Stuttgart - Die Wurzeln des Daimler-Konzerns liegen in Stuttgart. Künftig wird der Automobilbauer aber auch seine anderen Standorte weltweit stärken. Warum der Verkaufsschlager ab 2014 nicht mehr in Sindelfingen, dafür aber in den USA gebaut wird, erklärt Daimler-Chef Dieter Zetsche im Interview.

Herr Zetsche, die C-Klasse wird ab 2014 nicht mehr in Sindelfingen produziert. Ist Ihnen diese Entscheidung schwergefallen? Natürlich. Es war relativ bald erkennbar, dass die wirtschaftlichen und strategischen Fakten eine Entscheidung dieser Art fast zwingend machen. Wir haben dies aber erst endgültig entschieden, als wir eine befriedigende Lösung für die Beschäftigten gefunden hatten. Jetzt können wir einen Plan vorlegen, der trotz der Veränderungen im Produktionsverbund keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigten beinhaltet.

Haben Sie Verständnis für die Arbeitsniederlegungen in den vergangenen zwei Tagen? Bei Mitarbeitern, die teils über Generationen hervorragende Leistungen gebracht haben, entsteht schon mal das Gefühl, dieses Modell gehöre sozusagen ihnen. Eine Verlagerung wird insofern als Enttäuschung empfunden, dafür habe ich vollstes Verständnis. Richtig ist aber auch, dass es den Mitarbeitern an erster Stelle um einen sicheren Arbeitsplatz geht. Wenn die erste Emotionalität vorüber ist, wird der Großteil der Mitarbeiter anerkennen, dass genau das auch für uns von Bedeutung war.

Die Arbeitsniederlegungen treffen Daimler auch wirtschaftlich. Haben die Beschäftigten Konsequenzen zu fürchten? Ich gehe davon aus, dass wir uns nächste Woche mit dem Betriebsrat sachlich über die Sicherung von Arbeitsplätzen in Sindelfingen unterhalten werden und ein einvernehmliches Ergebnis finden. Nicht jede Aktion war aus unserer Sicht nachvollziehbar. Wir bewerten die Situation mit Augenmaß und werden die Entwicklung weiter beobachten.

Welchen Grund gibt es, die C-Klasse außer in die USA auch nach Bremen zu verlagern? Der simple Grund liegt darin, dass wir die Produktion in Deutschland an einem Standort zusammenfassen wollen. Das ist wirtschaftlicher, als die Montage wie heute zu splitten. Da Bremen täglich mehr Fahrzeuge produziert als Sindelfingen, war es einfacher, weitere 200 Einheiten dorthin zu verlagern als umgekehrt.