Huub Stevens ist verschnupft – in zweierlei Hinsicht Foto: Pressefoto Baumann

Trainer Huub Stevens ist gesundheitlich angeschlagen, seine Mannschaft sportlich. Die Chefs beim VfB Stuttgart tun sich vor dem Duell gegen Borussia Dortmund schwer, positive Ansätze für die Rettung zu finden.

Stuttgart - Huub Stevens war am Freitag in doppelter Hinsicht verschnupft: Zum einen plagte den Niederländer eine Erkältung, zum anderen war der 60-Jährige immer noch fassungslos darüber, wie leichtfertig seine Mannschaft am Mittwoch in Nürnberg die Chance weggeworfen hatte, sich ein Stück aus dem Abstiegsstrudel zu befreien. „Ich bin erkältet, aber hilflos bin ich nicht“, sagte der Trainer. Er will und muss vor dem Duell gegen die Borussen wieder die Kampfbereitschaft seiner Profis wecken. Das Spiel wird nach der Pleite in Nürnberg die Frage beantworten, die sich die weiß-rote Fangemeinde seit Mittwoch stellt: Wie viel Leben steckt noch im VfB? Eine Frage, die sich auch Präsident Bernd Wahler vor dem Duell gegen Borussia Dortmund an diesem Samstag (15.30 Uhr, Mercedes-Benz-Arena/live auf Sky) stellen wird. Er hatte sich eigens zur obligatorischen Fragerunde eingefunden.

Stevens gab sich kämpferisch vor einem langen, kräftezehrenden und unerbittlichen Herzschlagfinale. „Ich habe noch Vertrauen in die Mannschaft. Wir brauchen eine gute Aggressivität, um in die Zweikämpfe zu kommen“, sagte Stevens. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, der verängstigten Mannschaft eine Struktur und eine Ordnung zu verpassen, mit der sie bestehen kann. Noch sieben Spiele, noch siebenmal Anspannung pur – dann wird feststehen, ob der Erfinder der stehenden Null das Stuttgarter Schreckensszenario Abstieg verhindern kann.

Stevens hat Reizpunkte gesetzt, gemeinsame Mahlzeiten eingeführt, Handys verboten, im Trainingsbetrieb mussten die Profis mit Stutzen und Schienbeinschoner zu Werke gehen. Vier Punkte aus drei Spielen gegen Konkurrenten um den Verbleib in der Liga waren die kärgliche Ausbeute. Und darum tun sich alle Verantwortlichen im Roten Haus vor dem Spiel gegen Dortmund schwer, positive Ansatzpunkte für eine finale Rettung zu finden.

„Der Auftritt in Nürnberg hat uns alle irritiert“, sagte Fredi Bobic, der parallel die Planungen für eine ungewisse Zukunft vorantreiben muss. „Ich mach’ mir viele Gedanken, in aller Ruhe“, sagte der Sportvorstand. Ruhig bleiben und auf seinen leitenden Angestellten vertrauen will auch der Präsident, der täglich böse Briefe bekommt. „Alle haben Angst um den VfB. Intern arbeiten wir auf, wie es so weit kommen konnte“, sagte Wahler. Die Ergebnisse dieser inneren Einkehr kann Huub Stevens nicht abwarten. „Ich muss jetzt aus der Truppe das Beste herausholen“, sagte Huub Stevens.

Gegen Dortmund wird sich der VfB nicht darauf verlassen können, dass die Klopp-Elf ähnlich verschwendungssüchtig mit ihren Torchancen umgeht, wie unter der Woche beim 0:0 im Revierderby gegen Schalke. Und auch nicht darauf, dass der BVB beim Gedanken an die Königlichen aus Madrid den Abstiegskandidaten Stuttgart nicht ernst nehmen könnte. „Wer Klopp kennt, weiß, dass sie nicht nur mit 50 Prozent in das Spiel gehen werden, so schön das wäre“, sagte Fredi Bobic.

Im nervenaufreibenden Endspurt ist der erfahrene Coach Huub Stevens gefordert wie selten in seiner Karriere. Er muss die Formation finden, die physisch und psychisch in der Lage ist, den Absturz zu bremsen. Klar ist: Nach dem Auftritt in Nürnberg kann es eigentlich nur noch besser werden.