VfB will Mini-Chance nutzen. Das ist extrem schwer, aber nicht unmöglich – wie die Geschichte zeigt.

Die Lage scheint aussichtslos, aber rechnerisch ist der VfB Stuttgart noch nicht verloren. Wie so eine wundersame Kehrtwende geht, hat der Verein selbst erlebt – zuletzt 2015 in Paderborn.

Ein Sieg beim VfL Wolfsburg ist am heutigen Samstag (15.30 Uhr) Pflicht, dazu benötigt der VfB Schützenhilfe von Werder Bremen und Eintracht Frankfurt: Warten auf das Wunder. Gibt’s nicht? Gibt’s doch – wie der Blick zurück belegt.

16. Mai 1992

Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart 1:2. Nach dem 1:1 am vorletzten Spieltag gegen die SG Wattenscheid glaubt auch beim VfB kaum noch einer an den Titelgewinn – zu schwer scheint die Aufgabe in Leverkusen und zu leicht die Partie der Frankfurter bei Hansa Rostock, das bereits als Absteiger feststeht. Im Vergleich zur punktgleich an der Spitze liegenden Eintracht hat der VfB das deutlich schlechtere Torverhältnis. Noch hoffnungsloser sieht es aus, als Bayer nach 20 Minuten in Führung geht. Aber wenig später kommt es zur Schlüsselszene. Günther Schäfer verhindert das 0:2, indem er den Ball mit einem akrobatischen Fallrückzieher kurz vor der Torlinie klärt. Aber in der 86. Minute steht es immer noch 1:1, was dem nach dem Platzverweis von Matthias Sammer in Unterzahl agierenden VfB nicht reicht. Dann köpft Guido Buchwald das Siegtor: "Da sind alle Dämme gebrochen."

29. September 1998

Feyenoord Rotterdam – VfB Stuttgart 0:3. Dass diese Partie der Höhepunkt der kurzen Ära des Stuttgarter Trainers Winfried Schäfer werden sollte, ahnt keiner. Denn das Hinspiel der ersten Runde im Uefa-Cup hatte der VfB zu Hause 1:3 verloren. "Wir wussten schon vorher, dass die Zeit der Deutschen vorbei ist", sagt Feyenoord-Trainer Leo Beenhakker danach. Zwei Wochen später dominiert der VfB von Anfang an, mit dem Abpfiff erzielt Fredi Bobic das entscheidende 3:0. "Diesen Tag vergesse ich nie", sagt Schäfer, ehe es vor der Arena zu Tumulten durch Feyenoord-Hooligans kommt – unschönes Ende eines wundersamen Abends.

29. Mai 1999

Eintracht Frankfurt – 1. FC Kaiserslautern 5:1. Trotz drei Siegen in Folge spricht vor dem letzten Spieltag nichts mehr für den Klassenverbleib der Eintracht. Sie benötigt einen Sieg mit vier Toren Unterschied – und das gegen den Champions-League-Anwärter 1. FC Kaiserslautern. Nach 68 Minuten gleichen die Pfälzer zum 1:1 aus, Frankfurt ist klinisch tot. Dann gelingen zwar drei Tore in nur zwölf Minuten, aber das reicht dem Team von Trainer Jörg Berger noch nicht. Die 89. Minute läuft, als der Norweger Jan-Aage Fjörtoft den Lauterer Torwart Andreas Reinke düpiert und zum 5:1 vollendet. Die Party beginnt. Fjörtoft ist überzeugt: "Berger hätte sogar die ›Titanic‹ gerettet."

18. Mai 2013 Borussia Dortmund – 1899 Hoffenheim 1:2. Zwei Punkte Rückstand und das klar schlechtere Torverhältnis hat das Team aus dem Kraichgau auf den Relegationsplatz – nun kommt es zum Finale beim Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund. "Uns hatten alle abgeschrieben", sagt Sejad Salihovic – zu Unrecht. Er selbst verwandelt zwei Elfmeter. In der Nachspielzeit entscheidet Schiedsrichter Jochen Drees beim Ausgleichstor des Dortmunders Marcel Schmelzer auf Abseits – mehr als umstritten. In der Relegation gelingt gegen Kaiserslautern der Klassenverbleib.

19. Mai 2014

Arminia Bielefeld – SV Darmstadt 2:4 n.V. Darmstadt hat das Relegations-Hinspiel zur zweiten Liga daheim 1:3 verloren. Nach 90 Minuten steht es bei der Arminia auch 3:1 – aber für Darmstadt. In der Nachspielzeit der Verlängerung fällt das für den Aufstieg entscheidende 4:2. "Es gibt einen Fußballgott, der uns für unseren Aufwand belohnt hat", sagt Trainer Dirk Schuster. Ein Jahr später steigt er mit 98 in die Bundesliga auf.