Maxim Weinrauch skatet in der Schwenninger Muslen und nimmt gerne die eine oder andere Hürde mit. Foto: Privat

Maxim Weinrauch hält Schwenningen mit riskanten Clips in Atem. Angst davor, erwischt zu werden.

VS-Schwenningen - Er turnt auf dem Dach vom Cinestar, rennt nachts über das Gelände des Alten Klinikums und macht einen Kopfsprung ins Becken des Neckarbads. Maxim Weinrauch liebt das Risiko und hat immer seine GoPro-Kamera dabei.

"Es ist rutschig, aber ich versuch es trotzdem. Bin schon oft hingefallen", sagt Maxim schulterzuckend und nimmt Anlauf. Nach ein paar schnellen Schritten auf seinen Inline-Skates macht er einen Slide über die Sitzelemente zwischen der Schwenninger Harzer- und der Friedrich-Ebert-Straße, stürzt fast, rollt sich ab und steht dann auf. "Soll ich noch einmal?".

Der 16-jährige Werkrealschüler weiß, wie er sich auf den kleinen Rollen bewegen muss. Seit zehn Jahren macht er Inliner Tricks, betreibt das so genannte Aggressive Skating, bei dem es um Stunts wie Sprünge und Slides auf Bordsteinen und Treppenstufen geht. Die Sportart Parkour, die das Überwinden von Hindernissen auf dem direkten Weg vorsieht, hat er auf der Videoplattform Youtube entdeckt. Er begann, über alles drüber zu springen, was sich dazu eignete. "Alle dachten, ich wäre nicht ganz normal", sagt er lachend.

Vor zwei Jahren hat er angefangen, seine Stunts zu filmen und auf Youtube hochzuladen. "Es motiviert mich, wenn die Leute meine Videos anschauen und sie kommentieren. Wenn es schlechtes Feedback gibt, versuche ich, die Videos noch besser zu machen", erklärt er seinen Anspruch.

Sein Video-Repertoire reicht von humorigen Video-Tagebüchern, genannt Vlogs, über einen Klassenausflug nach Berlin oder ins Neckarbad bis zu waghalsigen Kletterpartien und unheimlichen Kurzfilmen à la Blair Witch Project. So auch das Video auf dem Gelände des Alten Klinikums, angelehnt an das bei seinen Freunden beliebte Horrorspiel "Outlaws". "Ich arbeite viel an meinen Filmen, schaue mir Sachen auf Youtube an und mache dann mein eigenes Ding", sagt er.

Mit seinen Filmen will der gebürtige Ukrainer, der mit 13 Jahren nach Deutschland gekommen ist, seinen Freunden in der alten Heimat sein Leben hier zeigen. Warum es in einem der Videos heißt "Hier seht ihr einen Russen"? Für die Deutschen seien Russen und Ukrainer ja doch dasselbe, meint Maxim grinsend.

Inzwischen war er nicht nur zum so genannten Roofing auf dem Dach vom Cinestar, sondern auch auf dem Rössle und dem Parkhaus des Central Hotels. Er wollte sogar aufs Neckartor klettern, aber das sei ihm dann doch zu heikel gewesen. Ganz legal sind seine riskanten Aktionen nämlich nicht. Dafür aber umso beliebter bei den Schwenninger Kids. Es sei tatsächlich schon vorgekommen, dass ihn Kinder in der Stadt erkannt und angesprochen hätten. 2013 hat er seinen Youtube-Channel gestartet, 35 Videos hochgeladen und mittlerweile mehr als 330 Abonnenten. Zudem schalten Partnerkanäle auf seinem Channel Werbung.

Bei den älteren Bürgern seien seine Stunts derweil nicht so gern gesehen. "Die Leute denken, dass ich die Bänke mit dem Sliden beschädige. Aber das ist nicht so. Ich benutze extra Wachs, damit ich besser rutsche", erklärt er. Andere Plätze zum Skaten gebe es außerdem in Schwenningen einfach nicht.

Im Frühling habe er sich bereits in der Beteiligungswerkstatt für einen Skatepark stark gemacht. Die Stadt sei mit ihm sogar vor Ort gewesen – die ideale Stelle befinde sich beim neuen Jugendhaus. Um sein Projekt zu verwirklichen, ließ er sich für den Jugendgemeinderat aufstellen – vergeblich. Seitdem hat sich nichts mehr getan, von der Stadt habe sich keiner gemeldet. "Das Projekt ist wohl gestorben", meint Maxim.

Trotzdem hat er schon weitere Ziele vor Augen. So will er im kommenden Jahr an einem großen Inliner-Wettkampf in den Niederlanden teilnehmen. Dafür müsse er aber noch viel trainieren, denn beim Aggressive-Sport ist die Gefahr besonders groß.

Wieso er die Gefahr so liebt? Keine Ahnung, aber es sei unbeschreiblich, vor allem beim Roofing. "Man ist ganz oben, über den Dingen und sieht alles. Das ist ein unglaublich gutes Gefühl", meint er lächelnd. Angst habe er durchaus bei seinen Aktionen, aber nicht vor dem Runterfallen, sondern davor, erwischt zu werden.

Video-Stunt auf dem CineStar VS: