Die VfB-Trainerrochaden: Von Jürgen Kramny über Alexander Zorniger, Huub Stevens und Armin Veh (obere Reihe, v. li.) bis zu Jos Luhukay (li.) und aktuell zu Hannes Wolf Foto:  

Nachdem seine Vorgänger innerhalb kurzer Zeit gescheitert sind, will Hannes Wolf beim VfB jetzt für Kontinuität sorgen.

Stuttgart - Am Sonntag hat Hannes Wolf (35) noch die U 19 von Borussia Dortmund betreut. Zum Abschied gab es eine 1:2-Niederlage im Revierderby gegen Schalke 04. An diesem Freitag geht es für den Trainer dann wieder ins Revier – aber dieses Mal in der zweiten Liga. Da wird es für Wolf ernst. Die Partie beim VfL Bochum ist die erste, die er in Diensten des VfB Stuttgart bestreitet. Seine fünf Vorgänger hatten alle eines gemeinsam – nach kurzer Zeit wurden sie entlassen. Wie verliefen ihre Premierenspiele – und was waren die Gründe ihres Scheiterns? Eine Analyse.

Das Missverständnis

Seine zweite Amtszeit beim VfB begann am 24. August 2014 mit einem 1:1 bei Borussia Mönchengladbach. Mit der Rückholaktion des Meistertrainers von 2007 wollte der Verein wieder an die guten, alten Zeiten anknüpfen. Parallel dazu war geplant, dass Veh nach einem Jahr den Posten des Sportdirektors übernimmt, da der VfB mit der Arbeit von Fredi Bobic schon länger unzufrieden war. Der Manager wurde dann auch im September entlassen, aber da war schon klar, dass es für Veh schwierig wird, an die guten, alten Zeiten anzuknüpfen. Letztlich entpuppte sich das Engagement dann als beidseitiges Missverständnis.

Veh erkannte schnell, dass der VfB von 2014 nicht mehr viel gemeinsam mit dem VfB von 2007 hatte. Neben der gesunkenen Qualität in der Mannschaft beklagte er den aufgeblähten Verwaltungsapparat auf der Geschäftsstelle, wo er den Eindruck hatte, dass es Angestellte gibt, die es sich bequem machen oder die gar nicht wissen, wofür sie eigentlich zuständig sind. Dolce vita beim VfB, hieß das in seinen Augen. Sportlich lief es ebenfalls alles andere als rund. Nach zwölf Spielen und einer deprimierenden Heimniederlage gegen Augsburg belegte das Team den letzten Tabellenplatz. Das hatte sich Veh ganz anders vorgestellt. Frustriert trat er am 24. November zurück.

Rettung in letzter Minute

Der von dem Interimsmanager Jochen Schneider verpflichtete Niederländer startete am 28. November furios – mit einem 4:1-Sieg beim SC Freiburg. Aber Stevens spürte die Unruhe im Club, die verstärkt wurde, weil keiner sagen konnte, wer neuer Sportchef wird. Der VfB versprach Schneider zwar, dass er eine faire Chance erhält, doch in Wirklichkeit gingen die Überlegungen in eine andere Richtung. Schließlich wurde Robin Dutt präsentiert.

Die sportliche Entwicklung verlief so wie es Stevens von Anfang an befürchtet hatte – Abstiegskampf war angesagt. Lange Zeit hat es der Trainer nicht geschafft, Impulse zu setzen und den Spielern mehr Selbstvertrauen zu vermitteln. Nach der 1:2-Niederlage am 14. Februar in Hoffenheim war der VfB immer noch Letzter – und Stevens war so verzweifelt, dass er zurücktreten wollte. Nur mit viel Mühe konnte ihn Dutt von diesem Vorhaben abbringen. Angesichts der ungeklärten Frage, ob der VfB absteigt oder nicht, war es unmöglich, die neue Saison vernünftig zu planen. Am Ende rettete sich die Mannschaft dann zwar, aber der VfB nahm seine Probleme mit in die Sommerpause – und Stevens verabschiedete sich.

Der Poltergeist

Mit ihm gab es am 16. August 2015 eine 1:3-Auftaktniederlage gegen den 1. FC Köln. Dabei sollte eigentlich alles besser werden. Der Trainer, der von Dutt eingestellt worden war, wollte ein neues Spielsystem installieren – das Pressing, das für ihn alternativlos gewesen ist. Tatsächlich war auf dem Platz auch eine Handschrift ersichtlich, aber die Erfolge blieben aus. Der VfB rutschte ab.

Dazu legte sich Zorniger öffentlich mit Spielern wie Timo Werner an, den er vor laufenden Kameras nachäffte. Viele Fachleute schüttelten angesichts dessen nur noch den Kopf, zumal der Trainer in diesen Kreisen als oberlehrerhaft wahrgenommen wurde. Aber an Zorniger prallte jede Kritik nicht nur ab, sondern sorgte auch dafür, dass sein Auftreten noch extremer wurde. Dabei konnte ihn keiner im Verein stoppen – weder der Aufsichtsrat noch der Präsident Bernd Wahler oder Dutt. Selbst nach einer bitteren 0:4-Heimpleite gegen Augsburg und nur zehn Punkten aus 13 Spielen war Zorniger störrisch und uneinsichtig. Dem VfB blieb nichts anderes übrig als ihn am 24. November zu entlassen – eine teure Geschichte angesichts des Dreijahresvertrags von Zorniger.

Der Totalabsturz

Er war nur als Interimslösung vorgesehen – und der Einstand ging beim 1:4 am 29. November in Dortmund auch gleich mal gründlich schief. Dutt suchte auf dem Markt nach Alternativen – mit Tayfun Korkut war schon fast alles klar, doch dann schien Kramny auf einem guten Kurs. Nach dem 1:1 am 22. Spieltag beim FC Schalke träumte der VfB sogar von der Europa League – es folgte der Absturz.

Der im Profigeschäft unerfahrene Kramny verlor die Verbindung zur Mannschaft, nachdem die Spieler auch mitbekommen hatten, dass sich Dutt zunehmend in die direkten sportlichen Angelegenheiten einmischt. Panik kam auf, was beispielsweise dazu führte, dass der VfB vor dem Saisonfinale ausgerechnet auf Mallorca ein Trainingslager bezog – was zu dem von Veh schon im Herbst 2014 festgestellten dolce vita passte. Keiner konnte die Negativspirale mehr stoppen. Der VfB verlor die letzten sechs Saisonspiele und stieg ab.

Der Einzelkämpfer

Sein Kurzgastspiel begann am 8. August mit einem 2:1 gegen St. Pauli. Der VfB hatte den Niederländer geholt – mit den Argumenten, dass er die zweite Liga kennt, erfahren ist und weiß, wie man aufsteigen kann. Das war Luhukay zuvor mit Gladbach, Augsburg und Hertha BSC schon dreimal gelungen. Weil die Stelle des Sportvorstands im Mai unbesetzt war, erhielt Luhukay auch weitreichende Kompetenzen in Transfergeschäften und die Zusage, bei der Auswahl des neuen Managers mitreden du dürfen.

Davon machte er auch Gebrauch, indem er sich für seinen früheren Augsburger Weggefährten Andreas Rettig stark machte. Aber der VfB entschied sich im Juli für Jan Schindelmeiser – damit war der Bruch mit Luhukay perfekt. Er kapselte sich mehr und mehr von allen anderen Mitarbeitern im Club ab und stand am Ende praktisch alleine da. Vor acht Tagen trat er zurück. Jetzt ist Hannes Wolf da.