Alexander Zorniger genießt es, wieder in der schwäbischen Heimat zu arbeiten. Foto: Pressefoto Baumann

Alexander Zorniger, der neue Trainer des VfB Stuttgart, ist derzeit ein gefragter Gesprächspartner. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sprach der 47-Jährige über seine kuriose Vita und das Netzwerk schwäbischer Trainer.

St. Gallen - Mit Alexander Zorniger hat der VfB Stuttgart einen Trainer verpflichtet, der im ganzen Verein ein neues System integrieren soll und der stolz ist auf seine schwäbische Heimat. In einem langen und ausführlichen Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat der 47-Jährige nun über seine neue Aufgabe, seine Vergangenheit und seine schwäbische Herkunft gesprochen.

Wir haben für Sie die wichtigsten Aussagen zusammengefasst. Alexander Zorniger über:

Die Bedeutung des VfB Stuttgart für ihn persönlich: "Der Job hat vor allem Auswirkungen auf die Menschen in meinem Umfeld. Meine Mutter, meine Neffen, die wohnen ja alle noch in Schwäbisch Gmünd, und natürlich haben sie großen Anteil genommen an meiner Zeit in Leipzig. Aber dass der Sohn oder Onkel jetzt Trainer beim VfB ist, das ist schon eine neue Situation."

Zorniger über seine Spielidee, seine Überzeugung und Filip Kostic

Seine Spielidee: "Es geht uns weniger um Ballbesitz, es ist in erster Linie ein Spiel gegen den Ball. Dieses Spiel wird geprägt von der Intensität der Sprints: weit vorne verteidigen, den Ball erobern und dann auf kürzestem Weg ab Richtung Tor. Überspitzt könnte man das vielleicht schon so sagen: Gib dem Gegner den Ball, lauf' vor ans Netz und mach' es ihm unmöglich, dich zu passieren. Ich will, dass man meiner Mannschaft ansieht, dass sie nicht nur mit ihrem Talent spielt. Ich will, dass sie mit Emotion und Mentalität spielt. Man soll unseren Fußball nicht nur sehen, sondern bestenfalls auch spüren."

Seine Überzeugung: "Der Ansatz hat bei mir in der sechsten, fünften, vierten, dritten und zweiten Liga funktioniert, und jetzt bin ich gespannt, ob er auch in der ersten funktioniert. Aber Jürgen Klopp hat ja schon gezeigt, dass man mit diesem Fußball bestehen kann. Im Moment müssen diese Offensivspieler erleben, dass wir den Fokus auf ihre Defensivarbeit legen. Das gefällt nicht allen. Ich glaube nicht, dass man diesen Fußball mit jedem Kader spielen kann. Mit dem VfB aber schon, davon bin ich überzeugt."

Filip Kostic: "Am Spiel gegen den Ball führt kein Weg vorbei, aber mit Ball lasse ich natürlich Dinge zu, die sich im Team entwickeln. Es gibt kein Verbot, dass Filip den Flügel betritt. Ich glaube aber, dass es einem jungen Spieler gut tut, wenn er sich weiterentwickelt und nicht nur an der Linie klebt, wo sich die Gegner irgendwann auf ihn eingestellt haben."

Zorniger über den Abstiegskampf, sein Schweigen und sein Selbstbewusstsein

Den Abstiegskampf der vergangenen Saison: "Beim letzten Saisonspiel des VfB in Paderborn bin ich wie wild um die Couch gelaufen."

Die Schwierigkeit, nichts von seiner Überkunft mit dem VfB zu sagen: "Aber ich wusste ja: Jeder Kommentar von mir würde sofort ausgeschlachtet werden. Huub Stevens hat ein breites Kreuz und hätte damit wohl umgehen können, aber es hätte Unruhe in die Mannschaft und ins ganze Umfeld gebracht. Deshalb habe ich wochenlang geschwiegen."

Sein Selbstbewusstsein: "Ich mache mir da keine Gedanken, ich glaube auch, dass ich ein ziemlich dickes Fell habe. Ich bin nicht auf der Welt, um es allen Leuten recht zu machen. ich war schon immer ziemlich selbstbewusst. Ich halte mich aus Dingen raus, von denen ich nichts verstehe, aber bei Dingen, von denen ich was verstehe, halte ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg."