Ursula Mamlok wird heute zum Konzertabend extra aus Berlin anreisen. Foto: Anke Hopfengart Foto: Schwarzwälder-Bote

Premiere: Schlagzeugklasse ehrt heute Abend Ursula Mamlok

VS-Villingen. "100 Jahre auf einen Schlag" ist Titel und Programm: Studenten der Musikhochschule Trossingen unternehmen heute, 20 Uhr, im Franziskaner-Chorraum in Villingen einen Streifzug durch die Geschichte der Schlaginstrumente im 20. Jahrhundert.

Daran hat Ursula Mamlok, Jahrgang 1923, maßgeblich mitgeschrieben – sie wird zu diesem Konzertabend extra aus Berlin anreisen. Ursprünglich war vorgesehen, ein eigens von Ursula Mamlok geschriebenes Werk für Schlagzeug als Erstaufführung ins Programm aufzunehmen. Gesundheitliche Gründe hielten die 93-Jährige allerdings vom Komponieren ab.

Stattdessen steht die Klasse von Franz Lang vor einem nicht weniger ambitionierten Vorhaben: Ursula Mamloks jüngstes großes Klavierkonzert "2000 Notes" kommt als Bearbeitung für Schlagzeugtrio zu Gehör, mit Marimbafon, Vibrafon, Xylofon und Glockenspiel. Die erfolgreiche Uraufführung der "2000 Notes" fand erst am 15. Januar im Baseler Tanguely Museum statt – und so kommt Villingen-Schwenningen dann doch noch in den Genuss einer Deutschland-Premiere.

Rund um dieses Stück führen die Studierenden auf, wie sich das Schlagzeug im 20. Jahrhundert vom reinen Begleiter und Rhythmusgeber zum Solo- und Ensembleinstrument emanzipierte.

Einen wesentlichen Einfluss hatte der kulturelle Austausch europäischer Mächte mit ihren Kolonien.

Igor Strawinsky leistete mit der "Geschichte vom Soldaten" weitere Pionierarbeit. Varese, Antheil und Cage setzten den Weg fort. Nicht mehr Melodie und Harmonik sollten die Komposition bestimmen, sondern die Organisation des Geräuschs.

Blickt man auf Ursula Mamloks Vita, hat sie diese Entwicklung nicht allein begleitet, sondern mitgeprägt – sie ist der personifizierte Um- und Aufbruch, dem die Musik, wie wir sie heute kennen, sehr viel zu verdanken hat.

Karten gibt es im Vorverkauf für zwölf Euro (ermäßigt sechs Euro) unter anderem beim Tourist-Info & Ticket-Service in Villingen (Franziskaner Kulturzentrum) und Schwenningen (Bahnhof), außerdem an allen Vorverkaufsstellen von Kulturticket Schwarzwald-Baar-Heuberg. Telefon: 07721/82 25 25, E-Mail: tickets@villingen-schwenningen.de und Internet: www.villingen-schwenningen.de.

Ursula Mamlok wurde 1923 in Berlin geboren und begann bereits in jungen Jahren mit ihrer Musikausbildung. Sie studierte Klavier, Musiktheorie und Komposition bei Gustav Ernst. 1939 floh sie mit ihrer jüdischen Familie aus Nazi-Deutschland nach Ecuador. Mamlok kam 1940 in die USA, um bei Gerog Szell Komposition zu studieren. Im Sommer 1944 nahm sie an einer Meisterklasse bei Ernst Krenek teil. Als weitere Lehrer sind Ursula Giannini, Roger Sessions, Eduard Steuermann, Stefan Wolpe und Ralph Shapey zu nennen. Ursula Mamlok schrieb mehr als 60 Werke in unterschiedlichster Besetzung. Ihr letztes Orchesterwerk wurde unter Leitung von Herbert Blomstedt mit dem San Francisco Symphony Orchestra uraufgeführt. Mamlok unterrichtete an der Manhattan School of Music. Sie lebt seit 2006 wieder in Berlin und erhielt 2013 das Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland.