Quadratmeter Produktions- und 200 Quadratmeter Lagerfläche gehören zu SLE-Technik. Mit unternehmerischer Tugend meisterte man auch die schwere Rezession 2009. Kurzarbeit und sogar Entlassungen waren damals unausweichlich. "Das haben wir überwunden, weil wir die Hausaufgaben gemacht haben". Soll heißen: Der Unternehmer hatte finanzielle Rücklagen gebildet und sparsam gewirtschaftet, um die Durststrecke zu überwinden.
Doch die Wirtschaftskrise, die für manches Unternehmen in der Region das Aus bedeutet hat, ist Geschichte, und SLE-Technik hat sich längst wieder den Stand vor der Krise erarbeitet. Gottfried Stadler wird ein wohl bestelltes Feld übergeben, wenn er sich mit 63 Jahren zum 1. Januar 2017 in den Ruhestand zurückziehen wird. Die nächste Generation steht längst in den Startlöchern. Die Söhne Holger und Markus sind schon jetzt mit an Bord, und mit der markanten Veränderung an der Spitze soll auch Tochter Silke mit in der Geschäftsführung sitzen.
Zehn Mitarbeiter arbeiten in dem Betrieb, der familiär geführt wird. Man kennt sich. Jeden Tag kommen die Chefs mehrfach zu den Mitarbeitern an den Arbeitsplatz und suchen bei Bedarf gemeinsam mit ihnen nach Lösungen. Das in vielen Werkstätten weit verbreitete kreative Chaos samt Unordnung sucht man hier indes vergeblich. Alles ist geordnet, jedes Teil hat seinen Platz, und die Produktionsstraße ist logistisch sinnvoll angeordnet. Modernste Technik kommt zum Einsatz, CNC- sowie Lasermaschinen laufen hier, und am Ende des Produktionsprozesses stehen eigentlich ständig andere Teile. Vom großen Maschinengehäuse bis zu winzig kleinen Teilen für die Medizintechnik hat der Zulieferer alles im Portfolio. 1999, beim Großauftrag von Siemens waren es Edelstahl-Rohlinge, in welchen Leiterplatinen im automatischen Durchlaufverfahren gereinigt, verlötet und gekühlt worden sind – "in jedem Fernseher, Radio oder Handy ist sowas drin", wobei diese hier damals für Handys produziert worden sind. Aber jeder Auftrag ist anders. Die Kunden von SLE-Technik sitzen in der Medizintechnik, im Anlagen- und Maschinenbau, der Elektrotechnik oder auch der Reinraumtechnik, wenn beispielsweise für das Lagern von Mikrochips extrem glatte Metallflächen benötigt werden.
Und hin und wieder sind die Ergebnisse auch echte Hingucker – in der Bauindustrie zum Beispiel, wenn der alte, häufig verwitterte Holzbalkone gegen individuell gestaltete Designbleche und Edelstahlgeländer ersetzt werden.
